Tina Hoffmann

Freie Texterin und Journalistin, Berlin

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Das sind die 9 geheimnisvollsten Orte in Brandenburg

Bei einem Urlaub in Brandenburg müssen nicht nur die prächtigen Schlösser der Hohenzollern und Unesco-Welterbestätten in Potsdam auf dem Reiseprogramm stehen. Auch abseits ausgetretener Pfade gibt es in dem Bundesland einiges zu entdecken.

Dem Verfall preisgegebene Bauwerke, die sich die Natur inzwischen zurückerobert, Orte voller spannender oder geheimer Geschichten und atemberaubende Wasserwege im Nebel - lass dich von diesen sagenumwobenen Sehenswürdigkeiten in den Bann ziehen und plane deinen nächsten Trip nach Brandenburg.

1. Lost Place von oben: die Beelitz-Heilstätten

Unbestritten der bekannteste verlassene Ort in Brandenburg: Die einst größte Heilanstalt Europas zieht Reisende aus nah und fern an. Kein Wunder, gibt es hier doch gleich 60 Gebäude zu bestaunen, die sich inmitten eines urwüchsigen Waldes verteilen und fast geisterhaft wirken.

Doch der Zauber entfaltet sich hier nicht nur durch die geheimnisvolle Anlage des einstigen Tuberkulose-Krankenhauses, sondern auch durch den Perspektivwechsel: Das Areal kann von allen Schwindelfreien aus luftiger Höhe erkundet werden. Auf dem 700 Meter langen Baumkronenpfad „Baum & Zeit" kannst du nicht nur den Blick über die Anlage genießen, sondern erfährst auch Wissenswertes über die spannende Geschichte des Ortes sowie über die hier vorkommenden Baumarten.

Für einen Adrenalinkick sorgen Höhenerlebniselemente wie das Zitter-Gitter oder das Skyboa. Willst du dir die Gebäude auch von innen ansehen, kannst du an einer der zahlreichen Führungen oder Foto-Touren teilnehmen - lass dich durch das Alpenhaus, die unterirdischen Tunnel oder die Chirurgie führen!

2. Hollywoodreif: Chemiefabrik Rüdersdorf

Ein bisschen wirkt der Anblick der riesigen kaputten Schlote wie nach einer Apokalypse. Das haben auch Filmschaffende längst erkannt, darum wird das ehemalige Chemiewerk Rüdersdorf auch immer wieder als Kulisse genutzt.

Hier entstanden nicht nur Szenen für Hollywood-Produktionen wie „Enemy at the Gates", „Die Tribute von Panem" und „Inglorious Basterds" von Quentin Tarantino, sondern auch für die Serie „Homeland" und die mitreißende Netflix-Produktion „Dark" wurde der einstige Industriestandort genutzt - nicht überraschend als Atomkraftwerk nach einem Reaktorunfall.

Zwar kannst du den geheimnisvollen Ort nicht auf eigene Faust erkunden, aber die vielen Angebote des Museumsparks Rüdersdorf nutzen. Historische Führungen, Geocaching, Fossiliensuche oder auch eine Fackelwanderung gehören zu den zahlreichen Möglichkeiten rund um die Ruinen. Aktive Gäste schließen sich einer geführten Mountainbike- oder Kajak-Tour an. In einer Ausstellung kannst du zudem Wissenswertes zur Zementherstellung erfahren.

3. Lost Place in der Uckermark: die Ruine Hohenlandin

Ein absolutes Highlight in Brandenburg für Fans von Lost Places findest du in der schönen Uckermark: die Ruine Hohenlandin. Das Herrenhaus entstand in den 1860er-Jahren und wurde im normannischen oder auch Tudorstil erbaut. Zwar blieb das Anwesen im Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschädigt, ab den Siebzigerjahren geriet es jedoch zunehmend in Vergessenheit.

Gut für alle, die gerne zu verlassenen Orten pilgern, denn nun ist es mit seinen filigranen Terrakottafiguren am Balkon und dem hoch aufragenden Turm für Lost-Places-Fans ein richtiger Anziehungspunkt und zudem legal und frei zugänglich. Schlendere bei deinem Besuch am besten auch durch den umliegenden Schlosspark, der im Jahr 1822 vom berühmten Gartenkünstler Lenné gestaltet wurde und wo sich heute oftmals eine Herde Schafe als natürlicher Rasenmäher betätigt.

Sehenswert ist auch der nahe Ortsteil Niederlandin, wo es zwar kein Herrenhaus mehr gibt, wo du aber noch Überreste des dortigen Schlossparks findest. Außerdem gibt es eine geheimnisvolle neogotische Grotte zu bewundern.

4. Entlang märchenhafter Wasserwege im Briesetal

Vor allem für Berlinerinnen und Berliner sind diese verwunschenen Auenwälder ein perfektes Ausflugsziel, denn man erreicht sie schnell mit der S-Bahn. Schon kurz nach dem Bahnhof Birkenwerder tauchst du hier in eine andere Welt ein, spazierst über Holzbohlenstege über dem Wasser, aus dem Totholz ragt und sich ein einzigartiges Ökosystem entwickeln konnte.

Also sei ein bisschen geduldig und schau dich um - wo Blasen zwischen tiefgrünen Wasserpflanzen aufsteigen, kannst du vielleicht See- oder Moorfrösche erspähen. Besonders mystisch ist hier eine Wanderung, wenn sich ein leichter Nebel über die Wasseroberfläche legt. Zwar kannst du hier nicht wie in den Kanälen des Spreewalds per Kahn oder Kajak umherschippern, dafür ist das Erlebnis deutlich einsamer und darum auch viel geheimnisvoller als das bekanntere Brandenburger Wasserparadies.

Festes Schuhwerk ist ein Muss, denn manche Brücken, die von einem Ufer ans andere führen, sind teilweise überflutet. Wer mit Kindern auf Entdeckungsreise geht, kann auch noch in den Kletterpark Mini Monkey oder in die Waldschule Briesetal, wo man viel über die heimischen Tiere und Pflanzen erfährt.

5. Zeitreise in die DDR: Waldsiedlung Wandlitz

Einst war dieser Ort völlig abgeschottet von den normalen Bürgerinnen und Bürgern, denn er war exklusiv für die politische Elite der DDR vorgesehen. Und wie es oft passiert, wenn etwas nicht zugänglich ist, entwickelten sich mit der Zeit viele Legenden und Mythen von goldenen Wasserhähnen und Luxuspalästen.

Walter Ulbricht, Erich und Margot Honecker, Egon Krenz und Erich Mielke sind nur einige der berühmten Anwohnerinnen und Anwohner, die hier nahe Bernau im Lauf der Geschichte residierten. Seit dem Jahr 2017 stehen 23 Gebäude des Areals unter Denkmalschutz und sind für alle Neugierigen zugänglich.

Auf zahlreichen Infostelen bekommst du anhand von historischen Fotos und Infotexten einen Einblick in das damalige Leben. Doch wo ist der hier lange Zeit vermutete Prunk und Protz? Fantasie und Wirklichkeit klaffen in diesem geheimnisvollen Relikt eines untergegangenen Staates doch ziemlich weit auseinander. Umso spannender zu sehen, wie sehr sich Gerüchte in den Köpfen festsetzen und sich verselbstständigen können.

6. Die Pulverfabrik und das Feuerwerkslaboratorium Kirchmöser

Ganze 400 Fabrikgebäude gehörten einst zur Königlich-Preußischen Pulverfabrik, die Tausende Mitarbeitende beschäftigte und 1915 errichtet wurde. Das Feuerwerkslaboratorium ist Teil dieser gewaltigen Produktionsstätte. Wo einst Zünder und Granaten hergestellt wurden, zog nach Ende des Zweiten Weltkrieges die Rote Armee ein.

Doch seit 1993 werden die Industriebauwerke nicht mehr genutzt und verfallen zusehends. Wer sich einen Überblick über das einstige Verwaltungsgebäude, das Kraftwerk, das Kesselhaus und die vielen anderen Gebäude verschaffen möchte, der kann sich selbstständig auf den Weg machen und dem Industrielehrpfad Kirchmöser folgen.

Spannende Hintergrundinformationen bieten die Schautafeln entlang der zwei Rundgänge, die sich für Lost-Places-Fans ebenso eignen wie für Geschichtsinteressierte. Übrigens ist auch der 60 Meter hohe Wasserturm aus dem Jahr 1916 - das Wahrzeichen des Ortes - Teil der ehemaligen Pulverfabrik. Auf Anfrage kann dieser sogar bestiegen werden und bietet eine fantastische Aussicht.

7. Verlassener Ort am Wasser: die Lungenheilanstalt Grabowsee

Ähnlich wie der gigantischen Anlage in Beelitz erging es auch der riesigen Lungenheilanstalt nahe Oranienburg: Sie wurde nicht mehr als Krankenhaus genutzt und irgendwann sich selbst überlassen. Zwar stehen hier schon seit Jahren Pläne einer weiteren Nutzung beziehungsweise Sanierung im Raum - noch kannst du den Lost Place allerdings in seinem verfallenen Zustand besuchen.

Zwar ist es eingezäunt, allerdings dürfen sich Neugierige gegen Eintritt und nach vorheriger Anmeldung und auf eigene Gefahr mehrmals die Woche auf dem weitläufigen Areal umsehen. Die Lage direkt am Grabowsee macht einen Besuch dabei zusätzlich besonders lohnenswert und du kannst das Gewässer auf einem knapp neun Kilometer langen Wanderweg komplett umrunden.

Errichtet wurde die Heilstätte übrigens Ende des 19. Jahrhunderts vom Deutschen Roten Kreuz, und wie auch andere geheimnisvolle Orte in Brandenburg diente sie bereits mehrfach als Filmkulisse. Unter anderem entstanden hier Szenen für die Hollywood-Produktion „Monuments Men" mit großen Stars wie Matt Damon, Bill Murray und George Clooney.

8. Urwüchsige Natur entdecken am Nonnenfließ

Keine Lust auf noch mehr Lost Places? Dann schnür die Wanderstiefel und mach einen Ausflug zum Nonnenfließ, wo moosbewachsene Bäume entlang des namensgebenden Wasserlaufs deine Wanderung begleiten. Hier bist du so richtig in der Natur und kannst dich auf matschige Etappen ebenso einstellen wie auf Baumstämme, die überklettert werden müssen.

Auch hier entfaltet sich der ganze Zauber der Szenerie vor allem, wenn du nicht bei bestem Sommerwetter aufbrichst, sondern an einem etwas nebligen Tag oder bei leichtem Nieselregen. Das viele Moos erstrahlt dann in einem ganz besonders satten Grün. Andererseits kannst du ohne Nebelschwaden mehr Glück bei Tierbeobachtungen haben. Nicht selten bauen Biber hier ihre Staudämme, also pack vielleicht auch ein gutes Fernglas ein.

Erwanderst du das Fließ in dem Naturschutzgebiet entlang beider Ufer hin und zurück an Eberswalde, dann hast du knapp 19 Kilometer Marsch vor dir. Wer weniger ambitioniert ist, der kann sich natürlich auch für die Hälfte entscheiden.

9. Heeresversuchsanstalt Kummersdorf: die Wiege der Raumfahrt

Sowohl zur Zeit des Kaiserreiches als auch während der Zeit des Nationalsozialismus war das Areal südlich von Berlin eine gefährliche Sperrzone, denn hier wurden Panzer und Kanonen getestet. Doch nicht nur. Bereits in den frühen 1930er-Jahren forschte Wernher von Braun hier an Raketenantrieben.

In einem kleinen, bunkerähnlichen Betonbauwerk nahm somit die Raumfahrt ihren Anfang. Heute kannst du vor Ort umgeben von einem Kiefernwald die Ausstellung des Historisch-Technischen Museums besichtigen, die die Entwicklung der Heeresversuchsanstalt ab 1875 beleuchtet, oder das Gelände im Rahmen einer der regelmäßig angebotenen Führungen erkunden, die jedoch oftmals schon lange im Voraus ausgebucht sind.

Auf eigene Faust ist der Besuch nicht gestattet, denn noch immer könnte sich gefährliche Munition abseits der Wege im Boden befinden. Auch einsturzgefährdete, unterirdische Bauwerke stellen eine Gefahr dar - ein Besuch wird darum auch in den gesicherten Bereichen immer von ein bisschen Gänsehaut begleitet.

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