Für die meisten Studierenden klingt es wie das
absolute Paradies: Sommer, Sonne, Strand, ferne Länder und gemeinsam die
Unterwasserwelt entdecken. Traumhaft. Und dafür auch noch bezahlt
werden – das kann doch nur der perfekte Semesterferienjob sein. So manch
ein/e Studierende/r hat das Tauchen schon zu seinem Nebenjob werden
lassen. Doch ist es tatsächlich der Traumjob, für den ihn viele halten?
"Viele junge Menschen, die gerade einen Tauchschein gemacht haben, entdecken ihr neues Hobby als eine Leidenschaft", erzählt Volker Saß, Inhaber des Tauchsportzentrums Stuttgart, während er Pressluftflaschen an einen Kompressor anschließt. "Natürlich ist Tauchen gerade für Studierende eine sehr kostspielige Sache. Deshalb schlagen viele die professionelle Richtung ein. Das heißt, sie lassen sich in weiterführenden Kursen zum Divemaster, dem Tauchlehrerassistenten, oder sogar zum Tauchlehrer ausbilden und arbeiten dann überall auf der Welt an Tauchbasen." Klingt gut. Doch wie sieht das für die Studierenden in der Praxis aus?
Felix Schneider studiert an der Dualen Hochschule in Stuttgart und hat genau diesen Weg bestritten. Noch bevor er sein Studium begann, absolvierte er die Ausbildung zum Divemaster an einer Tauchschule in Ägypten. Im Rahmen eines bezahlten Praktikums erhielt er so im Gegenzug für seine Mitarbeit die Ausbildung. Diese Praxis ist im Ausland weit verbreitet. Volker wägt ab: "Bei uns zahlt man zwar für die Ausbildung, kommt aber relativ schnell zu seinem Abschluss und kann dann arbeiten gehen. Wenn man die meist sechsmonatige Zeit des 'Sich-Verpflichtens' gegenrechnet, ist es allemal günstiger, für die Ausbildung zu bezahlen und dann arbeiten zu gehen."
Für Felix war das trotzdem keine Option, denn er wollte ins Ausland, und das so schnell wie möglich. Nachdem er mit seiner Ausbildung in Ägypten fertig war, blieb er in gutem Kontakt mit den Besitzern und konnte so in allen seinen Ferien wieder mithelfen. "Auf Zeit ist es definitiv ein Traumjob", erzählt Felix mit einem Grinsen im Gesicht. "Man genießt die Sonne, den Strand, das Meer, aber auf Dauer könnte ich mir das nicht vorstellen. Zu einseitig." Trotzdem würde er den Job jedem weiterempfehlen. "Man lernt neue Freunde kennen, erfährt viel über fremde Kulturen, trifft dieunterschiedlichsten Charaktere."
Der Jurastudent Sebastian Schäfer hat seinen Divemasterkurs in Australien auf einem Liveabord gemacht. Das ist ein Boot, auf dem die Taucher mehrere Tage bleiben und in Kajüten übernachten. "Finanziell gesehen ist es definitiv kein Traumjob", erzählt der 25-Jährige. "Ich persönlich hab es aber auch nie gemacht, um Geld zu verdienen, sondern um selber die Möglichkeit zu bekommen, tauchen zu gehen. So konnte ich mehrere Wochen im Jahr tauchen gehen, ohne dass ich mich in Unkosten gestürzt habe. Das Geld, das ich dabei verdiene, gebe ich für die Flüge und das Leben vor Ort aus. Ich würde sagen, man arbeitet kostendeckend."
Ähnlich wie Felix sieht auch Sebastian viele weitere Vorteile. "Der Job lohnt sich alleine schon deshalb, weil man für eine gewisse Zeit dem Alltagstrott entfliehen und einfach nur die Seele baumeln lassen kann. Man lernt fast täglich neue Leute aus der ganzen Welt kennen und macht viele interessante Erfahrungen. Insbesondere in den arabischen Ländern spielt für mich der kulturelle Austausch mit den Einheimischen eine wichtige Rolle. Außerdem glaube ich auch, dass man viele Dinge lernt, die im späteren Berufsleben von Vorteil sein können, sei es, dass man lernt offen und aufgeschlossen auf fremde Menschen zuzugehen oder den Umgang mit Kunden erlernt. Auch der Erwerb bzw. die Vertiefung der eigenen Fremdsprachenkenntnisse kann sicherlich später sehr hilfreich sein."
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