Arbeiten im Ferienlager: Es ist einer der heißesten Tage bisher in diesem Sommer, die Sonne brennt, auch im Schatten sind es fast 38 Grad, und Bettina Röhrig, 48 Jahre alt, macht eine Pause vor dem großen Verpflegungszelt. Wie jeden Tag während ihres dreiwöchigen Sommerurlaubs ist sie seit 7 Uhr im Einsatz. Röhrig gehört zum Team, das auf einem waldigen Stück unweit einer Hauptverkehrsstraße im Kölner Osten eine große Ferienfreizeit organisiert. Hövi-Land heißt dieses Angebot, das 1994 als ökumenisches Projekt der katholischen und evangelischen Gemeinden in den sozial schwierigen Kölner Stadtteilen Höhenberg und Vingst entstand. Hövi-Land ist heute eine Institution - und für die freiwilligen Helfer wie Bettina Röhrig ist es gar keine Frage, dass dies genau der richtige Ort ist, um den Sommerurlaub zu verbringen.
Drei Wochen hat sie sich freigenommen von ihrer Arbeit beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben. Eine Woche Sonderurlaub bekommt sie von ihrem Arbeitgeber für gemeinnütziges Engagement, die beiden weiteren Wochen zieht sie aus ihren regulären Urlaubstagen. Jeden Tag während dieser drei Wochen ist Röhrig von morgens 7 bis abends um 6 im Einsatz, bereitet ein Frühstück, organisiert Verpflegung für die anderen Betreuer der insgesamt mehr als 500 Kinder und Jugendlichen, schmiert Brötchen, besorgt Eis, macht Kaffee und kümmert sich um ihre Besucher.
Bislang hat sie dem Hövi-Land 15 Wochen Urlaub gespendet, denn Röhrig ist bereits im fünften Jahr als ehrenamtliche Helferin dabei. Doch sie selbst redet lieber von „Investitionen". Denn sie merkt jeden Tag, dass das, was die Betreuer hier für die Kinder aus der Nachbarschaft tun, glücklich aufgenommen wird. „Es ist so schön hier, weil ich von den Kindern und Jugendlichen ganz direkt und ehrlich Dank erfahre", sagt Röhrig. Eine willkommene Abwechslung zu einem Berufsleben, in dem es viel um Akten geht. Hier merkt sie sofort die positiven Wirkungen ihrer Arbeit, und sei es nur, wenn es kühle Getränke gegen die Hitze sind. Eine produktive Auszeit also, und gleich nach dem Abbau der Ferienanlage in Vingst wird Röhrig wieder eintauchen in den Beruf, ganz ohne Zeit zum Verschnaufen.
Doch das stört sie nicht. Denn sie redet, ebenso wie auch ihre Kollegin Sandra Kuhl, 46 Jahre, von einem „Virus" - für den man allerdings empfänglich sein müsse. Diese Arbeit während der Urlaubszeit stecke an, wenn man ein Gespür für diese Art der Leistung habe. Das muss man spätestens glauben, wenn man mit Heinz Preuß spricht. Der Mann ist 64 Jahre alt, seit jüngstem Rentner, doch die Technik im Hövi-Land betreut er noch immer. Im zweiundzwanzigsten Jahr ist Preuß dabei, drei Wochen am Stück. Bislang hatte er sich dafür immer Urlaub genommen. „Diese Arbeit ist so sinnvoll, dass sie für mich Erholung pur bedeutet", sagt Preuß.
Bloß nicht wegWenn Stefan Haber daran denkt, wie Kollegen und Bekannte derzeit nach Norden und Süden schweifen, ist er froh. Froh, dass er da nicht mitmachen muss, dass er zu Hause bleibt, dass er arbeitet und sich ansonsten auf den heimischen Gartenstühlen entspannt. „Ich habe einfach kein Bedürfnis, im Urlaub fremde Orte, fremde Kulturen, fremde Dinge zu erleben", sagt der Mittvierziger.