1 Abo und 1 Abonnent
Artikel

SPIEGEL ONLINE: Vergleichsportale: Wie gut sind Check24, Verivox und Co. wirklich?

Der günstigste Strom, die passende Kfz-Police: Vergleichsportale zeigen angeblich die beste Leistung zum besten Preis. Aber stimmt das? Gegen Check24 wurde nun Klage erhoben. Der Vorwurf: unlauterer Wettbewerb.

Stichtag 30. November: Ein wenig Zeit bleibt noch, um die Kfz-Versicherung zu wechseln. Also ab ins Internet und das nächste Vergleichsportal aufrufen. Schnell ein Häkchen beim Fahrzeugmodell, noch die Kontaktdaten eingetippt: Schon baut sich eine lange Liste mit Kfz-Versicherungsangeboten auf - das günstigste ganz oben. Noch ein Klick auf den Wunschtarif - Vertrag abgeschlossen.


Das klappt nicht nur bei Versicherungen, sondern auch bei Reisen oder Mobilfunkverträgen. Doch besonders das Geschäft mit den Versicherungen ist dem Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) ein Dorn im Auge. Der Verband mit rund zehntausend Mitgliedern hat Anfang September Klage gegen Check24 eingereicht.


Der BVK wirft dem Vergleichsportal unlauteren Wettbewerb vor: Check24 tarne sich als neutrales Preisvergleichsportal, fungiere aber als Versicherungsvermittler, da es Tarife gegen Provision verkaufe. Dabei halte es sich nicht an die strengen gesetzlichen Vorschriften für Versicherungsvermittler: Es fehle eine "Leistungs- und Bedarfsanalyse sowie eine umfassende Beratung", sagt BVK-Präsident Michael Heinz.


Check24 äußert sich zum laufenden Verfahren nicht. Tatsache ist, dass das Portal wie die meisten Mitbewerber Beratung am Telefon oder im Chat anbietet. Ob die Vorwürfe des BVK dennoch zutreffen, muss das Landgericht München beurteilen. Ein Termin für den Prozess steht allerdings noch aus.


Doch unabhängig davon lenkt die Klage den Blick auf einen Kritikpunkt, den Verbraucherschützer immer wieder ansprechen: Prinzipiell halten sie Vergleichsportale zwar durchaus für sinnvoll, "um bei der Vielzahl an Tarifen überhaupt einen passenden zu finden", wie Udo Sieverding von der Verbraucherzentrale NRW sagt. Allerdings ärgerten sich Verbraucherschützer gerade darüber, "dass manche Portale bewusst als unabhängige Verbraucherportale werben".


Tatsächlich ist es für die Kunden wichtig zu wissen, dass die Portale zum großen Teil von den Provisionen der Anbieter leben. Denn das wirkt sich gleich in mehrfacher Hinsicht auf deren Angebot aus:


  • Verbraucher wollen das beste Produkt - Portale hohe Provisionen
Das Geschäftsmodell der Portale fördert eindeutige Anreize: Je mehr Provision fließt, desto besser. Für sie ist es also von Vorteil, wenn Kunden Tarife kaufen, die den Portalen auch hohe Provisionen einspielen. Verbraucherschützer vermuten, dass die Vergleichsportale die Voreinstellungen für die Tarifsuche so wählen, dass solche Tarife möglichst weit oben in den Trefferlisten landen. Die meisten Nutzer würden diese Voreinstellungen nämlich nicht ändern: "Betrug ist das nicht, aber nach unseren Erfahrungen fühlen sich Kunden getäuscht", sagt Verbraucherschützer Sieverding. Die Portale weisen das zurück.

Doch den Portalkonzernen bietet die Sortierung der Trefferlisten eine weitere Geldquelle. Sie können Anbieter beraten, wie sie ihre Tarife optimieren könnten, um einen der ersten Plätze zu ergattern. Verivox bestätigt, dass es eine beratende Dienstleistungstochter gibt. Diese biete aber lediglich IT-Werkzeuge, mit denen Firmen die Tarife ihrer Konkurrenz analysieren könnten. Eine individuelle Beratung für die Anbieter gebe es nicht.

Verbraucher können sich auf Wunsch ebenfalls beraten lassen - doch wie bei Banken und Versicherungen üblich, verdienen auch die Berater der Portale in der Regel umso mehr, je häufiger am Ende ein Vertragsabschluss steht. Zwar berate man bedarfs- und nicht provisionsabhängig, teilen Check24 und Verivox mit. Verivox zumindest aber bestätigt: "Unsere Mitarbeiter erhalten, wie in jedem Wirtschaftsunternehmen üblich, Anreize für eine hochwertige und erfolgreiche Arbeit."

Auch wenn sich manche Portale aus Sicht der Verbraucherschützer "bewusst als unabhängige Verbraucherportale" präsentieren, verschweigen sie das Provisionsmodell nicht - wenn sie auch die Hinweise darauf selten prominent platzieren. Interessiere sich ein Nutzer dafür, wie sich etwa Verivox finanziere, finde er das im "'Über uns'-Bereich, da Kunden diese Information hier erwarten", teilt Verivox mit.

Auch Check24-Sprecher Friedheim kontert den Vorwurf der Verbraucherschützer trocken: "Wir sind nicht die Stiftung Warentest."

LESEN SIE MEHR AUF SPIEGEL.DE
Zum Original