Der Frühling erwacht und es windet gar sehr. Einen sommerlichen Song präsentiert Drangsal bereits mit "Urlaub von mir", das dazugehörige Video beweist eine große Liebe für Oberflächen und ein Hadern mit der Ausstellung eigener Krisen. Oberflächliche Texturen sind auch bei der israelischen Psycho-Trap-Band Wackelkontakt im Fokus, allerdings im Zusammenspiel mit Deleuze und Guattari, mit Fischbrötchen und Lyrik. Das Musikvideo wird damit eine eher verstörende Wirkung haben, bleibt aber interessant, auch wenn Till und Charlie den Sinn des Ganzen nicht entschlüsseln können. Postmodern ist es jedenfalls, womit eine gewisse Endzeitstimmung einhergeht: Die bedienen auch die Frankfurter Jungs von PZK, jedoch in Form eines Videospiels, in dem die EZB aufgebläht und die Commerzbank vermietet wird. Von der Instabilität der Wolkenkratzer geht es direkt hinein in eines der Bürogebäude: Bonnie Banane bringt Trennung, Verhörsituation und den Cha-Cha-Cha in ihrem Musikvideo zusammen. Das Gefühl diffusen Unbehagens hingegen findet sich bei Little Simz wieder, aufgebauscht in einem ebenso egozentrischen wie monumentalen Video zur neuen Single "Introvert". Das Werk steckt voller Symbolik, bis man gar nicht mehr genau weiß, was los ist. Anders sieht das bei "signs" von Dua Saleh aus: Die Symbolik zielt genau ab auf eine Metareflektion gängiger Codes der HipHop-Kultur. Also, Sie sehen: Alles hängt irgendwie zusammen, aber vielleicht auch nur ganz lose.
Till Wilhelm
Journalist & Fotograf, Berlin
Kolumne
Visualizing Music - Die besten Musikvideos des Monats: April 2021
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