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Wahlkampf und Nachrichten: Kein RTL-Account für CDU-Influencer

Fast eine halbe Million Abonnenten hat der Instagram-Auftritt von „RTL Aktuell". Diese Reichweite sollte an diesem Donnerstag zeitweise an die Macherinnen von „Insta.Politik" abgegeben werden, einem „parteiübergreifenden Erklärkanal", wie ihn seine beiden Gründerinnen Lara Urbaniak und Janine Klose bezeichnen. Immer wieder vergeben Medien wie zum Beispiel die Wochenzeitung Zeit ihre Twitter- oder Instagram-Accounts an hinreichend prominente Gesichter. Am Mittwoch Abend hatten Lara Urbaniak und Janine Klose auf Insta.Politik das „Kapern" des RTL-Nachrichtenaccounts angekündigt. Der Haken: Urbaniak ist Referentin in der CDU-Pressestelle, Klose ist wissenschaftliche Mitarbeiterin eines CDU-Abgeordneten.

Dass kurz vor der Bundestagswahl die Reichweite von RTL einer Mitarbeiterin der CDU-Pressestelle überlassen werden soll, blieb in den sozialen Medien nicht unbemerkt. So schrieb Benni Koester aus dem Presseteam des SPD-Politikers Kevin Kühnert am gestrigen Abend auf Twitter, er sei womöglich etwas voreingenommen , der Vorgang komme ihm dennoch „schon schräg" vor. Kühnert ergänzte per Kommentar: „Hupsi".

Am Donnerstag reagierte RTL auf die Kritik und sagte die Übernahme des eigenen Kanals kurzfristig ab. Der Sender stellte weiterhin klar: „Es gibt grundsätzlich keine Übernahme unserer journalistischen Kanäle". Es sei hier „schlicht und einfach ein Fehler im Social Media-Team" passiert, schrieb der Kölner Privatsender auf Twitter.

„Fehler des Social-Media Teams"

Etwas kurioser wurde der Vorgang, als der Journalist Daniel Anibal Bröckerhoff kurz darauf eine Anfrage von RTL Aktuell vom 10. August veröffentlichte, die ihn ebenfalls zur Übernahme des „RTL-Aktuell"-Kanals im September anwerben wollte. „Scheint ja ein länger geplanter Fehler in der Social Media-Redaktion gewesen zu sein", kommentiert er den Vorgang. Auf Twitter teilte inzwischen der Deutsche Journalisten Verband (DJV) einen Aufruf, sich zu melden, wenn man ebenfalls von RTL angeworben wurde.

Worin genau der „Fehler" liegt, von dem man bei RTL spricht, bleibt bislang offen. „Allein die Idee ernsthaft zu verfolgen, sagt viel über das Verständnis von Journalismus und die Rolle von Social Media aus", kommentierte die Grünen-Abgeordnete Margit Stumpp den Vorgang. Es gäbe schließlich auch im Netz die Pflicht, die redaktionellen Inhalte unabhängig zu gestalten. Urbaniak und Klose selbst sehen in dem Vorgang offenbar keine Probleme und verweisen in einer kurzen Stellungnahme auf Instagram lediglich darauf, dass es „Diskussionen um ihren geplanten RTL-Takeover" gäbe. Weshalb? "Im Wahlkampf scheinen die Gemüter besonders erhitzt zu sein." Sie haben die für RTL geplanten Inhalte - kurze Clips zu Wahlrecht, Überhangmandaten, und Kandidaten - inzwischen auf ihrem eigenen Account veröffentlicht.

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