Bruno Mars und Anderson .Paak glänzen in Silk Sonic: Es begann als Witz zwischen Freunden. In einer Nacht vor vier Jahren musizierte der R&B-Sänger und Schlagzeuger Anderson .Paak hinter den Kulissen mit Bruno Mars auf dessen Europatournee. Es muss gefunkt haben, denn sobald der Lockdown kam, haben sie sich „zusammen eingesperrt und ein Album gemacht", wie Pop-Perfektionist Bruno Mars, von dessen „Uptown Funk"-Ohrwurm sich viele noch erholen müssen, auf seinem Instagram-Profil verkündete.
Mars und .Paak eint die Liebe zur afroamerikanischen Musik der vergangenen Jahrzehnte - so klingen Silk Sonic, wie sie sich zusammen nennen, auf ihrem Debütalbum „An Evening with Silk Sonic" wie zwei Hälften, die schon immer zusammengehört haben. Nur knappe dreißig Minuten dauert die Zeitreise in eine Welt aus funkelnden Sternen, pastellfarbenen Anzügen und rosaroten Sonnenbrillen.
Die Diskokugel in Schwung bringen„An Evening with Silk Sonic" ist weniger eine reine Hommage, es ist vielmehr die Wiederauferstehung des Funk, Soul und R&B der siebziger Jahre. Neu dazu kommen Hiphop-Elemente: „Fly like me", „777" und „Skate" bringen die Discokugel in Schwung und lassen Anderson .Paak seine Klasse als Schlagzeuger unter Beweis stellen. Auf neun Songs wird man von der Freude angesteckt, die in jeder Harmonie und jedem überraschenden Akkordwechsel steckt. Bei „Apple Music" berichten Mars und .Paak vom Blättern in alten Magazinen auf der Suche nach den richtigen Trommeln oder Gitarrenpicks. Diese Detailverliebtheit, gepaart mit dem Überfluss an musikalischem Talent des Duos, lässt diese Show zu einer Verbeugung vor der Vergangenheit werden.
So gab Bootsy Collins, der Bassist von Parliament-Funkadelic, Silk Sonic ihren Namen und führt die Zuhörer mit samtweicher Stimme durch das fiktive Abendprogramm des Albums. Silk Sonic verzichten dabei gänzlich auf die komplexen Identitätsfragen aus Paaks' Musik, spielt dafür lieber in Bruno Mars' Popuniversum, in dem man schöne Frauen begehrt („After Last Night"), seinen Monte Carlo Coupé besingt („Fly as me") oder verlassen im Regen der Geliebten hinterher trauert („Put on a smile").
Damit einen der Kitsch nicht überwältigt, geschieht alles mit einem Augenzwinkern: „Not to be dramatic but I wanna die" singt Anderson .Paak in „Smoking Out The Window" und schmeißt sich im Musikvideo aus lauter Herzschmerz auf den beigen Teppichboden. So gelingt Silk Sonic eine Karikatur, die zum Kunstwerk wird - ein Witz zwischen zwei Freunden, der genial geworden ist. Bei den vereinzelten Live-Auftritten überzeugt das Duo nicht nur mit Samtanzügen und kleinen Tanzeinlagen, sondern auch mit neuen Variationen ihrer Songs - als wolle Bruno Mars der Welt beweisen, dass er wirklich jede Note singen kann. Zum großen Finale schweben wir in „Blast Off" jenseits der Stratosphäre und beenden die Show tanzend auf den Ringen des Saturn. „We'll watch the world go crazy from outer space", singt Mars. Wer kann ihm die Flucht ins Weltall verübeln - es hat schon schlechtere Momente für etwas musikalischen Eskapismus gegeben.