Hilary Mantel galt seit dem Erscheinen der Romane "Wölfe" und "Falken" als Königin des Historienromans. Am 22. September ist sie im Alter von 70 Jahren gestorben.
Von Thomas David
Mit "Wölfe" und "Falken", ihren preisgekrönten Romanen über das England der Tudors, hat sich die britische Schriftstellerin Hilary Mantel Weltruhm erschrieben. Schon mit "Brüder", ihrem 1992 erschienenen Roman über die Französische Revolution, verhalf sie dem Historienroman zu neuem literarischen Ansehen. Mantel entwarf darin nicht nur ein detailreiches, farbenprächtiges Tableau des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Sie erzählte eine zeitlose Parabel über den schicksalhaften Sog der Macht und die Unbehaustheit menschlicher Existenz. Wie in der Saga über den Aufstieg ihres Protagonisten Thomas Cromwell am Hofe Heinrichs VIII. verschmolz sie schon in "Brüder" das Politische und das Private zu einer Erzählung, die das komplizierte Netz der Intrigen ausleuchtete, das sich hinter einer Parole wie "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" verbarg. Thomas David hat die Schriftstellerin vor vier Jahren in England getroffen.