Honigbienen leben in ständiger Gefahr. Pestizide in der Landwirtschaft und Krankheitserreger wie die Varroa-Milbe, Parasiten und Pilze machen den Imkern und ihren Tieren das Leben schwer. Dass es dabei um weit mehr geht als um leckeren Honig auf dem Frühstückstisch, ist mittlerweile bekannt - denn ohne die Bienen würde wohl ein Großteil der Nahrungsmittelversorgung zusammenbrechen.
Doch wie können wir den Bienen helfen? Was können wir tun, um unseren wichtigsten Bestäuber zu erhalten? Wir stellen Ihnen vier Ideen von Bienenschützern, Imkern und Wissenschaftlern vor.
Biologische PflanzenschutzmittelPestizide sind heutzutage Alltag in der Landwirtschaft. Sie sollen Pflanzen gegen lästige Insekten schützen und gleichzeitig Nützlinge wie die Honigbiene schonen - doch das ist ein schmaler Grat. Wir berichteten bereits ausführlich über die möglichen Auswirkungen von Pestiziden auf das Bienensterben und die Beeinträchtigung ganzer Ökosysteme. Doch Bauernverbände und die Agrarindustrie drängen trotz der Gefahr weiter auf den Einsatz von Pestiziden. Nur so könnten Ernteerträge gesichert werden, lautet die Argumentation.
Während erste Studien dieses Argument widerlegen, bieten sich sensibilisierten Landwirten heute auch biologische Alternativen zu konventionellen Pflanzenschutzmitteln. Eine dieser Alternativen ist ein Stoff aus dem Gift der australischen Trichternetzspinne. Britischen Wissenschaftlern ist es gelungen, aus diesem Gift und den Lektinen von Schneeglöckchen den Wirkstoff Hv1/GNA zu generieren, ein bienenfreundliches Biopestizid. Selbst akute, chronische Dosen des Stoffs waren für Bienen unschädlich - gegen die üblichen Schädlinge, die sonst mit Neonikotinoiden behandelt werden, zeigte das Gift hingegen Wirkung. Eine Markteinführung steht derzeit aber noch aus.
Bienen als fliegende ApothekeNicht nur Fraßschäden sind ein Problem in der Landwirtschaft. Auch Pilze können Ernten zerstören. Apfel- und Kirschbauern kennen die Krankheit als Fruchtfäule, die meist auf Pilze aus der Gattung Monilinia zurückzuführen ist. Die Frucht verfault dann bereits am Baum. Um dem Pilzbefall Herr zu werden, schicken Forscher von der australischen Universität von Adelaide jetzt Honigbienen ins Rennen.
Die für die Bestäubung ohnehin schon unersetzlichen Bienen sollen in Zukunft mit einem Gegenmittel bestückt die Blüten der Obstbäume anfliegen. Dabei handelt es sich um einen parasitären Pilz, der den schädlichen Monilinia als Wirt nutzt, für das Obst und die Bienen jedoch harmlos ist. Der Vorteil liegt in der punktgenauen Anwendung durch die Bestäuber. Umweltfreundlicher als eine flächendeckende Behandlung mit Spritzmitteln, die am Ende den Bienen selbst schaden können, ist die Methode allemal.
Die Bienen-SaunaNeben Pestiziden und Pilzen ist die Varroa-Milbe das größte Problem für Honigbienen. Sie ist ein Hauptverursacher für das massenhafte Bienensterben und bereitet Imkern seit Jahren Sorgen. Varroa ist für Bienen so etwas wie Krebs für den Menschen - die Behandlung ähnelt einer Chemotherapie. Bisher wurde bei Befall vor allem auf Gift und Säure gesetzt - oft mit dem Risiko, das ganze Bienenvolk zu verlieren oder sogar schädliche Rückstände im Honig in Kauf zu nehmen. Doch damit soll jetzt Schluss sein.
Richard Rossa, Ingenieur und selbst leidenschaftlicher Imker, hat ein Verfahren entwickelt, dass er die Bienen-Sauna nennt. Die Idee dahinter ist eigentlich nicht neu. Durch den Einsatz von Wärme soll sich die Biene gesund „schwitzen", während die Milbe die Temperatur nicht überlebt. Rossa hat eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen, über die er eine erste Kleinserie der Bienen-Sauna produziert. Das Gerät soll zwischen 400 und 600 Euro kosten und hat eine Lebensdauer von 30 Jahren. Erste Anwender zeigen sich begeistert und das Finanzierungsziel von 10.000 Euro ist bereits erreicht. Eine Lösung, die für Hobby- wie Berufsimker gleichermaßen interessant scheint.
Die Bienen-BoxWenn ganze Bienenvölker sterben und die Ursachen so vielseitig sind, liegt eine Lösung doch eigentlich auf der Hand: Mehr Menschen davon zu überzeugen, Bienen zu halten. Genau diese Idee verfolgt der Verein Stadtbienen aus Berlin mit seiner Bienen-Box. Das Ziel: Bienenhaltung für jedermann. Mit der Bienen-Box können sogar Städter Bienen halten - artgerecht und mit geringem Arbeitsaufwand, jedenfalls wenn Vermieter und Nachbarn mitspielen.
Rein rechtlich darf jeder Deutsche nämlich bis zu sechs Bienenvölker halten und zwar überall dort, wo es nicht ausdrücklich untersagt ist. Bis zu 15 Kilogramm eigenen Honig pro Jahr liefert die Bienen-Box, ob auf dem Hausdach, im Garten oder auf dem Balkon. Wie bei jeder artgerechten Tierhaltung gehört natürlich auch bei der Bienenhaltung eine ausführliche Auseinandersetzung mit der Materie dazu.
Ob Bienen-Box, Biopestizide oder Bienen-Sauna - wie viel solche Ideen in der Fläche wirklich nützen, ist ungewiss. Bisher handelt es sich meist noch um Insellösungen, aber immerhin sind es vielversprechende Ansätze. Die Intensivierung der Landwirtschaft, zunehmende Monokulturen und der Einsatz von aggressiven Pestiziden bedeuten für die Honigbiene aber weiterhin eine unkalkulierbare Gefahr.