Keine Abos und 0 Abonnenten
Artikel

Tourismus: Sommer, Sonne, Öko

Copyright: Wikimedia Fernando Noronha

Die sieben halb offenen Bungalows aus lokalen Hölzern mit ihren steilen, reetgedeckten Dächern schmiegen sich unauffällig in den grünen Baumbestand direkt am weißen Sandstrand. Vom Meer aus sind die Häuschen mit dem Auge kaum zu entdecken. Dusche und Toiletten werden mit aufbereitetem Regenwasser betrieben, die Fäkalien kompostiert.

Solarzellen erzeugen den Strom. Auf eine Außenbeleuchtung der Anlagen haben die Initiatoren der Öko-Ferienhaussiedlung bewusst verzichtet, um nachtaktive Tiere nicht zu stören. Stattdessen können sich die Gäste während der Dunkelheit mit einer solarbetriebenen Taschenlampe draußen orientieren.

Sanfter Tourismus statt Bettenburg, Rasensprenger und Klimaanlage. Die Macher der Non-Profitorganisation Chumbe Island Coral Park wollen auf der weitgehend unbewohnten Insel Chumbe vor der ostafrikanischen Küste unweit von Sansibar beweisen, dass sich auch ökologisch sensible Gebiete für Urlauber erschließen lassen, ohne Schaden anzurichten.

UN will mehr Ökotourismus

Es ist höchste Zeit, dieses Kunststück hinzubekommen. Das jedenfalls fordern mehr als 105 Staaten in einer UN-Resolution, die sie Ende 2012 verabschiedet haben. Darin sehen sie im Tourismus gerade für viele unterentwickelte Länder eine große Chance, Arbeitsplätze zu schaffen und so die Armut zu überwinden. Zugleich müsse das aber in einer Weise geschehen, dass die Urlauberströme die Umwelt nicht zerstörten.

Das gilt ganz besonders für die Küsten rund um den Globus, die in den warmen Regionen von Erholungssuchenden geradezu überrannt werden. Allein knapp 25 Millionen Deutsche machen jährlich rund ums Mittelmeer Urlaub. Die Folgen sind unübersehbar: Zubetonierte Küstenabschnitte, abgeholzte Wälder, verstopfte Straßen.

Gozo macht vor, wie es in der EU geht

Diesen Wahnsinn wollen nicht mehr alle Küstenanrainer mitmachen. In Europa verfolgt verfolgt die Regierung des EU-Mitglieds Malta das ambitionierteste Projekt. Sie schwört für die kleine Schwesterinsel Gozo, etwa 70 Kilometer südlich von Sizilien gelegen, dem üblichen Massentourismus ab. Stattdessen will sie das Eiland schonend zu einer Öko-Destination umgestalten. Ziel ist der Erhalt der Umwelt und die Bewahrung der einheimischen Kultur.

Zu den Maßnahmen gehören die Einführung von Mülltrennung, die Installation von Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden und der Bau von Regenrückhaltebecken. Bisher ergossen sich die Wassermassen während der zumeist starken Regenfälle im Herbst ungebremst ins Meer. Auf ihrem Weg von den Bergketten zu den Küsten rissen sie große Mengen Unrat mit sich, der Strände und das Meer verdreckte.

Nun soll er aus den Becken entsorgt werden; die Landwirte können das zurückgehaltene Regenwasser in den heißen Sommermonaten für die Bewässerung der Felder nutzen. Und auch die Urlauber profitieren. Sie schwimmen in sauberen Gewässern und erleben ein Aufblühen der Artenvielfalt.

Das gefällt ganz besonders den Tauchern, die Gozo wegen der Pracht und Schönheit seiner Unterwasserwelt in Scharen besuchen. Sie haben dann noch bessere Sicht auf Korallen, Höhlen, Riffe und die vielen Wracks vor den Küsten.

Hobbytaucher als Forscher

Zunehmend mehr Taucher verbinden ihr Hobby inzwischen mit der Rettung der Meere. Ob im Roten Meer vor Ägypten oder am berühmten Great Barrier Reef vor Australien erfassen sie bei ihren Tauchgängen zugleich, wie viele Arten die dortigen Korallenriffe bevölkern und in welchem Zustand sich die Riffe befinden. Urlauben bekommt so einen höheren Sinn. Die Organisation Reef Check koordiniert die Bestandsaufnahme.

Den UN-Experten ist allerdings klar, dass der Wechsel zu einem sanfteren Tourismus nur nachhaltig funktionieren kann, wenn auch die großen Reisekonzerne auf diesen Kurs einschwenken. In Deutschland ist die Nummer Eins, Tui, vorn mit dabei. Die Hannoveraner haben inzwischen eine ganze Reihe ihrer Unterkünfte als Eco-Resorts zertifiziert.

Die Aktionen reichen vom Anlegen hoteleigener Biogärten über die Neuansiedlung von Meeresschildkröten in Aufzuchtstationen auf der Kanareninsel Fuerteventura bis zur sauberen Strom- und Wärmeversorgung aus regenerativen Quellen wie Wind und Sonne.

Damit wird Tourismus nicht automatisch schon ökologisch. Aber es ist ein Anfang - immerhin

Zum Original