Theresa Horbach

Freie Journalistin, Weinheim

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Grüner wird's nicht

Bauen mit Beton: Klimaschädliche Praktiken zementiert Heidelberg Materials, vorne dabei auf dem Zement-Weltmarkt. Foto: Jens Volle

Ein Bauzaun zieht die Grenze. Abgedeckt mit einer weißen Plane, teilt er an diesem grauen Donnerstag Mitte Mai den Platz vor dem SNP Dome in Heidelberg. Er trennt Menschen und Meinungen. Die einen fachen die Klimakrise an, die anderen stellen sich ihr entgegen. Das Bündnis "End Cement" hat Banner aufgehängt, Infotafeln aufgestellt und die Boxen aufgedreht. 20, 30 Menschen, die meisten ziemlich jung. Protestlieder schallen über den Zaun hinweg. Wo jenseits der weißen Plane eine deutlich ältere Generation die Sicherheitsschleuse zur Arena betritt. In wenigen Minuten startet die Hauptversammlung von Heidelberg Materials.

So heißt Heidelberg Cement, der zweitgrößte Zementhersteller der Welt, seit September 2022. Den Zement hat Vorstandschef Dominik von Achten aus dem Firmennamen gestrichen. Dafür ist ein grünes Blättchen im Logo aufgetaucht. Doch an seinem Kerngeschäft mit dem Baustoff, bei dessen Produktion Unmengen CO2 entstehen, hält der Konzern fest. Wäre die weltweite Zementindustrie ein Staat, stünde sie in der Liste der Klimasünder derzeit auf Platz drei – hinter China und den USA. 2022 war Heidelberg Materials für Emissionen in Höhe von knapp 90 Millionen Tonnen CO2 verantwortlich, zwei Drittel davon stammen allein aus der Produktion von Zement. Der Konzern ist damit der zweitgrößte Kohlendioxid-Emittent in Deutschland – direkt nach RWE. Würden alle Unternehmen der Welt so wirtschaften, wäre unsere Erde bis 2050 um 10,3 Grad wärmer, wie das Frankfurter Beratungsunternehmen "right.based on science" im Jahr 2019 berechnete.

Die Aktionär:innen, zu denen auch Multimilliardär Ludwig Merckle und die US-amerikanische Investmentgesellschaft Blackrock gehören, scheint das nicht zu stören. ...


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