Ein junger Iraner wurde wegen Teilnahme an Protesten mit mehr als zehn Jahren Haft bestraft. Er erzählt von Folter bei den Verhören und wieso er an einen Umsturz glaubt.
Omar Rahimi (Name geändert) ist Musiker, Anfang 20. Als im Iran im September die Leute auf die Straße gehen, um gegen den Tod von Mahsa Amini (22) nach einer Festnahme durch die Sittenpolizei und gegen das islamistische Herrschaftssystem zu protestieren, ist er dabei. Er wird festgenommen und zu zehn Jahren Haft und Dutzenden Peitschenhieben verurteilt. Einen Hafturlaub nutzt er, um mit der "Presse am Sonntag" über die Festnahme, den Repressionsapparat und die Stimmung in der Protestbewegung zu sprechen. Aus Sorge um seine Sicherheit wegen Kontakts zu ausländischen Medien nennen wir seinen wahren Namen nicht.
Wie kam es, dass du an den Protesten teilgenommen hast?Omar Rahimi: Meine Freunde und ich haben in sozialen Medien Protestaufrufe gesehen und beschlossen, auch auf die Straße zu gehen. Zuerst waren wir als Gruppe unterwegs, das ist sicherer, aber dann schloss ich mich zwei anderen Demonstranten an. Sie haben Parolen gegen die Regierung gerufen und Steine gegen Uniformierte geworfen. Die schossen auf uns und warfen Tränengas, also fand ich's legitim, sich mit Steinen zu wehren. In Wahrheit waren diese zwei anderen aber keine Demonstranten, sondern Agents Provocateurs.
Woher weißt du das?