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"Armutseinwanderung?" Wie Rumäninnen Deutschland erleben

Junge Frauen aus Rumänien berichten über ihre Erfahrungen mit Deutschland und was sie über die aktuelle Debatte über "Armutseinwanderung" denken.

Junge Frauen aus Rumänien berichten über ihre Erfahrungen mit Deutschland und was sie über die aktuelle Debatte über "Armutseinwanderung" denken.


Seit Januar gilt die "Arbeitnehmerfreizügigkeit" innerhalb der EU auch für die Mitgliedsstaaten Rumänien und Bulgarien - Auslöser für eine erneute Diskussion über "Armutseinwanderung" nach Deutschland und mäßig freundliche Begrüßungsparolen ("Wer betrügt, der fliegt"). Die Europäische Union versucht gegenzusteuern: Am Montag stellte Sozialkommissar László Andor Kriterien für die Gewährung von Sozialleistungen für EU-Bürger vor, die Missbrauch und Betrug verhindern sollen.


Und was sagen die Rumänen selbst zur Diskussion? Wir haben Studentinnen und berufstätige Frauen gefragt, wie sie über die neue Mobilität, Deutschland und Europa denken.


"Es liegt an uns Rumänen, mit unserer Arbeit das Gegenteil zu beweisen"

Die Arbeitnehmerfreizügigkeit ist eine der Grundlagen der EU: Sie besagt, dass jeder EU-Bürger in jedem anderen EU-Land einen Beruf ausüben darf, als wäre er selbst dort Staatsbürger. Seit Januar darf unter anderem auch Rumänien diese Freiheit wahrnehmen. Da die Regelung auch für regionale Sozialleistungen gilt (z.B. Kindergeld, Arbeitslosengeld), fürchten Kritiker, dass viele Einwanderer nur für die Unterstützung, nicht aber für einen Job nach Deutschland kommen könnten.


"Ich hatte immer den Wunsch, andere Sprachen zu lernen und Kulturen zu entdecken. Darum bin ich froh, dass Rumänien Mitglied der EU ist. Die Möglichkeit, ohne Visum zu reisen, hatten meine Eltern in meinem Alter nicht. Ich kann mir gut vorstellen, für einige Zeit in Deutschland zu arbeiten. Die deutsche Automobilindustrie fand ich schon immer spannend. Leider glauben viele Deutsche, dass rumänische Zuwanderer lediglich vom deutschen Sozialsystem profitieren wollen. Aber Deutschland ist konkurrenzfähig und stark genug, um mit der Herausforderung umzugehen. Natürlich gibt es Vorurteile gegenüber Rumänen, die nicht über Nacht verschwinden werden. Aber es liegt an uns, mit unserer Arbeit das Gegenteil zu beweisen. Auch die ausländischen Medien sollten uns in unserem Kampf gegen Vorurteile unterstützen."

Sonia, 23, Anwältin in Bukarest
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