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"Christel's Mini Markt" in Pfaffendorf schließt

Verkäuferin mit Leib und Seele: Seit 26 Jahren betreibt Christiane Tillack - die alle nur Christel nennen - den Dorfladen in Pfaffendorf. Ende Mai geht sie in den Ruhestand. Einen Nachfolger für den Laden gibt es nicht. © Foto: MOZ/Jörn Tornow

Ende Mai verabschiedet sich Christiane Tillack in den Ruhestand. Einen Nachfolger für ihren Dorfladen in Pfaffendorf gibt es nicht. Den Schritt, sich selbstständig zu machen, würde die 65-Jährige heute nicht mehr wagen. Das größte Problem sei der Kundenrückgang.

Fleischwaren und Molkereiprodukte, Konservendosen und Getränke - wer in Pfaffendorf einkaufen möchte, ist im Dorfladen von Christiane Tillack richtig. Schon seit März 1991 betreibt sie Christel's Mini Markt im Ort, anfangs in den Räumlichkeiten des alten Dorfkonsums und seit 2001 in einem Gebäude der Firma Grabo. "Ich bin Verkäuferin mit Leib und Seele", sagt die 65-Jährige. Ende Mai geht sie in den Ruhestand. Dann wird der Dorfladen geschlossen, ein Nachfolger ist nicht in Sicht. "Ich bin schon traurig. Das ist mein Leben gewesen, aber irgendwann geht es nicht mehr. Man ist keine 40 oder 50 mehr."

Christiane Tillack, die alle im Ort nur Christel nennen, schaut sich in ihrem Laden um. "Man muss schon kämpfen", entgegnet sie leise. Zu schaffen macht ihr insbesondere der Kundenrückgang in den vergangenen Jahren. Es seien nur wenige Pfaffendorfer, die zu ihr kämen. Viele ältere seien verstorben oder weggezogen und die, die in den Städten ringsum arbeiten, würden dort auch einkaufen gehen. Wurden Milch oder Eier vergessen, kämen Einheimischen vorbei. "Aber von dem, was vergessen wurde, kann man nicht leben", sagt sie.

So seien es vor allem Lkw-Fahrer und Ausflügler auf Durchreise, die bei ihr landen. Gut angenommen würde auch das Mittagsangebot. Jeden Tag bereitet Christiane Tillack zwei bis drei Gerichte vor. Was es gibt, das entscheidet sie immer montags. Jeden Werktag und an Sonnabenden hat sie geöffnet. "Ich habe seit 18 Jahren keinen Urlaub mehr gemacht." Doch nur klagen, das möchte die Pfaffendorferin gar nicht. "Der Umgang mit Menschen hat mir am meisten Spaß gemacht", sagt sie. Einer, der das Angebot im Ort zu schätzen weiß, ist Kai-Uwe Strohbach. "Es ist ja nicht nur eine Einkaufsmöglichkeit, sondern auch ein sozialer Treffpunkt", meint er. Dass Christel's Mini Markt im Juni schließt, bedauert er. "Hier stirbt ein bisschen Dorf", findet er.

Quasi um die Ecke von Christiane Tillack, in Wilmersdorf, hat im Sommer 2015 Janine Grabis einen Dorfladen eröffnet. Hofladen Einklang hat die gebürtige Berlinerin ihr Geschäft genannt. Als Konkurrenz für Christiane Tillack sieht sie sich nicht. In ihrem Laden in Wilmersdorf, den sie mit ihrem Mann betreibt, finden Kunden ausschließlich Bio-Produkte. "Für uns ist Bio kein Zug, auf den wir aufgesprungen sind", sagt sie. "Wir machen das wirklich aus Überzeugung."

Doch Bio hin oder her. Wie Christiane Tillack muss auch Janine Grabis um jeden Kunden kämpfen. "Blauäugig waren wir nicht", stellt sie indes klar. Unerfahren ist sie das Abenteuer nicht angegangen. Fast fünf Jahre lang hat sie einen Bio-Laden in Berlin-Köpenick geführt. "Aber so schwer haben wir es uns hier nicht vorgestellt", gibt sie zu.

In ihrem Laden finden Kunden Dinge des täglichen Bedarfs - von Tiefkühl-Lasagne über Tomatenmark bis Schokolade. "Es sind zu wenige, die kommen", bringt Janine Grabis das Problem auf den Punkt. Kundschaft fehle vor allem aus dem Dorf und den umliegenden Ortschaften. Wenn der Hofladen ab Ende April neben dienstags, donnerstags und freitags auch an Wochenenden geöffnet hat, kämen auch Ausflügler vorbei. Janine Grabis spielt mit dem Gedanken, künftig auch einen Imbiss anzubieten. Doch noch ist das Zukunftsmusik. Möglichst bis zur Rente möchte die 59-Jährige den Laden betreiben. "Das ist schon mein Ding", bekräftigt sie.

"Mein Ding", das kann auch Sylvia Ickert von sich behaupten. Seit 2003 betreibt sie mit ihrem Mann den Dorfladen in Kossenblatt. Mit dem Landwarenhaus - so der Name - ist sie groß geworden. "Als Kind bin ich hier mit dem Fahrrad hergefahren und habe Eis und Süßigkeiten geholt", erzählt sie lächelnd. Im Dorf nebenan, in Plattkow, ist die 53-Jährige aufgewachsen. Eine Phase der Arbeitslosigkeit nutzte sie für den Sprung in die Selbstständigkeit. Besonders der Winter mache ihr im Hinblick auf die Kundschaft zu schaffen. "Im Sommer ist es leichter, da kommen mehr Urlauber vorbei", sagt sie. Jeder einzelne Kunde ist für die drei Frauen wichtig."Wenn jeder einmal die Woche kommen und 20 Euro umsetzen würde, dann würde es laufen", ist Christiane Tillack überzeugt.


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