Tania Volk

Freie Redaktion, Freie Journalistin, Mediengestalterin, Nonnenhorn

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Tag des offenen Denkmals – Geschichte und Gelungenes

Tag des offenen Denkmals – Geschichte und Gelungenes

Das ist doch längst Geschichte, sagt man landläufig, wenn etwas nicht mehr aufgerührt werden soll. Schwamm drüber, heißt das, reden wir nicht mehr davon.

Denkmäler sollen das Gegenteil bewirken. Reden sollen sie von einer Zeit, die nicht mehr ist und Zeitfenster bleiben in die Vergangenheit. Schön, wenn sie erhalten bleiben können, wie das Schloss, das fast abgerissen worden wäre, heute ist es im Besitz der Gemeinde.

Dass das nicht immer glückt, und dann auch wieder ganz hervorragend, ließ sich auch in Langenargen an einer kleinen Auswahl von denkmalgestellten Häusern sehr anschaulich vor Augen führen.

Die Form, in der dies am So., 8. Sept., geschah, war ungewöhnlich, wenn auch nicht weniger passend. Die Person des Büttels, der vor dem Hospital in einprägsamer Weise verewigt steht, wurde mit Reim und Bimmel der Führung voran auf den Weg zu einer Auswahl an denkmalgeschützten Lösungen geschickt – stand neben wechselnden Schautafeln und durchmaß dabei den sich schließenden
Reim in allen Nuancen: Der Regisseur des Kolpingtheaters Tettnang, dem geübten Langenargener
schon auf der Saisoneröffnung in der Rolle des Hofmarschalls des Grafenpaares aufgefallen, meisterte sympathisch-souverän den erst am Vorabend zur Kenntnis gebrachten Auftrag.

Eine Stadtführung in Reimen zum Tag des offenen Denkmals: Aus der Feder von Kulturamtsleiterin Vanessa Volkwein, Architekt Albrecht Weber, Büro für Baudenkmale, und Dr. Frank Müller-Thoma, nach Vorgaben des Archivars der Gemeinde, Andreas Fuchs.

Geschichte will belebt sein, ob als Wiederaufnahme, Umnutzung oder Zitat. Auch die Vergangenheit stiftet Identität. „Beeeh-kanntmachung“ riefen Alteingesessene der vorbeiziehenden Kolonne
von Denkmalinterssierten zu, als sie den Büttel erblickten; so hatte es damals getönt an Markttagen.

Vierzig Denkmale weist das Bauamt im Gemeindegebiet aus, 19 davon standen für die Führung zur Auswahl, acht Stationen erwarteten letzendlich die Teilnehmer. Begonnen am Schloss, der Pfarrkirche
St. Martin, dem Blick aufs Moderne, wo einst das „Rote Haus“ stand, zum Münzhof, vorbei am Schellewengert und dem „Gestelzten Haus“ der Winkelhausens zum preisgekrönten denkmalgerechten
barocken Wohnhaus von Josef Müller in der Oberen Seestraße, einer ehemaligen Spinnerei und Weberei, in der heute auch Webdesign angeboten wird, endete der Rundgang am historischen
Amtshof der Familie Wocher.

Verwoben sind Vergangenheit und Gegenwart miteinander, an diesem Tag hat der Umgang mit Denkmalen seine eigene lokale Historie dazu aufgezeigt. (tv)

Bildunterschrift:
Einmalig: Johannes Stopper in der Rolle des Büttel, der bis in die 60er Jahre auf dem Marktplatz zu hören war, neben seinem historischen Vorgänger, dem Schellewengert am Hospital zum hl. Geist. (Bild:
tv)