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Wie „Streetbranding" nach Münster kam und sofort verboten wurde

Münster/ - Zuerst tauchte das Phänomen in Dortmund auf: Nach der Meisterschaft des BVB prangten zahlreiche Logos des Vereins auf den Straßen der Stadt. Dann sorgte es in Münster im Juni für reichlich Ärger, als "Marktkauf"-Logos an der Torminbrücke auftauchten. Die Rede ist vom „Streetbranding".


"Streetbranding" ist eine Form des „Guerilla Marketing", was in der Werbesprache eigentlich vor allem heißt: Werbung, die mit geringem Aufwand anzubringen ist und von daher auch wenig kostet.


Und "Streetbranding" ist wirklich denkbar simpel: Man nehme eine Schablone mit dem gewünschten Motiv, platziere diese auf der gewünschten Stelle (Straße, Wand, Brücke) und bearbeite diese Stelle dann mit einem Hochdruckreiniger - der Kontrast zwischen gereinigter und dreckiger Oberfläche ergibt das Motiv.


Als Borussia Dortmund im Mai Deutscher Meister wurde, „brandete" die Caveman Guerillamarketingagentur aus Kassel BVB-Embleme und „Deutscher Meister 2011"-Schriftzüge in Dortmunds Straßen. Manch einer stutzte bei diesem Anblick, doch da die Stadt in diesen Wochen ohnehin im kollektiven Meisterrausch taumelte, traf die Agentur damit eigentlich genau den Nerv der Zeit.


"Streetbranding" auf der Torminbrücke

Anders lag der Fall in Münster: Wie die „Westfälischen Nachrichten" berichteten, wollte die „Marktkauf"-Kette ihren Bekanntheitsgrad in der Region erhöhen und beauftragte deshalb die Duisburger Werbeagentur „You Promotion" damit, die Torminbrücke und viele andere Orte in Münster mittels „Streetbranding" mit ihrem Firmenlogo zu „verschönern".


Nun ist die Identifikation der Münsteraner mit „Marktkauf" aber ganz offensichtlich nicht so hoch wie die der Dortmunder mit dem BVB und entsprechend frostig fiel die Reaktion ob dieser Werbe-Innovation aus.


Die Stadt Münster war alles andere als begeistert und erstattete Strafanzeige wegen Sachbeschädigung. So einer „aggressiven Werbung" wolle man einen Riegel vorschieben, so Graffiti-Koordinator Franz Ahlmann. Die Vorstellung, dass demnächst alle freien Flächen der Stadt mit Werbung vollgepflastert werden, erregte Abscheu.


Rechtliche Grauzone

Rechtlich bewegt sich dieses „umgekehrte Graffiti" eigentlich in einer Grauzone, denn anders als beim „normalen Graffiti" wird die Oberfläche nicht beschmiert und auch nicht dauerhaft geschädigt, denn das „Streetbranding" hält je nach Witterungseinflüssen nur zwischen sechs Wochen und einem halben Jahr. Dann hat sich der Schmutz wieder angeglichen und das Motiv ist weg.


Marktkauf und „You Promotion" wollten es darauf allerdings dann lieber nicht ankommen lassen. Deshalb ließ man das umstrittene Streetbranding auf der Brücke nun wieder verschwinden - indem man kurzerhand den ganzen Bereich mit einem Hochdruckreiniger bearbeitete.


Die Stadt wird von einer Anzeige nun möglicherweise doch absehen. Der Agentur ist die Sache zu heiß geworden, es heißt, man wolle auf Streetbranding in nächster Zeit erst einmal verzichten, so die „Westfälischen Nachrichten".


Zumindest ist die Torminbrücke jetzt mal wieder richtig sauber.

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