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Gedankenspiele: Tuchel vs. Götze?

Mario Götze: Um den Ex-Dortmunder gibt es neuerdings Gerüchte...


Dortmund - Dieses Gerücht hat am Wochenende reichlich Staub aufgewirbelt: Kehrt Mario Götze zum BVB zurück? Womöglich im Tausch mit Ilkay Gündogan, an dem die Bayern stark interessiert sein sollen? Ein interessantes Gedankenspiel. Das aber keine Grundlage haben dürfte.


Dass Ilkay Gündogan im Sommer den BVB verlässt, ist mehr als wahrscheinlich. Dass er nach München geht: Durchaus möglich. Im Sport 1-Doppelpass diskutierte die Expertenrunde am Sonntag lustvoll die Möglichkeit, dass im Tausch Mario Götze als dritter verlorener Sohn nach Nuri Sahin und Shinji Kagawa zum BVB zurückkehren könnte.


Nur um der Diskussion willen:


Mario Götze hat sich in zwei Jahren in München nie auch nur annähernd den Stellenwert erarbeiten können, den er in Dortmund hatte. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Pep Guardiola damals eigentlich lieber Neymar geholt hätte und nicht Götze, und dass der Spanier kein großer Fan des 22-jährigen Memmingers ist.


Unter den Erwartungen

Zwar spielt er regelmäßig, in dieser Saison stehen bisher 29 Einsätze zu Buche, in denen er neun Tore erzielte und vier weitere vorbereitete. Kein schlechter Wert eigentlich. Aber sicher auch nicht das, was der FC Bayern von einem Weltmeister erwartet, dessen Marktwert inzwischen auf 50 Millionen Euro beziffert wird. Zum Vergleich: Arjen Robben schoss in nur 21 Einsätzen 17 Tore und bereitete sieben vor. Götze bleibt bisher hinter den hohen Erwartungen des Rekordmeisters zurück. Ein baldiger Abschied ist also nicht völlig ausgeschlossen - je nachdem was der FC Bayern im Sommer so einkauft.


Dass Götzes Qualität dem BVB helfen könnte, ist sicher anzunehmen. Eine Rückkehr nach Dortmund ist aber aus mehreren Gründen unwahrscheinlich. Angenommen, man tauscht ihn tatsächlich gegen Gündogan, dessen Marktwert etwa bei 20 Millionen Euro liegt. In diesem Fall müsste der BVB sicherlich noch einmal 25 bis 30 Millionen Euro drauf legen, um Götze zurück zu holen. Angesichts der Tatsache, dass man in der kommenden Saison maximal Europa League spielen wird, dürfte es unwahrscheinlich sein, dass man für einen einzelnen Transfer so viel Geld ausgibt. Zumal die letzten hochpreisigen Transfers (Immobile, Mkhitaryan) sich für den BVB bisher nicht rentiert haben.


Aber auch in die andere Richtung ist es eine finanzielle Frage: Mario Götze ist beim Gehalt nach seinem Wechsel in Sphären aufgestiegen, die der BVB nicht zu zahlen imstande und nicht bereit ist. Schon bei der Vertragsverlängerung mit Marco Reus streckte sich der Verein bis an die Decke. Ob Götze aber bereit wäre, statt für 12 Millionen nur noch für die Hälfte beim BVB zu kicken?


Besondere Personalie

Der dritte Grund liegt im Umfeld. Zwar haben Fans auf Transfers de facto sicher keinen großen Einfluss, aber der Fall Götze ist ein besonderer. Sahin und Kagawa konnten auch deshalb problemlos zurückkehren, weil sie damals im Guten geschieden sind. Mario Götze hingegen wird in weiten Teilen der Dortmunder Fanszene verachtet und als „Judas" geschmäht. Bei jeder Rückkehr ins Westfalenstadion schlägt ihm bis heute der blanke Hass entgegen. Es gab Drohungen gegen Götzes Familie und gegen ihn selbst. Das Tischtuch zwischen ihm und der Dortmunder Fanszene dürfte ein für alle mal zerschnitten sein. Viele Fans würden ihn nicht akzeptieren und ob er selbst nach all den Drohungen und den Angriffen Lust hätte, noch mal zurück zu kehren, ist sicher auch zu bezweifeln.


Ein Rückkehr ist also eher unwahrscheinlich. Zumal der designierte BVB-Trainer Thomas Tuchel als jemand gilt, der gerne auf die Jugend setzt und junge Talente formt. Natürlich wird er sich beim BVB an andere Spielerkategorien gewöhnen müssen als bei Mainz 05. Aber dass es zwischen dem als schwierig geltenden Tuchel und einem vor allem in sozialen Netzwerken zur Selbstdarstellerei neigenden Star wie Götze passen könnte, kann man sich kaum vorstellen.

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