„Es ist eines der besten Programme, die mir bis jetzt eingefallen sind“, sagt Markus Huber. Er stellt die beiden Wagner-Vorspiele zu „Lohengrin“ und „Parsifal“ einem Violinkonzert des zeitgenössischen Komponisten Wolfgang Rihm und den „Trois Nocturnes für Frauenchor und Orchester“ von Claude Debussy gegenüber. Aber die Werke seien keine Gegenstücke, sondern musikgeschichtliche Weiterentwicklungen, meint Huber.
Debussy war in jungen Jahren ein glühender Wagner-Verehrer, der sich dann jedoch vom Gigantismus abwandte und bewusst Musik der Stille komponierte. Bei ihm lösen sich Harmonien auf und verlieren sich in Ganztonleitern. „Die Idee hierfür war sicherlich beeinflusst von Wagners 1854 komponierten Tristan-Akkord“, sagt Markus Huber: „Bei Debussys Nocturnes hört man immer noch ein bisschen Wagner durch. Das Stück ist aber viel ruhiger.“ Dass derartige Kompositionsideen der Klangauflösung bis heute fortwirken, wird Wolfgang Rihms „Vierte Musik für Violine und Orchester“ zeigen. Die 24-jährige in Peking geborene Solistin Tianwa Yang wird das Konzert spielen. Ein schwieriger Part! Zwar gibt es wenig virtuose Passagen, dafür umso mehr riesige Intervallsprünge, die nie dort landen, wo der Zuhörer sie erwarten würde. Rihms Konzert heißt im Untertitel „Coll’Arco“, was „mit dem Bogen zu spielen“ bedeutet. Was es damit auf sich hat, weiß auch Markus Huber nicht so recht. „Vielleicht ist das ein Witz“, mutmaßt er, „denn die ersten Takte muss die Geige zupfen.“ Eventuell kann Huber den Komponisten am Sonntag selbst nach dem Widerspruch befragen. Er hat den Jubilar aus Karlsruhe, der am 13. März seinen 60. Geburtstag feiert, eingeladen.
In Vorfreude auf das Konzert schildert Markus Huber, wie hervorragend man mit dem Saarbrücker Orchester zusammenarbeiten könne. Nein, mit dem eigenen Klangkörper, der Badischen Philharmonie Pforzheim, sei er keineswegs unzufrieden. „Aber man bemerkt bei der Deutschen Radiophilharmonie sofort das hohe Niveau“, sagt er: „Bei den Proben werden meine Dirigiergesten blitzschnell verstanden und ich muss nicht viel erklären. Die Musiker haben einen riesigen Erfahrungsschatz.“ Vor zwei Jahren hatte Huber mit der Radiophilharmonie in Abu Dhabi gastiert und die Musik zu „Herr der Ringe“ aufgeführt. Seitdem bestand der Kontakt und der Wunsch nach weiterer Zusammenarbeit. Huber hat diese Woche das gleiche Konzertprogramm auch in Saarbrücken und in Kaiserslautern gegeben.
Bevor Huber Generalmusikdirektor in Pforzheim war, wurden von sechs Sinfoniekonzerten der Spielzeit drei von Gastorchestern gespielt. Jetzt wird nur ein einziges pro Saison von eingekauften Gästen musiziert. Huber findet das besser: „Die Disposition unserer eigenen Musiker wird dadurch zwar enger. Es spart aber Geld. Außerdem ist dieses eine Konzert dann etwas ganz Besonderes.“ Sven Scherz-Schade
Autor: Sven Scherz-Schade | Pforzheim
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