Susanne Karr

freie Kulturredakteurin, Wien/München

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Artikel

Wohnen an der Wien

Dachterrasse Käthe-Dorsch-Gasse 17, © Daniel Hawelka

Die beiden Architekturbüros Baumschlager Hutter Partners und SMAC Architektur aus Wien haben auf einem ehemaligen ÖBB-Grundstück in der Käthe-Dorsch-Gasse im 14. Wiener Gemeindebezirk eine Wohnhausanlage mit 295 Wohnungen und hocheffizientem Energiekonzept geplant.

Wo sich einst Lok-­Remisen, Werkstätten und Gärten befanden, wurde schon mit dem Wohnbauprogramm in den 1950er­ Jahren Wohnraum geschaffen. Damals errichtete man in eher lockerer Bebauung einen Gemeindebau mit Straßenhöfen, dem einige Jahre später ein weiterer Wohnbau in der zweiten Reihe an der Hackinger Straße folgte. Im Sinne der Stadtverdichtung wurde nun in der dritten Reihe ein Baufeld erschlossen. Ein explizites Ziel in der Ausschreibung war die Vermeidung fossiler Energieträger in der Gebäudeversorgung, außerdem das Thema Wohnen für Alleinerziehende. Vielseitig verwendbare, kompakte Grundrisse waren also Teil der Vorgaben.


Besetzung des Randes

Das Bregenzer Architekturbüro Baumschlager Hutter war gemeinsam mit SMAC Smart Architectural Concepts KG einer der Gewinner des Wettbewerbs. Für Landschaftsplanung und soziale Nachhaltigkeit ist hier PlanSinn Planung & Kommunikation verantwortlich. Die zur Bebauung stehende Grundstücksfläche des Bauträgers Migra betrug 4937 Quadratmeter.


Unter dem Projektnamen „Käthes Grätzl“ sollten 63 geförderte Wohnungen errichtet wer- den, von denen 42 als Normwohnungen und 21 als SMART­-Wohnungen auszuführen waren, außerdem 97 als freifinanzierte Wohnungen. Bei allen Wohnungen gibt es private Freiräume wie Balkon, Loggia, Terrasse oder Garten. Der Fokus bei den Grundrissen war auf Flexibilität und Kompaktheit gerichtet. Somit sind die Wohnun- gen für unterschiedliche Lebensumstände variierbar, was nicht nur für Alleinerziehende ein wichtiger Punkt ist.

Mit raumhohen Verglasungen wird maximaler Lichteinfall begünstigt, zudem sind Sonnenschutz und Schallschutzfenster integriert. Seitens der Grundstückseigentümerin waren keine baulichen Schallschutz­maßnahmen bezüglich des Schienenverkehrslärms vorgesehen, also wurde eine Minderung dieser Geräuschentwicklung gebäudeseitig mit einbezogen. Die Energieversorgung erfolgt ökologisch über Tiefensonde, Wärmepumpe und Photovoltaik. Raum­wärme bzw. -­kühlung, Warmwasser und Strom können vor Ort produziert werden.


Die Bebauung geht von der Besetzung des Randes und dem Freispielen einer gemeinsamen Mitte aus. Für einen größtmöglichen Eindruck von Weite war ein wichtiger Aspekt, Durch-­ und Ausblicke zu schaffen. Zwei Gemeinschaftsräume mit Zugang zum Außenbereich und Waschküchen sind vorhanden, außerdem Spielräume für Kinder. Nach Norden und Westen ist das Projekt als geschlossenes Volumen ausgeführt, nach Süden und Osten hin offen, sodass man von der Käthe-­Dorsch­-Gasse aus einen Durchblick in die Wohnanlage erhält. Der Zugang ist mit einer Außentreppenanlage mit Sitzstufen und Pflanzbeeten markiert. Eine Wandmalerei von Ines Hochgerner – „The Scale & the I“ – schmückt den Stiegenaufgang.


Wientalterrassen

Einen weiteren Preis für die Errichtung eines neuen Wohnquartiers gewannen Berger+Parkkinen Architekten mit Christoph Lechner & Partner. Nun wurde das fertig­ gestellte Projekt „Wientalterrassen“ mit der Auszeichnung klimaaktiv Gold belohnt. Schon im Jahr 2021 war das Architekturbüro mit dem österreichischen Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit 2021 ausgezeichnet worden. Die Wohnanlage auf dem Grundstück des Bauträgers WBV­ GPA umfasst 30.000 Quadratmeter und besteht aus 295 Wohnungen, von denen 196 als geförderte und 99 als kleinere SMART­Wohnungen angeboten wurden. Zwei Wohngemeinschaften und zwei Einheiten für Menschen mit besonderen Bedürfnissen sind vorhanden. Es gibt zudem ein Tageszentrum für externe Rollstuhlfahrer. Als generationenverbindendes Element wirkt ein Tageszentrum, betrieben von der Verwaltung Wiener Pensionistenheime.

Das Bauprojekt zieht konsequent ein innovatives, hocheffizientes Energiekonzept durch. Dadurch wird eine von fossilen Brennstoffen unabhängige und nachhaltige Wärme-­/Kälteversorgung der gesamten Wohnhausanlage ermöglicht. Eine aus zwei Tiefensondenfeldern bestehende Geo­thermie-­Anlage und eine Solarabsorber­-Anlage sowie drei Wärmepumpen sind dafür installiert.


Einen weiteren Preis für die Errichtung eines neuen Wohnquartiers gewannen Berger+Parkkinen Architekten mit Christoph Lechner & Partner. Nun wurde das fertig­ gestellte Projekt „Wientalterrassen" mit der Auszeichnung klimaaktiv Gold belohnt. Schon im Jahr 2021 war das Architekturbüro mit dem österreichischen Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit 2021 ausgezeichnet worden. Die Wohnanlage auf dem Grundstück des Bauträgers WBV­ GPA umfasst 30.000 Quadratmeter und besteht aus 295 Wohnungen, von denen 196 als geförderte und 99 als kleinere SMART­Wohnungen angeboten wurden. Zwei Wohngemeinschaften und zwei Einheiten für Menschen mit besonderen Bedürfnissen sind vorhanden. Es gibt zudem ein Tageszentrum für externe Rollstuhlfahrer. Als generationenverbindendes Element wirkt ein Tageszentrum, betrieben von der Verwaltung Wiener Pensionistenheime.


Das Bauprojekt zieht konsequent ein innovatives, hocheffizientes Energiekonzept durch. Dadurch wird eine von fossilen Brennstoffen unabhängige und nachhaltige Wärme-­/Kälteversorgung der gesamten Wohnhausanlage ermöglicht. Eine aus zwei Tiefensondenfeldern bestehende Geo­thermie-­Anlage und eine Solarabsorber­-Anlage sowie drei Wärmepumpen sind dafür installiert.


Denken in Zusammenhängen

Diese Art der Wärme­ bzw. Energieversorgung stellt einen Meilenstein in Richtung des kostengünstigen Wohnens dar, da nicht nur die Mieten, sondern auch die laufenden Kosten für Heizen minimiert werden können. Mit einem hocheffizienten Klimakonzept, das sich von fossilen Brennstoffen abgekoppelt hat und für nachhaltige Klimatisierung des gesamten Wohnhauskomplexes sorgt, geben die Planer ein überzeugendes Beispiel für Denken in Gesamtzusammenhängen.


So wird zum einen die Umwelt geschont, zum anderen können die Ausgaben für Heizung und Warmwasser gesenkt werden. Durch ein groß angelegtes Bepflanzungskonzept wird neben der Optik auch ein atmosphärischer Gewinn erzielt. Das Gebäude kann also auch wegen des großflächigen Einsatzes von Dachbegrünung und Sonnenkollektoren als Vorbild für gelebte Nachhaltigkeit bei Bau und Betrieb gelten. Das Solarpanelsystem trägt zur Minimierung des CO2­-Fußabdrucks bei.


Die Bebauung besteht aus einem Ensemble von fünf Häusern, die quer zum Wienfluss stehen, und verbindenden Bauteilen längs des Tales. Nordseitig zur Bahn hin gibt es eine Verbindung durch drei Bauelemente, an der Südseite zwei Verbindungen, mit einer Öffnung der Zugangs­ höfe. Der Wechsel von offenen und geschlossenen Höfen ist charakteristisch für die Wohnanlage und darauf angelegt, Kommunikation und Interaktion in den Freiräumen zu ermöglichen.


Die Hofgestaltung, ausgeführt von Lindle + Bukor, variiert, sodass man Wahlmöglichkeiten hat, wo man sich aufhalten möchte. Der erste Hof schließt an gemeinschaftlich und öffentlich genutzte Räumlichkeiten, während der zweite rein für die Bewohner gedacht ist. In einem dritten Hof gibt es einen Spielplatz und Eigengärten. Durch die Höhenunterschiede zum Bahngelände im Norden wurde das Projekt mit einer Öffnung nach Süden angelegt und die Gebäudehöhen sind vom höheren zum niedrigeren Niveau abgestuft, zudem angepasst an bereits bestehende Wohnbauten.

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