Susanne Karr

freie Kulturredakteurin, Wien/München

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Artikel

Haus aus Ziegeln, Stein und Glas

Einfamilienhaus in Hasbergen von Engelshove Architekten © Arnt Haug

In Hasbergen, in der Nähe von Osnabrück, entstand ein Einfamilienhaus, das sich harmonisch in die hügelige Landschaft einpasst. Möglichst viel Aussicht auf die umgebende Natur war ein Hauptanspruch an die Gestaltung durch das Architektur- und Ingenieurbüro Engelshove.

Wie ein Maßanzug soll ein Einfamilienhaus funktionieren, schreiben die Architekten auf ihrer Website – aber eigentlich noch besser. Denn es soll nicht nur den aktuellen Anforderungen entsprechen, sondern auch möglichen Veränderungen gewachsen sein. Das Haus für das Ehepaar Lenz stellt ein gutes Beispiel dar: Es bietet alle Räumlichkeiten für das tägliche Leben im Erdgeschoß, und das Obergeschoß kann nach Bedarf dazugeschaltet werden. Entweder als weiterer Raum für ein Homeoffice, einen Multifunk­tionsraum oder für Gäste, wie etwa die erwachsenen Kinder der Bauherren.

Engelshove Architekten setzten sich von Anfang an mit den Vorstellungen der Kunden auseinander. Diese waren gut vorbereitet: Sicher war beispielsweise von vornherein, dass die Fassade aus Klinkerstein sein sollte. Man wollte ein offenes Wohnen mit klarer Linienführung. Gestalt und Materialien wurden wie bei einem Moodboard präsentiert und ausgewählt. Der Ideenaustausch funktionierte von Anfang an sehr gut und die Architekten wussten somit, wohin die Reise gehen sollte.


Farbnuancen der Klinkerfassade 

 Das Grundstück befindet sich in Höhenlage und steigt nach hinten an. Das Gebiet hat gewachsene Strukturen. Dass das Haus im hinteren Grundstücksbereich errichtet werden sollte, war schnell entschieden und entsprach dem Bebauungsplan. Von oben erhält man einen schönen Ausblick auf den Teutoburger Wald. Die Positionierung des Hauses bedeutete, dass die Zufahrt durch den Garten führen sollte. Auch die Garage befindet sich oben beim Haus, sodass man vorfahren kann. So lässt sich der Grünbereich auf der Südseite als Entree des Hauses verstehen. Der Entwurf nutzt die Breite des Grundstücks fast zur Gänze und erschließt es zur Südwestseite komplett. Der Materialmix der Fassade wurde in Abstimmung mit den Bauherren zusammengestellt. Das Farbkonzept beinhaltet Anthrazit für alle Fenster, Türen und das Garagentor, ebenso für Verschattungsanlagen, Verblendungen und Attiken. Die unterschiedlichen Farbnuancen der Klinkerfassade ergaben sich aus dem Wunsch der Bauherren, mehr Rotanteile in die ursprünglich geplante Fassade zu bringen. Das Haus wurde mit einem zweischaligen Mauerwerk aus Wienerberger Poroton-­Planziegeln und Terca Eco-bricks errichtet. Ziegel war das Material der Wahl - aus mehreren Gründen. Zunächst bauökologisch gesehen: Ziegel sind nachhaltige Produkte aus natürlichen Rohstoffen, außerdem halten sie lange und benötigen keinen weiteren Pflegeaufwand. In einer natürlich geprägten Umgebung integrieren sich Pflasterklinker und Ziegelwände sowohl farblich als auch materialmäßig besonders einfach in die grüne Umgebung. Mit der Nutzung großformatiger Keramik­fliesen als Bodenbelag können fließen­de optische Übergänge von innen nach außen geschaffen werden. Fassade und Zufahrt aus Klinkermaterial harmonieren, Außen- und Innenräume werden durch die Böden verbunden. Garten und Haus gehören zusammen, das Haus wird zum Bestandteil des Gartens. Ein weiteres Detail prägt das Erscheinungsbild: Das Sichtmauerwerk ist ohne Stoßfugen ausgeführt, was die horizontale Ausrichtung der Gebäudekuben optisch verstärkt. Klinkerfassade und Fenster ergeben einen Kontrast von Transparenz und Kompaktheit. Durch das Vorspringen des Obergeschoßes im Süden entsteht eine Teilüberdachung und somit Sonnenschutz für die Südterrasse. Das wirkt sich auch auf den inneren Wohnbereich mit seinen raumhohen Glasschiebetüren positiv aus. Alle Wohnräume sind nach Südwesten hin ausgerichtet, Schlafzimmer und Ankleide hingegen nach Osten. Konstruiert als klarer Riegel sind die Räume funktionstechnisch getrennt.


Die Bauherren 

 Seit zweieinhalb Jahren wohnen die Bauherren nun im Haus und sind sehr zufrieden. Der gesamte Bauprozess lief von vornherein einwandfrei, erzählt Matthias Lenz. „Engelshove waren verlässliche Partner in der gesamten Projektsteuerung. Das Büro ist auch als Team hervorragend koordiniert. Terminplanung, Kostentransparenz und Service klappten wunderbar." Auch der kreative Part wird mit Lob bedacht. „Frau Engelshove fühlt sich sehr genau in die Vorstellungen der Kunden ein. Da gab es nicht die Haltung ,Ich bin die Architektin und weiß Bescheid', sondern ein klares Eingehen auf das, was wir bereits vorbereitet hatten." Durch das Know-how der Architekten kamen gute Ideen hinzu, auf die man selbst nicht gekommen wäre. „Das kreative und gestalterische Können, gemischt mit der Expertise in Materialwahl, Umsetzung und Realisierung, hat zum zügigen Ablauf des Gesamtprozesses geführt." Das Wohnen im Haus erweist sich den Wunschvorstellungen gemäß - bei jedem Nachhausekommen freuen sich die Bewohner. Matthias Lenz erwähnt die integrierte Funktionalität des Hauses - durch die Raumgestaltung hat man immer den Eindruck von Aufgeräumtheit und Ordnung. Die Lichtführung stellt eine schöne Helligkeit her. Die Außengestaltung durch Klinker und Glas wird durch die Metallblenden unterstrichen, die die Fenster einrahmen. „Die horizontalen Flächen werden so er­weitert," sagt der Bauherr, „und von der Klinkerfassade umspielt." Zum Glück für die Bauherren konnte das Projekt noch vor den Materialengpässen und Preisexplosionen abgewickelt werden.

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