Susanne Greiner

Journalistin, Landsberg am Lech

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Projekt „Pellegrini" im Schondorfer studioRose ist abgeschlossen

Schondorf - Am Tag der Vernissage im studioRose steht Katinka Schneweis mit dem Pinsel vor einer Ecke. Fünf Personen im Schattenriss entstehen, mit Namen beschriftet. Es ist die Signatur der Künstler, neben Schneweis Claudia Hassel, Alexander Hüpfel, Paolo de Brito und Stefan Wehmeyer. Es ist eine gemeinsame. Die Pilger haben ihr Ziel erreicht.


Die fünf „Pelligrini", die sich zur Aufgabe gemacht haben, die Innenwände des studioRose in ein Gesamtkunstwerk zu verwandeln, haben diskutiert, nachgedacht, geschwiegen, gearbeitet, sind aneinandergeraten. „Aber wir haben alle miteinander gekämpft, nicht gegeneinander", sagt Schneweis. „Wir haben die Konflike konstruktiv gelöst. Immer." Das Ergebnis ist jetzt bis Ende April zu sehen. Am 8. Mai wird es wieder übermalt.

Wer die Zwischenstände gesehen hat, die Kuratorin Silvia Dobler postete, ahnt die dem Werk immanente Veränderung. An einen Tag streckt sich Hüpfels Gilgamesch, am nächsten Tag ist er weg. Gestern strahlt in de Britos Landschaft ein Kornblumenblau, heute ist es wollweiß. Eine ständige Entwicklung, die im begleitenden Katalog eindrücklich dokumentiert ist.

Jetzt lösen sich Wehmeyers Berge an der Stirnwand nach unten in Linien, greifen Schneweis organisch abstrakte Formen - „Ich hab geschaut, was passiert, und gemacht" - zu Wehmeyers Bergen und nach rechts zu de Britos Berglandschaft. Dessen erste Skizze war eine ganz andere. „Aber das war zu dominant, das habe ich dann komplett aufgegeben." Befreiend sei das gewesen, sagt er.

Die Gegenseite hat Hassel in Farbformen geordnet, zentral ein Fenster, bunt, „eine Kathedrale, ein Sehnsuchtsort", sagt sie. Etwas, wo sie sich zeigt: „Ich bin ja sonst eher der Hintergrund für Alex." Denn Hüpfel bricht Hassels Flächen mit Figürlichem: Gilgamesch, sein Begleiter Enkidu, Personengruppen - alle auf dem Weg.

Auf der Eingangswand verschwimmen die persönlichen Grenzen. Sie wurde als Letzte bemalt, alle fünf im Konzentrat. „Da sind wir. Hier würde ich jetzt gerne weitermachen", sagt Schneweis. Mehr gemeinsam gestalten, mehr aufeinander reagieren. „Am Ende ist der Raum doch noch zu klein geworden", sagt de Brito. Noch „flüssigere Übergänge" kann sich auch Wandmaler Martin Blumöhr vorstellen, der zur Vernissage beim Künstlergespräch dabei ist. „Aber es ist eine Mutprobe zuzulassen, dass der andere mitten in dein Herzblut malt." Grenzen setzen sei wichtig, sagen auch Hüpfel und Hassel: „Wir haben dem anderen immer gesagt, wo er nicht mehr randarf." De Brito und Wehmeyer hätten sie gefordert, sagt Schneweis. „Links Berge, rechts Berge, da musste ich erstmal Ruhe finden." Dass sie sich alle aneinander gerieben hätten, sei absolut notwendig gewesen, findet sie. „Sonst wäre das hier eine Seifenoper geworden."

Dass alles wieder übermalt wird, stört die „Pelligrini" nicht. Ganz im Gegenteil: Das Gesamtkunstwerk sei eben wie Musik, sagt de Brito: erst zu hören und dann kommt die Stille - und die Erinnerung an das Gehörte.

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