Susanne Greiner

Journalistin, Landsberg am Lech

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Artikel

PV-Anlagen auf Landsbergs Altstadtdächern?

Landsberg - Mehr erneuerbare Energie für Landsberg: Das haben sich die Stadtwerke auf die Fahnen geschrieben. Eine Studie soll Möglichkeiten dafür aufzeigen. Zum Beispiel auch für die Solarenergie - die sich in der Altstadt schwer tut: „Anlagen zur Nutzung von Sonnen- und Umweltenergie sind im Bereich der ensemblegeschützten Altstadt unzulässig", heißt es in der Satzung „über besondere Anforderungen an bauliche Anlagen im Altstadtgebiet". In Erpfting, auch unter Ensembleschutz, werden hingegen PV-Anlagen auf nicht einsichtigen Dachflächen angebracht. Wäre das für die Altstadt auch möglich?

PV-Anlagen auf den Dächern der Altstadt hätten „erhebliche Auswirkungen auf das histo­rische Stadtbild", begründet OBin Doris Baumgartl das bestehende Verbot. Fügt aber an: „Grundsätzlich wäre in jedem Einzelfall eine intensive Beteiligung des Landesamts für Denkmalschutz notwendig."

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege unterstützt generell die Nutzung erneuerbarer Energien ausdrücklich, „wenn es mit dem Denkmalschutz vereinbar ist", antwortet Landesamts-Mitarbeiterin Juliane Grimm. Gründe, die gegen eine PV-Anlage auf einem Baudenkmal sprechen, seien beispielsweise, wenn dessen „vom öffentlichen Raum aus einsehbaren Dachfläche mit charakteristischer, die regionale Baukultur repräsentierenden Dachdeckung" zerstört werde. Natürlich auch wenn die Module zu schwer für das Dach seien oder die Fläche für Einsätze der Feuerwehr freibleiben müsse. In Einzelfällen sei das Landesamt aber „bestrebt, einvernehmliche Lösungen (...) für Photovoltaik- oder Solaranlagen zu finden" - wie beispielsweise in Erpfting. Inzwischen gebe es auch Alternativen zu den massiven PV-Modulen, zum Beispiel flache, matte oder rot gefärbte Module und auch Solarziegel, die man als weniger störend für das Stadtbild beurteile.

Der Erhalt und die Nutzung von Baudenkmälern allein sei schon klimaschonend, so Grimm. Es senke den Ausstoß von Treibhausemissionen und spare Energie - indem die darin enthaltene ‚graue Energie', also die Energie, die die Herstellung, der Transport oder auch die Entsorgung des Materials kosten würde, gewissermaßen gespeichert bleibt. Und auch eine Fensterertüchtigung, Dämmmaßnahmen, Erneuerung von Heizungsanlagen -natürlich alles denkmalgerecht - würden zum Klimaschutz beitragen.

Beispiel Weilheim

Laut Münchner Merkur wurden im Landkreis Garmisch-Partenkirchen innerhalb der letzten zehn Jahre drei Anträge für PV-Anlagen auf Baudenkmälern genehmigt. In anderen oberbayerischen Landkreisen gebe es keine solche Anlagen. Der Nachbarlandkreis Weilheim-Schongau behandelt allerdings aktuell einen ‚Präzedenzfall': Der dortige Stadtrat hat zugestimmt, dass auf dem Echter-Modehaus in der „Oberen Stadt", die unter Ensembleschutz steht, eine PV-Anlage gebaut werden darf, wenn es der Denkmalschutz erlaubt. Das Untere Denkmalschutzamt, das die Interessen Klimaschutz versus Denkmalpflege letztend­lich abwägen und beurteilen muss, stimme momentan mit dem Bauherrn ab, „ob eine denkmalverträgliche Installation der Photovoltaik-Anlage möglich ist", informiert der stellvertretende Pressesprecher des dortigen Landratsamtes Klaus Mergel. Ein endgültiges Urteil sei noch nicht gefallen.

Könnte das für Landsberg ein Signal sein? Im Stadtgebiet sind laut Landesdenkmalamt 558 Einzeldenkmäler und zwei Ensembles (die Altstadt und Erpfting) geschützt. „PV-Anlagen wären schön, aber innerhalb der Stadt sind sie leider nicht möglich", bedauert auch Thomas Schneider, Leiter Energieerzeugung und Wärmeversorgung bei den Stadtwerken. Wichtig seien dann aber auch zusätzliche Speicherlösungen, zum Beispiel Großwärmespeicher außerhalb der Altstadt - oder aber Speicher direkt vor Ort bei den Kunden, um Wärmeverluste aufgrund langer Leitungen zu verhindern. Da müsse man sicher „miteinander reden", denn natürlich seien diese Wärmeanlagen sichtbar. „Aber dafür verschwinden auch viele Kamine."

Die Stadtwerke haben aktuell eine Studie gestartet, die neue Möglichkeiten für erneuerbare Energien prüfen soll. Welche das wären? Dazu hat Stadtwerke-Mitarbeiter Schneider mehrere Ideen. Zum Beispiel könnte das Inselbad per Wärmepumpe beheizt werden. Das wurde es bereits seit des Neubaus in den 70ern bis 1993. „Das wurde aber umgeswitcht, weil der Strom nicht aus erneuerbaren Energien kam." Eine mögliche Wärmepumpe könne statt mit Grundwasser mit der Energie aus dem Lechwasser das Inselbad beheizen.

Bereits 2009 habe man auch die Idee zur Energiegewinnung per Geothermie gehabt. „Aber damals wäre die mögliche Energiemenge zu groß für das Fernwärmenetz gewesen", bedauert Schneider. Unter anderem deshalb ist es ein Ziel der Stadtwerke, aus den drei bisher bestehenden Netzen ein zusammenhängendes Fernwärmenetz zu schaffen und auch insgesamt das Netz zu vergrößern - natürlich auch, um mehr Kunden zu bekommen. Allerdings, eine für Fernwärme notwendige Bohrung sei um die 2.800 Meter tief, um das dort circa 85 Grad warme Wasser zu erreichen. Und damit natürlich nicht gerade ein Schnäppchen.

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