Stephan Kroener

Freier Journalist und Historiker, Freiburg

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Artikel

Ausgabe 102: El ABC de una vida: Armero, Bronx y Corona, por Stephan Kroener

Ausgabe 102: aulas abiertas - Umgestaltung formaler Bildung

Liebe Leser*innen,

endlich ist sie da, unsere 102. Ausgabe mit dem Schwerpunktthema Aulas abiertas - Umgestaltung formaler Bildung. Da das Thema Bildung einen enorm umfangreichen und komplexen Bereich umfasst, liefern wir euch durch unsere Fokussierung auf die formale Bildung nur einen kleinen Einblick in ein weit verzweigtes, stets diskutiertes und umstrittenes System. Die vielen verschiedenen Sichten auf und Anforderungen an Bildung machen den Begriff, das Konzept und vor allem dessen Umsetzung zu einem wesentlichen politischen Thema, das nahezu alle Bereiche des alltäglichen Lebens beeinflusst. Durch eben diese Wichtigkeit stellen Bildungssysteme und Bildungseinrichtungen eine erhebliche Herausforderung dar, der es sich zu stellen gilt.

Schon immer gibt es Stimmen, die sich über ungleiche Chancen, ungleichen Zugang und strukturelle Diskriminierung beschweren, die ein systemstärkendes, durch Wirtschaft geprägtes und auf den Arbeitsmarkt fokussiertes Bildungssystem kritisieren. Besonders in Lateinamerika werden diese Stimmen in den letzten Jahren immer lauter. Viele Länder des Kontinents erleben regelmäßige, teilweise tägliche Proteste gegen aktuell dominante, neoliberale Bildungssysteme und den ungleichen Zugang zu Bildung, wovon die beiden Artikel „Historias de lucha por la educación en Colombia" und „¿Cómo la educación neoliberal chilena ha producido una juventud anti-neoliberal?" berichten. Auch die Corona Krise stellt weltweit das Bildungssystem vor eine große Herausforderung, welche Ungleichheiten und schwere infrastrukturelle Probleme in diesem Bereich aufzeigt. Über die Situation in der Pandemie berichten Fryda Vergara Blas und Kevin Roman in „Educación formal en tiempos de pandemia".

„Jeder Mensch hat das Recht auf Bildung" - so steht es in der Allgemeinen Menschenrechtserklärung von 1948, doch dass die Realität anders aussieht, ist kein Geheimnis. Unentgeltliche Bildung wird in vielen Ländern Lateinamerikas nicht ausreichend gewährleistet, es fehlt an staatlicher Unterstützung, des Weiteren liegt der Fokus meist nicht auf der Förderung von der persönlichen Entfaltung der Schüler*innen.

So braucht es Eigeninitiative und mutige, ausdauernde Menschen, die zusammenfinden und sich für eine vielfältige, diverse und inklusive Gestaltung vom Bildungssystem und von Bildungseinrichtungen einsetzen, die kritisieren und auf Probleme aufmerksam machen, die alternative Wege suchen, um gerechtere und ausgeglichenere Strukturen zu schaffen. Ein tolles Beispiel hierfür ist die Mocha Celis in Buenos Aires, eine Schule, die vor allem transgender Personen den Zugang zu Bildung ermöglicht. Wir hatten die Chance, für euch ein Interview mit Manu Mireles, Sekretär*in der Mocha, zu führen.

In dieser Ausgabe besteht unser Special sowie auch unser Gesellschaftsteil ausschließlich aus nicht deutschsprachigen Texten. Dafür möchten wir uns bei allen unseren ausschließlich deutschsprachigen Leser*innen entschuldigen! Ein Grund für diese Zweisprachigkeit ist unser Bemühen und unser Anspruch, Menschen, die in größeren medialen Kontexten weniger Chancen haben, zu Wort zu kommen, Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven eine Plattform zu bieten, auf der sie ihre persönliche Sichtweise und ihre Erfahrungen mit uns teilen können. Natürlich wollen wir aber auch all unseren Leser*innen eine vielfältige Auswahl an Artikeln bieten, weshalb wir in der nächsten Ausgabe besonders darauf achten werden, wieder spannende deutschsprachige Artikel zu veröffentlichen.

Viel Spaß bei der Lektüre wünscht eure matices-Redaktion

(c) Stefan Borghard

8 Millionen - Kolumbien ist trauriger Spitzenreiter der Liste weltweiter Binnenflüchtlinge.

Der bewaffnete Konflikt, gewaltsame Vertreibung und Umweltkatastrophen führen zu einer Landflucht, die meist urbane Ballungsräume wie Bogotá oder Medellín zum Ziel hat.

Bereits vier Jahre vor Abschluss des Friedensvertrages 2016 mit der FARC-Guerillera brachten Ex-Präsident Juan Manuel Santos und sein Minister für Wohnungsbau, Germán Vargas Lleras, der später für Santos Amtsnachfolge kandidierte, ein medienwirksam beworbenes Wohnbauprojekt auf die Strecke. Nach Vorbild des brasilianischen Programms Minha Casa, Minha Vida entstanden 100.000 kostenfreie Wohnungen für Kriegsopfer, Vertriebene und Leid- tragende von Naturkatastrophen. Inmitten der von kriminellen Banden umkämpften und unsichtbaren Grenzen durchzogenen Peripherie von Medellín wurde im Jahr 2015 der Wohnkomplex Pelícanos 3 erbaut.

Hier leben 545 Familien aus unterschiedlichen Herkunftsregionen und Kontexten auf engstem Raum zusammen. Stacheldraht und Überwachungskameras schaffen ein Gefühl von Sicherheit. Jede Wohnung verfügt über zwei bis drei Zimmer, eine Wohnküche mit Nische zum Wäschetrocknen und ein Bad. Gemeinschaftsflächen oder Kinderspielplätze wurden in der Planung nicht berücksichtigt. Eltern berichten, sie ließen ihre Kinder auf- grund bewaffneter Konflikte nicht draußen spielen und begleiteten sie sicherheitshalber auf dem Schulweg. Der Zugang zu ärztlicher Versorgung sei ebenfalls problematisch, außer- dem habe der Staat seit Schlüsselübergabe jegliche Betreuung vor Ort vermissen lassen.

(c) Mocha Celis Bachillerato Popular Travesti - Trans

Neugierige Mischung aus Folk, Blues und ganz persönlicher Note

Die argentinische Singer-Songwriterin und Musikerin Loli Molina ist 1986 in Buenos Aires geboren und lebt heute in ihrer Wahlheimat Mexiko-Stadt. Das Multitalent ist zudem als Produzentin und bildende Künstlerin aktiv. Seit ihrem Debüt aus dem Jahr 2008 ist sie vor allem dank ihrer besonderen Stimme zu einem erfolgreichen Star zwischen Nord- und Südamerika avanciert. So kam es vielfach zur Zusammenarbeit mit anderen Größen lateinamerikanischer Musik, darunter u.a. mit Chico César, einem der profiliertesten Vertreter der brasilianischen Pop-Musik. Für ihr aktuelles Album „Lo Azul Sobre Mí" hat Molina insgesamt 11 Stücke zwischen dem Opener „Fantasma" und dem abschließenden „Ouroboros (con Álvaro Ruiz)" aufgenommen. Produziert hat Latin Grammy-Preisträger Hernan Hecht. Bis auf „Martín" von Edgardo Cardozo handelt es sich um 10 Eigenkompositionen, die Molina mithilfe von Gitarren, Gesang und Streichquartett durchweg sehr minimalistisch instrumentiert, was ihre stimmlichen Fähigkeiten erneut unterstreicht.

Ian Lasserre - Átimo Thiago Nassif - Mente Fiesta Mexicana - Mariachi de Arranque
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