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Bipolare Depression: "Ich dachte, jetzt schneide ich mir ein Ohr ab" - SPIEGEL ONLINE - Gesundheit

Bipolar - das heißt, depressiv zu sein und danach ungeahnte Höhenflüge zu erleben. Oder anders herum. Und manchmal sogar gleichzeitig. Warum es oft ein langer Weg bis zur Diagnose ist und was gegen die Krankheit hilft.

Seine Medikamente bewahrt Malte Becker* im Schrank rechts neben dem Kühlschrank auf. Dort neben seiner Müslischale kann er sichergehen, dass er sie morgens nicht vergisst. Kommen Freunde zu Besuch, legt er die Packungen meist in das kleine Schubfach unterm Ofen. Er will nicht, dass seine Gäste die Tabletten sehen, das wäre ihm extrem peinlich.

Keines der Medikamente ist illegal. "Ich habe für jedes ein Rezept", betont Becker. Er hat weder einen Herzfehler noch eine schwache Niere, der 38-Jährige ist manisch-depressiv. Ärzte nennen die Erkrankung bipolar - auch um die Betroffenen weniger zu stigmatisieren. Daran, dass Becker krank ist und jeden Tag bis zu sechs Pillen schlucken muss, ändert die Bezeichnung allerdings nichts. Ebenso wenig daran, dass er die Krankheit lieber für sich behält. "Je weniger Menschen von der Störung wissen, desto besser", findet er. Wenn seine Freunde ihn ansehen, sollen sie ihn sehen - nicht seine Krankheit. (...)


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