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Im Krisenmodus zum Derby

„Es ist Derby", sagt Kickers-Trainer Marco Wildersinn am Rande des Trainingsplatzes in Randersacker im Anschluss an das Donnerstagtraining in der obligatorischen Medienrunde. Der sich in der sportlichen Krise befindende FWK hat nach der 0:3-Niederlage im Spitzenspiel vom vorigen Samstag bei der Spvgg. Unterhaching mit dem Derby in der heimischen „Akon-Arena" gegen den FC 05 Schweinfurt gleich die nächste schwere Aufgabe vor der Brust. Wildersinn setzt seinen Satz fort: „Alles was vorher war, ist egal. Wenn wir unten auf dem Platz stehen, geht es zur Sache."

Stand Donnerstagnachmittag waren bereits 4400 Tickets für den Mainfranken-Schlager verkauft. Für eine stimmungsvolle Kulisse wird beim „Krisengipfel" also gesorgt sein. Denn nicht nur die in diesem Jahr noch sieglosen Würzburger Kickers suchen nach ihrer Form, auch beim FC 05 Schweinfurt läuft es - allerdings dort schon die gesamte Saison - absolut nicht wie gewünscht. Der Profikader der Nullfünfer sollte im besten Falle um den Aufstieg mitspielen. Trainer Christian Gmünder wurde mittlerweile - kurz nach der Winterpause - entlassen. Sein Nachfolger ist die „Ex-Rothose" Marc Reitmaier. Der 39-Jährige, der vor zwei Jahren noch Nachwuchstrainer bei den Kickers war, soll den Traditionsverein vor dem drohenden Absturz in die Bayernliga bewahren.

Die „Schnüdel" kommen, nach davor nur einem Punkt aus vier Spielen im Jahr 2023, mit einem Erfolgserlebnis im Rücken an den „Dalle". Die Reitmaier-Elf schlug vergangenen Spieltag den TSV Aubstadt durch einen Last-Minute-Treffer von Stürmer Benjamin Hadzic mit 2:1.

Nur noch Bruchstücke

„Wir haben das Hinspiel noch gut im Kopf", sagt FWK-Trainer Wildersinn. „Es war ein emotionales, umkämpftes Spiel." Mit 5:2 triumphierten die Kickers am 2. September 2022 im Schweinfurter „Sachs-Stadion". Damals zeigten die Kickers all das, was sie derzeit entweder ganz vermissen lässt oder nur in Bruchstücken auf den Platz bringt. Die geballte Offensivpower, die Würzburg zur torhungrigsten Mannschaft aller fünf Regionalligen werden ließ, lahmt derweil gewaltig - mit nur vier Treffern aus vier Spielen. Auch das Angriffspressing, durch das die Kickers auch im Hinspiel in Schweinfurt in Führung gingen und in vielen anderen Spielen der Gegner überforderten, funktioniert derweil kaum effektiv. Auffällig ist vor allem aber, dass der Ball längst nicht mehr so gut in den eigenen Reihen läuft, wie noch im vorigen Jahr.

„Wir haben uns in Gedächtnis gerufen, was unser Spiel eigentlich ausmacht", verrät Wildersinn. „Wir müssen wieder mutig und die dominante Mannschaft sein, die bestimmt, wo es langgeht." Die Vorstellung beim letztlich chancenlosen 0:3 gegen Unterhaching sei in aller Ruhe und Klarheit aufgearbeitet und abgehakt worden. Personell lichtet sich das Würzburger Verletzten-Lazarett der vergangenen Wochen zunehmend. Ende der Woche standen sogar die seit der Winterpause verletzten Tim Littmann und Daniel Hägele auf dem Trainingsplatz. Kapitän Peter Kurzweg fehlte dafür krankheitsbedingt.

Für ihn etwas Besonderes

Fast wieder bei vollen Kräften ist Rechtsverteidiger Thomas Haas, für den das Derby ein ganz Besonderes ist. Im Sommer wechselte er nach zwei Jahren im Trikot des FC 05 Schweinfurt zu den Kickers. Das Hinspiel glich für den Niederbayern einem Spießrutenlauf. An die Schmähungen aus dem Schweinfurter Fanblock und den zahlreichen harten Fouls auf dem Feld gegen ihn, kann er sich noch gut erinnern. „Es ist schon eine Spannung da, aber nicht mehr so wie vor dem Hinspiel, als der Wechsel noch nicht lange her war", erklärt der 25-Jährige. „Ich konzentriere mich aufs Spiel. Was im Hinspiel passiert ist, gehört dazu. Von mir aus können sie mich wieder treten und anschreien. Hauptsache wir gewinnen." Ein Erfolgserlebnis ist bitter nötig, damit sich die Lage beim FWK nicht weiter dramatisiert. Ein klein wenig wird nämlich nach wie vor vom Aufstieg geträumt. „Im Fußball ist alles möglich", sagt Haas.

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