Einst biss hier Helmut Kohl in die Wurst. Die Frankfurter Metzgerei Ebert hat eine lange Geschichte: Seit 79 Jahren verkauft der Familienbetrieb in der Stammfiliale an der Hauptwache Fleischkäse und Salami.
Im April kommt ein neues Kapitel hinzu: In der Stammfiliale in der Großen Eschenheimer Straße gegenüber Galeria Kaufhof soll ein modernes Bistro entstehen. „Noch sind wir eine klassische Handwerksmetzgerei", sagt Michael Ebert, Inhaber der vierten Generation. In der Metzgerei wird aber längst nicht mehr nur Fleisch verkauft. In den Regalen stehen Pesto, Nudeln und Einmachgläser voller Grünkohl, Erbsensuppe oder Chili con carne. Nicht genug, meint Ebert: „Wir reißen alles raus." Den Umbau plane er schon seit zwei Jahren. An den Wänden, auf dem Konferenztisch - überall Skizzen und Zeichnungen: Was ist der richtige Stuhl? Welche Farbe sollen die Fliesen haben? „Jeden Tag denke ich darüber nach." Es sei ein sechsstelliges Projekt.
Man isst dort, wo man ist. Michael Ebert, Inhaber der Metzgerei Ebert an der Hauptwache
Auch wenn es heute schon keine reine Metzgerei mehr ist, so erinnert doch alles daran. Die große Theke etwa lässt den Kunden keinen Raum, kurz innezuhalten. Nach dem Komplettumbau sollen 15 Sitzplätze für einen Lounge-Charakter sorgen. Heute gelte: „Man isst dort, wo man ist."
Die Theke werde an die Wand rücken, im Außenbereich blieben Bänke und Tische. „Mit einer Metzgerei wird das nichts mehr zu tun haben", sagt Ebert. Neben Fleischliebhabern sollen auch Vegetarier in das neue Bistro gelockt werden. Man reagiere darauf, dass die Menschen weniger Fleisch essen.
Die Mutter, die für das Abendessen ein paar Scheiben Aufschnitt in einer Metzgerei hole, sei ausgestorben. Natürlich gebe es aber auch in Zukunft hausgemachten Fleischkäse und Frankfurter. „Wir stellen hier in der Stammfiliale weiterhin alles selbst her."
Die Metzgerei Ebert an der Hauptwache ist schon heute keine klassische Metzgerei mehr. Foto: EbertEin bisschen wehmütig ob der Veränderungen ist Michael Ebert dann doch: Seine Arbeit heute habe kaum noch etwas mit der Arbeit seiner Eltern oder seines Großvaters gemein. „Früher musste man hungrige Leute satt machen, heute muss man satte Leute hungrig machen." Ein anderes Problem sei der Mangel an qualifiziertem Nachwuchs. „Die Jungen arbeiten lieber für Hungerlöhne im Apple Store als in einer Metzgerei, die gut bezahlt."
Michael Eberts Urgroßvater hatte die erste Filiale der Metzgerei & Feinkost Ebert 1908 eröffnet. 1938 zog man dann an die Hauptwache. Eine zweite Filiale eröffnete 1996 in der „Freßgass", mit der „Suppenstube" folgte 2003 die bislang letzte.
Gründonnerstag wird der letzte Tag der alten Metzgerei Ebert sein. „Wir wollen Anfang Mai schon eröffnen." Ebert ist sich sicher, dass auch Helmut Kohl in das neue Bistro an der Hauptwache kommen würde: „Solange es unsere Fleischwurst noch gibt, wird er wiederkommen."