"Die 'Digital Native Journalisten' sind für mich inzwischen zu einer Urban Legend geworden. Zu einem Märchen. Es gibt sie gar nicht unter den Nachwuchsjournalisten. Oder nur in homöopathischer Verteilung."
Es ist ein hoffnungsvoller Irrglaube, dass die neuen Journalisten der jetzigen und kommenden Generationen das mit den sozialen Medien ganz selbstverständlich und intuitiv beherrschen. Dass jeder zukünftige Journalistik-Absolvent ein toller Social-Media-Manger ist. Und sein möchte.
Die Konsequenz, dass jeder Journalist lernen muss, wie man soziale Medien managed, teile ich nicht. Das professionelle Nutzen und Bespielen von Facebook, Twitter, Instagram, Google Plus, Youtube (und in nächster Zukunft auch Whatsapp) ist ein anspruchsvoller Job. Man muss ihn lernen und man muss das wollen.
Nicht jeder neue Journalist ist ein Multimedia- / Social-Media- / Crossmedia-Journalist. Nicht jeder möchte es sein. Müssten sie es sein? Ich bin nicht der Meinung. In meinem Job erlebe ich es, wie viel Mühe Kolleginnen und Kollegen damit haben, "nebenher" noch eben dieses Facebook-Ding mitzubetreuen. In manchen Fällen eine Welt, die ihnen noch nicht einmal aus dem privaten Gebrauch bekannt ist, der sie sich aus persönlichen Gründen sogar verschließen. Einem Journalisten mit einem solchen Profil Social-Media-Arbeit als selbstverständliche Aufgabe zu geben, kann nicht zu einem zufriedenstellenden Ergebnis führen - für keinen Beteiligten.
Drei Erkenntnisse bleiben für mich aus diesem Gedankengang:
1. Wer Journalist sein will, muss alle (traditionelle, neue und soziale) Ausspielkanäle kennen, ihre Bedeutung einordnen können und sie in die Planung der Umsetzung ihrer Inhalte gleichberechtigt mit einbeziehen.
2. Wer aber kein Multimedia- / Social-Media- / Crossmedia-Profi sein möchte, der soll bitte auch keiner werden / werden müssen! (Ein guter Radiomacher, ist per se kein guter Fernsehredakteur.)
3. Wer kein Multimedia- / Social-Media- / Crossmedia-Journalist sein möchte, sollte denjenigen, die ihnen die anspruchsvolle Aufgabe abnehmen, Respekt und Offenheit entgegenbringen.
Nachtrag 16.05.2014: Für ein rundes Bild: Jannis Kucharz verweist zurecht auf die tatsächlichen Digital Natives, die einen Bogen um etablierte Medien machen, weil sie ihnen nichts zu bieten haben. http://netzfeuilleton.de/junge-digitale-journalisten/...
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