Im Herbst 2010 tourte der Sänger und Songwriter Richard Marx mit seiner Solo Accoustic Tour durch sieben deutsche und europäische Städte und stellte dabei auch sein neues Accoustic Album "Stories to tell" vor. Ich habe Richard Marx Anfang November 2010 in einem Hotel in Berlin getroffen und ein ausführliches Interview mit ihm geführt. Für die lokale Vorberichterstattung in einigen Tourstädten habe ich ein kleines Portrait geschrieben, dass zum Beispiel am 11. November in der vorliegenden Fassung in der Münchener Abendzeitung erschienen ist.

Menschen, die alles schon einmal erlebt haben, die erfolgreich und unabhängig sind, die in sich ruhen, strahlen für gewöhnlich eine sehr große Gelassenheit aus. Richard Marx (47), Sänger und Songwriter zählt zu dieser Sorte Menschen. In seiner Gegenwart fühlt man sich einfach nur wohl. Und er ist ein erstklassiger Geschichtenerzähler.

Um seine Geschichten zu erzählen und um seine bekanntesten Hits und neue Songs zu präsentieren, kommt er ab dem 9. November für eine zehntätige Solo Acoustic Tour in sieben Konzertsälen nach Deutschland. Am 12. November spielt Marx in der Tonhalle in München.

Der Name der Tour heißt Stories to tell und ist Programm. Marx sucht bei den Konzerten den direkten Kontakt mit seinem Publikum. Im Interview erklärt er das Konzept der Konzerte, die viel Ähnlichkeit mit der VH1 Show Storytellers hat: „Es ist so, als würde ich Sie zu mir nach Hause einladen und erzählen, wie ich z.B. Endless Summer Nights geschrieben habe und danach spiele ich den Song für Sie." Die Fans seiner größten Hits wie Right here waiting, Angelia oder Now and Forever werden dabei voll auf ihre Kosten kommen.

Richard Marx dabei nur auf seine Hits aus den Achtziger und Neunziger Jahren zu reduzieren, wäre jedoch total falsch. Denn der Mann, der seit über zwanzig Jahren im Musikbusiness tätig ist, hat sich in den letzten Jahren einen Namen als erfolgreicher Songwriter und Produzent von und für andere Künstler und Musiker gemacht. Die Range ist breit und reicht von Country Stars wie Vince Gill, Keith Urban, Kenny Rogers bis hin zu Rockbands wie Daughtry oder Lifehouse. Der bekannteste und erfolgreichste Song ist sicher die Ballade This I promise you, den die Boyband NSYNC 2001 zu einem Top Hit machte.

Dieser und einige weitere Songs, die er für andere Interpreten geschrieben hat, werden sich im Showprogramm ebenfalls wiederfinden. Einen Vorgeschmack auf das was einem im Konzert erwartet, bietet zudem, dass parallel zum Tourstart in Deutschland und Großbritannien veröffentlichte, gleichnamige Album mit Neuaufnahmen von Hits wie Endless Summer Nights, Should´ve known better oder Hazard. Dazu Bonus tracks wie eben This I promise, Had enough (ursprünglich für Lifehouse geschrieben) oder On the inside (Daughtry), Everybody (Keith Urban) oder the Best of me (Cliff Richard).

Zu Deutschland hat Marx mittlerweile eine ganz spezielle Beziehung entwickelt. Zum einen stammt sein Urgroßvater aus Frankfurt am Main, zum anderen half ihm 2005 die gemeinsame Tour mit Joe Cocker über eine kleine „Midlife Crises" hinweg. „Zu der Zeit ging es mir nicht besonders gut und um nicht meiner Familie und Freunden auf die Nerven zu gehen, hatte ich mich entschlossen, dass Angebot anzunehmen mit Joe Cocker für fünf Wochen durch 22 deutsche Städte zu touren. Und da ich keine Verpflichtungen wie Presse- oder Marketingtermine nachgehen musste, hatte ich viel Zeit für mich. So bin ich jeden Morgen in die Stadt marschiert, in der wir gerade angekommen waren, habe mir ein kleines Cafe gesucht, mich dort hingesetzt und mit den Menschen unterhalten oder Songtexte geschrieben. Danach habe ich die Städte zu Fuß erkundet."

In Berlin nutzte er einen dreitägigen Aufenthalt für eine ausgiebige Fahrradtour durch die Stadt. Ein Erlebnis, dass für ihn selbst noch heute zu den besten Tagen seines Lebens zählt. Wie viele andere Besucher der Stadt, hatte Marx bei einem Kurz-besuch sein Herz an Heidelberg verloren und in Stuttgart bei seinem einzigen Solotourauftritt während der fünf Wochen, eines der besten Konzerterlebnisse der letzten Jahre. „Die wollten mich dort gar nicht mehr von der Bühne lassen, dort. Es war einmalig." Hatte er in den vielen Jahren zuvor auf Tour in Deutschland meist nur den Bus, die Veranstaltungsorte oder die Flughäfen gesehen und kennengelernt und dazu durch Tourstress, Krankheiten und Schlafmangel eher schlechte Erinnerungen an Deutschland, wurde diese Tour mit Cocker zum Schlüsselerlebnis für seine Liebe zu diesem Land: „Als ich damals von der Tour nach Hause gekommen bin, habe ich als erstes jedem davon erzählt, wie sehr ich Deutschland liebe, denn zum ersten Mal nach mindestens zwanzig Besuchen zuvor, habe ich es wirklich gesehen und lieben gelernt. Und deshalb freue ich mich besonders jetzt für sieben Konzerte wieder hier zu sein."

Das Richard Marx auch rockige Musik schreiben kann, hat er mit früheren Songs wie Don´t mean nothing, Satiesfied oder To late to say goodbye bewiesen. Im Jahr 2008 hatte er mit Emotional Remains ein sehr rockiges, eigenes Album herausgebracht, dass damals als CD nur über seine Website zu bestellen war und heute noch als Download bei Amazon erhältlich ist. Es enthält einige potentielle Chart- oder Radiohitpotentiale wie Part of me oder From the Inside. Für den Sommer 2011 plant Richard Marx das Album in Zusammenarbeit mit einem anderen Label und mit einigen neuen Songs noch einmal neu auf den Markt und in den Handel zu bringen. Einem weiteren Hit muss und möchte er gar nicht mehr hinterher jagen. „ Ich liebe es zu singen und im Studio zu sein und Songs zu produzieren. Ich hatte zehn Jahre mit wirklich vielen Hits und Erfolgen. Ich habe aufgehört Karrierepläne zu machen. Für mich geht es nur noch darum Spaß zu haben. Viele der neuen Sachen, die ich schreibe, schreibe ich meistens für Andere. Das kommt mit dem Alter, es wird dir klar, was wichtig ist und was nicht. Und für mich ist es nur noch wichtig, bessere Songs zu schreiben. Wenn mir das gelingt, bin ich glücklich."