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Warum Laura ihr Studium an der UDE in Essen abgebrochen hat

Nach ihrem Studienabbruch hat Laura Kubath (25) ihren Traumjob in Essen gefunden. Foto: André Hirtz / FUNKE Foto Services

Essen. Seit sie 14 Jahre alt ist, träumt Laura Kubath davon, Lehrerin zu werden. Doch dann bricht sie ihr Studium an der UDE in Essen ab. Die Gründe.

Sie wird an einer Grundschule unterrichten, Kindern beibringen, zu lesen, schreiben und zu rechnen: Dass Laura Kubath Lehramt studieren wird, stand für die heute 25-Jährige bereits seit der achten Klasse fest.

Direkt nach dem Abitur schreibt sie sich daher 2016 an der Universität Duisburg-Essen (UDE) ein, besucht am Essener Campus Vorlesungen in Deutsch, Mathe und Sachunterricht – bis sie ihr Studium im Herbst 2020 abbricht.

Laut einer Studie entscheiden sich jährlich knapp 30 Prozent aller Bachelor-Studierenden für einen Studienausstieg, Tendenz steigend. „Unser Eindruck ist tatsächlich, dass sich die Zahl der Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher mit der Pandemie erhöht hat“, sagt Claudia Barrenberg von der Essener Agentur für Arbeit.

In Kooperation unter anderem mit der UDE und der Industrie- und Handelskammer (IHK) bietet die Arbeitsagentur am Donnerstag, 7. Juli, daher unter dem Motto „Studienausstieg – (m)eine Alternative?“ eine Infoveranstaltung für potenzielle Studienaussteiger und Studienaussteigerinnen an.

„Ich hätte mich damals über so eine Veranstaltung gefreut, weil ich mit meiner Entscheidung nicht allein gelassen worden wäre“, sagt Laura Kubath. Dass das Studium, von dem sie so lange geträumt hat, doch nicht das Richtige ist, habe sie anfangs nur „schleichend“ realisiert.

Generell gebe es viele Ursachen für einen Studienausstieg, sagt Anja Laroche, Studienberaterin der UDE. Häufig spielten finanzielle oder familiäre Gründe eine Rolle. Außerdem veränderten sich bei jungen Menschen im Laufe des Studiums oft die Interessen. „Manchmal stimmen auch die Vorstellungen nicht mit den realen Anforderungen im Studium überein“, so Laroche.

„Man denkt, man muss sich erst einfinden im Studium“, sagt Kubath. Doch die Bedenken an ihrer Berufswahl, die ab dem dritten Semester einsetzen, halten sich hartnäckig. Als die Zweifel immer größer werden, spricht sie schließlich mit ihrer Familie und ihren Freundinnen und Freunden. „Ich war total unsicher, das anzusprechen, weil sie ja wussten, wie viel Zeit und Arbeit schon in dem Studium stecken.“

Zu ihrer Erleichterung können alle ihre Entscheidung nachvollziehen, helfen ihr dabei, sich neu zu orientieren. Dabei begleitet Kubath eine weitere große Sorge: Wird sie trotz abgebrochenem Studium einen Job finden? Haben Studienaussteiger und Studienaussteigerinnen wie sie überhaupt eine Chance auf dem Ausbildungsmarkt?

Ohne zu zögern, beantwortet Franz Roggemann, Geschäftsführer der IHK für Aus- und Weiterbildung in Essen, diese Fragen mit Ja: „Studienabbrecher sind gleich aus mehreren Gründen für Unternehmen interessant.“ Zum einen seien diese oft älter als ihre Mitbewerberinnen und Mitbewerber, die direkt nach dem Abitur eine Ausbildung beginnen wollen, „was normalerweise auch zu einem höheren Maß an Reife beiträgt.“

Zum anderen seien sich Menschen, die bereits ein Studium abgebrochen haben, oft klarer darüber, was sie wirklich wollen. So sei die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Ausbildung ebenfalls abbrechen, geringer. „Und drittens hat man auch in Essen mittlerweile einen Bewerbermarkt. Die Betriebe suchen händeringend Azubis“, so Roggemann.

Laura Kubath habe sich vor den Vorstellungsgesprächen „tausend Mal“ überlegt, wie sie ihren Studienabbruch am besten erklären kann. „Aber wirklich alle Arbeitgeber haben gut reagiert und konnten es nachvollziehen.“ Irgendwann sei sie an den Punkt gekommen, „an dem ich mal einen Cut machen musste, weil so viele Zusagen kamen.“

Angenommen hat sie schließlich eine Stelle bei der Agentur für Arbeit in Essen, bei der sie eine Ausbildung zur Fachangestellten für Arbeitsmarktdienstleistung absolviert. „Es ist schon ein komisches Gefühl, weil ich hier so viele Stunden verbracht habe“, sagt Kubath, als sie vor der Mensa der Uni steht.

Sie dreht sich zur Straße, zeigt mit dem Finger Richtung Arbeitsagentur, die nur wenige Hundert Meter entfernt liegt. „Das Studium war ein wichtiger Abschnitt in meinem Leben. Aber jetzt gehe ich einfach die Straße weiter runter zur Agentur für Arbeit und weiß, dass es da genau richtig für mich ist.“

Info: Studiebabbruch als Alternative?

Unter dem Motto „Stu­di­en­aus­stieg – (m)eine Al­ter­na­ti­ve?“ fin­det am Don­ners­tag, 7. Juli, um 14 Uhr eine In­fo­ver­an­stal­tung in der Es­se­ner Agen­tur für Ar­beit statt. Men­schen, die über­le­gen, ihr Stu­di­um ab­zu­bre­chen, sol­len dort „Aus­we­ge und Op­tio­nen“ auf­ge­zeigt wer­den.

Vor Ort wer­den auch die Uni Duis­burg Essen, die Hoch­schu­le Ruhr West, die Ju­gend­be­rufs­agen­tur der Stadt Essen, die In­dus­trie- und Han­dels­kam­mer sowie die Kreis­hand­wer­ker­schaft ver­tre­ten sein. Die Teil­nah­me ist kos­ten­los, eine An­mel­dung nicht not­wen­dig.

Be­trof­fe­ne kön­nen sich au­ßer­dem je­der­zeit unter der Te­le­fon­num­mer 0800 4555500 bei der Ar­beits­agen­tur mel­den. Die Uni Duis­burg-Es­sen bie­tet eben­falls eine Be­ra­tung für Stu­di­en­zweif­le­rin­nen und Stu­di­en­zweif­ler an.

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