Elitäres Gehabe von toxischen „Star Wars"-Fans sollte niemanden abschrecken, „The Mandalorian" zu schauen. Die Serienkolumne „Nächste Folge".
„Star Wars"-Fan zu sein ist nicht leicht. Nicht, weil das Franchise irgendetwas falsch macht, die Geschichten oder die Charaktere schlecht geschrieben wären, nein, weit gefehlt. Es liegt daran, dass „Star Wars" leider viele toxische Fans hat.
Das sieht man an verschiedenen Aspekten wie Rassismus, Sexismus und Mobbing (Darstellerin Daisy Ridley musste ihre Social-Media-Präsenz aufgeben - zu krass wurden die Bedrohungen). Aber auch daran, dass es nach Meinung dieser selbst ernannten richtigen Fans so ist, dass sie - und nur sie - bestimmen, wer überhaupt Fan ist.
Meine liebsten „Star Wars"-Filme sind die der Prequel-Trilogie, also Episode I bis III. Für diese Meinung bekommt man von dieser ganz bestimmten Sorte Fan im besten Fall Augenrollen, im schlechtesten wird erklärt, man habe „Star Wars" nicht verstanden und sei eben kein richtiger Fan. Denn die „korrekte" Antwort auf die Frage nach den besten Filmen lautet: die Original-Trilogie. Wir sind hier argumentativ auf dem Niveau von „Meine Lieblingsfarbe ist blau" und das Gegenüber sagt „Nein, das ist falsch".
Die Probleme der Männer von gestern (sorry, Jungs, das betrifft im „Star-Wars"-Fandom vor allem die Männer) enden aber nicht bei der Trilogie-Frage. Und hier kommt nun die Disney-Plus-Serie „The Mandalorian" ins Spiel. Denn die macht alles richtig und ist den toxischen Fans dennoch ein Dorn im Auge.
Die Serie mit Pedro Pascal in der Hauptrolle erzählt die Geschichte des Mandalorianers Din Djarin, der ein kleines grünes Wesen, „das Kind" - in Ermangelung eines richtigen Namens unter Fans lange einfach „Baby Yoda" genannt - in seine Heimat bringen möchte. Auf dem Weg gilt es in jeder Folge eine neue Quest zu bewältigen, wobei Din und der Kleine immer neue Verbündete gewinnen, von denen einige am Ende noch einmal zusammenkommen müssen, um die finale Schlacht zu schlagen.
„The Mandalorian" glänzt mit vielen starken weiblichen Charakteren, man kann sich nicht mal mehr entscheiden, welche Frau die beste ist. Also völlig anders als in der Original-Trilogie, wo man sich als Frau mit dem Vorbild Prinzessin Leia zufrieden geben musste.
Die Serie ist großartig für Langzeit-Fans, da bekannte Figuren auftauchen und es Anspielungen auf Ereignisse aus dem Franchise gibt. „The Mandalorian" füllt Lücken und bringt neue interessante Aspekte auf. Und das Ende der zweiten Staffel lässt viele Fragen offen, sei es das „Kind" betreffend (Wie hat er Order 66 überlebt? Wofür benötigt Moff Gideon sein Blut?) oder auch die Zukunft von Din Djarin und dem Dunkelschwert. Man kann davon ausgehen, dass Disney die Antworten für uns bereit hält, die dritte Staffel ist angekündigt und zehn weitere Serien im „Star Wars"-Universum geplant.
„The Mandalorian" auf Disney Plus funktioniert für neue und alte FansAber die Serie funktioniert auch ohne Vorkenntnisse. Schwierig ist wahrscheinlich nur die atemberaubende Schlussszene der zweiten Staffel, die natürlich nicht den gleichen Effekt auf jemanden hat, der niemals die Original-Trilogie gesehen hat. Dennoch ist es auch für Neulinge im „Star Wars"-Universum gelungen, den Schluss ergreifend zu gestalten.
Die toxischen „Star Wars"-Fans mögen es nun aber gar nicht, dass es einen ganzen Schwall neuer Fans gibt, von denen viele wegen des süßen „Baby Yoda" dazugestoßen sind. Unter einigen „Star Wars"-Fans herrscht nämlich die Ansicht, Fan sei ein Titel, den man sich verdienen muss - durch Studium des Gesamtwerks.
Aber dieses elitäre Gehabe soll bitte niemanden abschrecken. Denn es ist doch so: Du findest „Baby Yoda" süß und willst deshalb „The Mandalorian" schauen? Toll, willkommen neuer „Star Wars"-Fan! Ich freue mich, dass er für dich eine Verbindung zum „Star Wars"-Universum hergestellt hat. Vielleicht wird er für dich ein Grund, auch in die Filme, die Bücher, Serien und Videospiele einzutauchen. Und wenn er das einzige bleibt, was du an „Star Wars" magst, ist das auch absolut okay. Viel Freude mit „The Mandalorian". Es lohnt sich.
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