Der Vorsprung von Nadya Vanessa Vega, die seit acht Jahren in Eigeninitiative erotische Fotografien zustande bringt, war unter anderem, dass man sie schnell kannte. Sie fotografierte die Party-nächte eines Münchner Nobelclubs am Haus der Kunst, zog irgendwann nach Berlin, und man wusste wer sie ist. Der Hype um ihren Instagram-Account bescherte ihr Aufträge, Bewunderer und vor allem Models, die sich gerne für sie auszogen und Selbstbewusstsein zeigten. Aufregend an dieser legeren Karriere ist die Natürlichkeit, die ihre Fotos nach wie vor haben. Die Erotik unzensiert, aber auch ungespielt. Ein bisschen mädchenhafter, ungekämmter tumblr-Charme kombiniert mit seriösen Plänen und mittelgroßen Ausstellungen, wie etwa im MMA.
Verrutschte Höschen, drapierte, blasse Körperteile, Kaugummiblasen und unschuldige Bauchnabel, alles ganz lässig.
Jüngster Begehr ist ein Fotobuch, welches zu finanzieren sie ihre friends and followers adressiert hat. „You and many others have given me hope and inspiration to continue with my life and journey as an autodidact photographer“, schrieb sie. „So far I have not made any serious attempts at selling my pictures at galleries or on the web. I am working on a book and will need you to kickstart it and I would love for you guys to subscribe to my newsletter.“
Genauso flatterhaft, freundschaftlich und niedlich, wie ihr fotografischer Werdegang, formuliert sich der Finanzierungsplan der ersten Publikation, bei der die Agenturen CreativesRow und Moby Digg in einem joint venture konstruktiv zur Seite stehen.
Und auf einmal wirkt alles gar nicht mehr so spontan und intuitiv, sondern sehr professionell und inszeniert: Immerhin musikalische Größen wie RY X oder Jimmy Edgar haben sich von ihr ablichten lassen, das Albumcover von Two Feet oder Niconés „Let Love Begin“ entsprang ihrer Kamera und auch der gelegentliche Exzess kann sie in ihrer Kontinuität nicht unterkriegen.
Wenn man sich ein wenig näher mit der Biographie befasst, dem Tod des Vaters, dem ungewollten Internatsaufenthalt an einer privaten Universität in Thailand, der Suche nach einer Heimat, ist plötzlich die Hingabe in der Fotografie ein ganz anderes Ventil als der Wunsch nach Insta-Followern. „Da ich viele Eindrücke mit mir mitgenommen habe, mag ich dieses dunkle Gefühl von Trauer. Das spiegelt mich auch auf eine gewisse Weise wieder. Deshalb versuche ich das auf meinen Bildern mit den Models zu transportieren.“
Also gewissermaßen die eigene Traurigkeit umfunktionieren in kreative Triebhaftigkeit und Output. Scheint ja herrlich zu funktionieren; ihr Buch erscheint bereits im November.
Eigentlich doch ganz easy.
EDIT: Release im Sodabooks, Rumfordstraße 3, am 1. September 2018 ab 16 Uhr