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Was Bäume uns zu sagen haben

Ganz begeistert ist Dennis Meyer von den Baumgestalten, die er nahe des Museumshofes vorgefunden hat. Zu seinen Favoriten gehört diese knorrige Hainbuche.

Sie sind Wind und Unwettern ausgesetzt. Oftmals machen ihnen Lichtverhältnisse und Bodenbeschaffenheit das Leben schwer. Dennoch sind Bäume ausdauernde Überlebenskünstler. Da äußere Einflüsse aber selbst nach Jahrzehnten noch sichtbar sind, verraten sie auch eine Menge über die Vergangenheit. Viele aufschlussreiche Baumgestalten hat Dennis Meyer aus Nordel rund um die Burgruine in Rahden entdeckt.

Der selbstständige Landschaftsgärtnermeister ist ganz begeistert von dem, was er im Park an der Burgruine vorfindet. Entdeckt hat Dennis Meyer entlang des alten Baumlehrpfades der Jägerschaft Kleinendorf neben typischen heimischen Bäumen wie Buche, Linde, Ahorn, Weide mehrere seltene Arten. Auch schöne Beispiele für bizarre Wuchsformen hat er gefunden, wie eine Eiche, der Ohren wachsen. "Bäume sind mein Steckenpferd", erklärt Dennis Meyer und schmunzelt.


"Ich habe mich viel mit Bäumen beschäftigt und viel gelernt." Sein Wissen möchte er gern weitergeben, deshalb freut er sich schon auf seinen Volkshochschulvortrag am 2. März. "Es gibt aber nicht für alles eine Erklärung", ist der Fachmann ehrlich. Manche Auffälligkeiten seien einfach Launen der Natur, die keine Auswirkungen auf die Vitalität eines Baumes haben.


Den Baum des Jahres 2013, den Wild-Apfel, hat Dennis Meyer an der Burgruine nicht entdecken können, dafür jedoch die zu seinen Lieblingsbäumen zählende Rotbuche. Das Thema Lieblingsbaum möchte er aber gar nicht so hoch aufgehängt wissen. "Jeder heimische Baum hat seinen Nutzen und ist erhaltenswert", betont er. Bäume sind Sauerstofflieferant, Schattenspender und Landmarke. Das Grün der Blätter wirkt beruhigend. Unter Bäumen wurde Gericht gehalten und Frieden geschlossen. Das Holz gehört zum Feuer, ist gleichfalls wichtiger Grundstoff für Werkzeuge und Möbel. Die Früchte liefern Nahrung für Mensch und Tier. Raupen, Läuse, Specht, Eichhörnchen, Käfer, Wespen und viele andere haben in Bäumen ihren Lebensraum. "Die Eiche ist mit rund 400 Tierarten, die in ihrem Umfeld leben, Spitzenreiter", weiß Dennis Meyer. Strukturwandel und Trends können so weitreichende ökologische Auswirkungen haben.


Für das eigene Überleben will jeder Baum wachsen, und zwar im Umfang und in der Höhe. Hauptkriterium, ob das gelingt, ist zunächst einmal das Klima. "Wer den Winter nicht verträgt, kommt hier nicht durch", erläutert Dennis Meyer. Des Weiteren sind regionale Standortfaktoren wie Feuchtigkeit, Grundwasserstand und Bodenqualität für die Entwicklung ausschlaggebend. Dem Baum stehe abhängig vom Standort ein bestimmtes Energiekontingent zur Verfügung, das nur einmal verbraucht werden könne. Führten Wind, Gewitter oder Schnitt zu Verletzungen, verwende der Baum einen Teil seiner Energie darauf, den Schaden zu reparieren. Denn jede Verletzung sei immer eine Eintrittspforte für Pilze, die ihrerseits davon leben, dass sie Holz zersetzen, verdeutlicht Dennis Meyer.


Mit ausgeklügelten Strategien wirkt jeder Baum diesen äußeren Einflüssen entgegen. Das gelingt ihm abhängig von Baumart und Standort mehr oder weniger gut und lässt sich in der Regel von außen sehen. Dabei sind die Bäume ausdauernd. Es kann Jahrzehnte dauern, bevor ein Baum endgültig aufgibt. Maßgeblich sei beispielsweise, ob weitere Stressfaktoren wie Schädlingsbefall oder Konkurrenz zu anderen Bäumen hinzukämen. "Hier spielen viele Wechselwirkungen eine Rolle", erläutert Dennis Meyer.


Das Wissen um die Bäume hat sich zwischenzeitlich weiterentwickelt. "Vor 20 Jahren wurde noch etwas ganz anderes gelehrt und gelernt als heute", merkt der geprüfte Baumpfleger und anerkannte Baumkontrolleur an. Früher seien Faulstellen ausgefräst und Schnittstellen versiegelt worden. Heute wisse man, dass das dem Baum mehr schade als nutze. "Nicht fachgerechte Pflege führt zu Spätfolgen, die sich in 20 Jahren bemerkbar machen", erklärt Dennis Meyer. Auch dafür möchte er sensibilisieren.

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