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Ambitioniertes Projekt - Ingenieure von Hoch3 entwickeln ehemalige Dorfschänke zu Wohn- und Geschäftshaus

Ambitioniertes Projekt - Ingenieure von Hoch3 entwickeln ehemalige Dorfschänke zu Wohn- und Geschäftshaus

Schon im 19. Jahrhundert kehrten die Gäste in der „Alten Dorfschänke“ in Levern ein.
Mit dem Abriss verschwand ein Stück Dorfgeschichte. Nun folgt ein Neubau.

Gäste wurden in dem Haus schon lange nicht mehr bewirtet. Jetzt ist der Gasthof „Zur alten Dorfschänke“ in Levern endgültig Geschichte. Das Gebäude ist abgerissen. Entstehen wird auf dem Grundstück in zentraler Lage in Levern ein neues Wohn- und Geschäftshaus.

„Das Objekt ist uns spontan in die Hände gefallen“, sagt Ulrich Stach, Mitgeschäftsführer beim Unternehmen Hoch3 und einer von drei Bauherren. „Wir haben unseren Sitz in Stemwede und wollen dort bleiben. Wir haben Interesse daran, dass in dem Ort was passiert. Dass sich Elke Lamburn für uns entschieden hat, war Zufall“, sagt der Bauingenieur.

2020 haben die drei Bauingenieure Sören Spanehl (36), Ozan Kocak (30) und Ulrich Stach (32) die Hoch3 Ingenieurgesellschaft mbh mit Sitz in Stemwede gegründet. „Wir haben tatsächlich alle drei auf dem Campus Minden Bauingenieurwesen studiert – aber zeitversetzt“, erzählt Sören Spanehl. Danach haben die drei beim selben Arbeitgeber angefangen als Bauleiter. Dabei hätten sie schnell einen gemeinsamen Nenner gefunden.

Nach der Ingenieurgesellschaft haben die Bauingenieure 2023 die Hoch3 Hochbau -Tiefbau UG gegründet. „Seitdem haben sich die Auftragsbücher stetig gefüllt“, freuen sich die Geschäftsführer. Die Zahl der Mitarbeiter ist auf inzwischen über 20 gewachsen – und das in Zeiten, wo die Baubranche allgemein über eine geringe Nachfrage klagt.

„Zufriedene Kunden kommen auf uns zurück“

„Wir geben alles dafür, dass unsere Kunden im Mittelpunkt stehen und die Bauprojekte für beide Seiten wirtschaftlich bleiben“, betonen Stach, Spanehl und Kocak. „Wir haben inzwischen ein gutes Netzwerk. Das wollen wir nicht kaputt machen. Auch was Fördermittel angeht, sind wir gut im Thema.“

Der ehrliche Umgang mit den Kunden sei ihnen wichtig. „Zufriedene Kunden kommen auf uns zurück und empfehlen uns weiter“, unterstreichen die Unternehmer. Mund-zu-Mund-Propaganda sei für sie ein wichtiges Instrument bei der Auftragsakquise. Zusätzlich zum schlüsselfertigen Bauen und Sanieren bieten die Bauingenieure Planung, Bauleitung, Projektentwicklung zu seit kurzem ebenfalls Immobilien zum Kauf an.

Unternehmergeist hat auch der Bauer und Kaufmann Johann Jacob Wiedemann beweisen, als er 1848 die Dorfschänke in Levern eröffnete. Das sei zu der Zeit gar nicht unüblich gewesen, dass auf einer landwirtschaftlichen Hofstelle neben Ackerbau und Viehzucht jemand aus der Familie eine Wirtschaft aufmachte, erzählt Elke Lamburn. Sie schlüpft bei Erlebnisführungen des Heimatvereins Levern in die Rolle der Guste Wiedemanns, der Tochter des alten Wiedemann.

Von Johann Jacob Wiedemann wird berichtet, dass er die meisten Waren in Holzschuhen und mit einer Schubkarre heranholte – aus Minden und sogar aus Bremen. „Bremen war ein Anziehungspunkt für etliche aus der Region“, weiß Ortsheimatpflegerin Karin Klanke. Dort habe es Rum, Tabak, Kaffee und Gewürze zu kaufen gegeben. Als der alte Wiedemann mit über 100 Jahren 1901 verstarb, übernahm seine Tochter Guste das Gasthaus. Mit einer ihrer zwei Schwestern versorgte sie Haus und Schankwirtschaft und eine kleine Landwirtschaft. Guste Wiedemann starb im Juni 1986 mit 89 Jahren.

„Es brauchte zum Schluss viel Idealismus“

1988 kaufte Elke Lamburn mit ihrem Mann den Gasthof. „Verkaufen und Handeln war schon immer meins“, erklärt Elke Lamburn. Während Brian Lamburn Lkw fuhr, hat sie die Gastwirtschaft geführt, Getränke und Speisen serviert. Als Wirtin habe sie klare Prinzipien gehabt. Sie habe zum Beispiel nie mit ihren Gästen mitgetrunken und mitgeraucht.

„Und was hatten wir für Gästezahlen in Levern“, erinnern sich Karin Klanke und Elke Lamburn. Die Heilkraft der Schwefelquellen im Stiftsort ist seit Alters her bekannt. Um 1840 wurde ein professioneller Badebetrieb eingerichtet. Nach den beiden Weltkriegen bekam der Kurbetrieb mit der Fertigstellung des neuen Meyerbades Aufwind. Es folgte eine Blütezeit des Kurbetriebs und damit auch der Gaststätten.

Nachdem ihr Mann 1995 tödlich verunglückt war, machte Elke Lamburn allein weiter bis zu ihrem Ruhestand 2014. „Es brauchte zum Schluss viel Idealismus“, sagt die Levernerin. Die Gäste wurden weniger wie überall und eine Gastwirtschaft nach der anderen in Stemwede schloss die Türen.

Wehmütig ist Elke Lamburn nicht, dass jetzt an der Stelle des Gasthauses etwas Neues entsteht. „Wir hatten sofort erste Ideen, was dort möglich wäre“, erklären Ulrich Stach, Sören Spanehl und Ozan Kocak. Der Vorentwurf sehe zwei Vollgeschosse plus ein Staffelgeschoss vor sowie Keller und Tiefgarage, berichten die Projektentwickler und Bauunternehmer von Hoch3. „Die Wohnungsnachfrage in Stemwede ist groß“, weiß Ulrich Stach. Für die zwei Geschäftseinheiten gebe es schon erste Interessenten. Die Fertigstellung des Gebäudes ist für Frühjahr/Sommer 2026 geplant.