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Mathis Lemke ist 25 Jahre alt - und damit wohl der jüngste Heimatpfeger in Minden-Lübbecke

Mathis Lemke ist 25 Jahre alt - und damit wohl der jüngste Heimatpfeger in Minden-Lübbecke

Der Begriff Heimatpflege klingt antiquiert. Das gibt auch Mathis Lemke zu. „Ich möchte ihn aber entstauben“, betont der 25-Jährige. Er ist neuer Ortsheimatpfleger in Stemwede-Arrenkamp – und damit wohl der jüngste Heimatpfleger im Kreis Minden-Lübbecke.

Mathis Lemke tritt die Nachfolge von Inge Uetrecht an, die vor rund einem Jahr unerwartet starb. In seiner neuen ehrenamtlichen Aufgabe sieht der Arrenkamper viel Potenzial. Dabei war sein erster Gedanke gewesen, das sollen mal andere machen. Nach verschiedenen Gesprächen – unter anderem mit Gemeindeheimatpfleger Tobias Seeger – habe er sich dem Ehrenamt langsam angenähert.

Zur Heimatpflege zählt zum einen das Wissen über die Vergangenheit und Traditionen zu erhalten, zum anderen aber auch, den Blick in die Gegenwart und die Zukunft zu lenken. „Mein Ansatz ist: Wohin können sich dörfliche Strukturen entwickeln, damit sie zukunftsfähig und attraktiv sind – gerade auch für jüngere Menschen“, erklärt Mathis Lemke.

„Die Aufgabe ist sehr frei. Ich muss nichts. Vor allem muss ich nichts weiterführen“, verdeutlicht Mathis Lemke. Seine Vorgängerin, Inge Uetrecht, hatte ihren Schwerpunkt aus ihrem Beruf heraus gesetzt. Die Biologin war für viele die „Kräuterfrau“. „Ich bin nicht der ‚Kräutermann‘“, sagt der 25-Jährige und schmunzelt. „Das passt nicht zu mir.“ Wobei ihm die Natur schon wichtig sei, allein aufgrund seiner landwirtschaftlichen Berufsausbildung.

„Ich möchte die Menschen einladen, Neues zu wagen und trotzdem Gutes zu bewahren“, erklärt Mathis Lemke. Die Menschen in Arrenkamp erlebe er als offen und kreativ. Das Vereinsleben sei jedoch nicht so ausgeprägt wie vielleicht in anderen Stemweder Ortschaften. Trotzdem würden sich viele gern einbringen. So sei seinerzeit der Laternenumzug entstanden. Auch der kleine Vereinsgottesdienst mit Grünkohlessen sei eine schöne Sache gewesen.

Dem Dorf fehle jedoch ein Mittelpunkt. „Die Arrenkamper treffen sich eher privat“, weiß der 25-Jährige. „Ich möchte über schöne Erlebnisse noch mehr Menschen zusammenbringen“, erklärt Lemke. „Das soll nichts Überladenes sein oder etwas Aufgedrängtes. Ich möchte mich an den Wünschen der Menschen orientieren.“ Er stelle sich Aktionen vor, bei denen sich niemand langfristig verpflichtet fühlen müsse.

Vernetzung und Kommunikation sind Dinge, die er auch aus seinem Beruf kennt. Der Arrenkamper arbeitet als Team- und Fachbereichsleiter bei einem Dienstleister für Qualitätssicherung in der Landwirtschaft. „Es ist wichtig, Leute zu kennen und in einem guten Austausch zu sein“, weiß Mathis Lemke, der sich außerdem als Presbyter in der evangelischen Kirchengemeinde Dielingen/Haldem engagiert.

In Nordrhein-Westfalen gründet sich die ehrenamtliche Heimatpflege nicht auf eine spezifische Rechtsgrundlage. Es handelt sich vielmehr um ein freiwilliges Engagement, das nicht gesetzlich geregelt ist. So besteht kein staatlicher Handlungsrahmen für die Ausübung der Funktion, der Rechte und Pflichten festschreiben würde. Die ehrenamtliche Heimatpflege ist weisungsungebunden.

Die 13 Stemweder Ortsheimatpfleger sind zwar in stetigem Austausch, in seiner Ortschaft ist jedoch jeder selbst aktiv. „Jeder verantwortet, was er tut“, unterstreicht der Arrenkamper. Darüber hinaus gebe es gemeinsame Projekte.

Seit rund zwölf Jahren lebt Mathis Lemke inzwischen in Arrenkamp. „Ich bin in Haldem konfirmiert worden. Hier hat sich mein Freundeskreis entwickelt.“ Vorher habe er lange in Lübbecke gelebt. Der Begriff Heimat hat für ihn mehrere Dimensionen.

„Heimat ist für mich ein Umfeld, das mich stützt und unterstützt“, erklärt Mathis Lemke. Das könne ein konkreter Ort sein, ein Haus, eine Landschaft oder ein Bezugspunkt. Man müsse dort nicht zwangsläufig geboren sein und ein Wohnort sei nicht automatisch Heimat.

„Heimat ist für mich auch dort, wo die Menschen selbstverständlich und bedingungslos füreinander da sind“, betont er. Das müsse sich entwickeln, sei dann aber ein prägender und stützender Ort. „Darum möchte ich das, was den ländlichen Raum und Heimat ausmacht, für mich und andere erhalten“, betont Mathis Lemke.