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Von Nähmaschinen zu Autos: Weitkamp feiert Jubiläum

Von Nähmaschinen zu Autos:
Weitkamp feiert Jubiläum

In der elterlichen Garage legte Friedrich Weitkamp nach dem Krieg den Grundstein
für eine Firma, die in der ganzen Region bekannt ist. Eine Erfolgsgeschichte.

Mehr als zehn Logos sind auf der aktuellen Ausgabe der Kundenzeitschrift abgedruckt. Jedes steht für ein Unternehmen oder einen Bereich der Weitkamp-Gruppe. Rund 130 Mitarbeiter beschäftigt das Familienunternehmen aus Levern über alle Standorte zusammen. Den Grundstein für das Autohaus legte vor 75 Jahren Friedrich Weitkamp. Der Kfz- und Nähmaschinenmechaniker-Meister wagte 1948 in der Scheune seines Elternhauses, „Hinterm Teich“ in Levern den Schritt in die Selbstständigkeit. Wandel und Wachstum hat der Betrieb seitdem erlebt. „Bei allen Entwicklungen haben wir stets auf den Erhalt des persönlichen Services und der familiären Atmosphäre geachtet. Denn letztendlich entscheidet der Kunde. Er ist unser Arbeitgeber“, unterstreicht Jan Weitkamp, Geschäftsführer und Enkel des Firmengründers.

Start in die Selbstständigkeit trotz Kriegsverletzung

Seniorchef Horst Weitkamp weiß noch von den Anfängen: „Mein Vater, Jahrgang 1908, hat eine Kfz-Lehre absolviert, da der elterliche Hof – wie damals üblich – an seinen jüngeren Bruder ging.“ Nach der Meisterprüfung arbeitete Friedrich Weitkamp bei Mercedes. „Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich mein Vater trotz Kriegsverletzung hoch gerappelt und selbstständig gemacht“, erinnert sich Horst Weitkamp.

Bald wurden nicht nur Nähmaschinen und Fahrräder, sondern auch Zweiräder mit Hilfsmotor und Motorräder repariert. 1952 erwirbt der Firmengründer ein Grundstück an der Schröttinghauser Straße und errichtet dort die ersten Werkstatt- und Verkaufsräume. 1963 erhält Friedrich Weitkamp von Daimler Benz einen Werkstattvertrag für Mercedes Pkw, Transporter und Lkw. Autorisierter Mercedes-Benz Partner ist das Autohaus bis heute. „Wir haben uns einen Namen erarbeitet, darauf sind wir stolz“, sagt Jan Weitkamp.

Zwei Generationswechsel fallen in die 75 Jahre. „Jeden für sich haben wir extrem gut gemeistert“, freuen sich Jan und Horst Weitkamp. Ein Umstand den beide als wesentliche Basis für Entwicklung und Wachstum des Unternehmens ansehen. Selbstverständlich ist eine gelungene Übergabe an die nächste Generation nicht. Laut KfW-Mittelstandspanel 2022 misslingt jede vierte Unternehmensnachfolge, größtenteils weil sich kein Nachfolger findet, teils aber auch aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen oder Nicht-loslassen-Können.

„Meine Eltern haben mich nie auf die Nachfolge hingedrängt und meine Frau und ich unseren Sohn auch nicht“, sagt Horst Weitkamp. 1971 übernimmt er die Geschäftsleitung von seinem Vater. Das Unternehmen hatte zu der Zeit elf Mitarbeiter. In den Folgejahren wurde die Pkw-Werkstatt erweitert und eine Ausstellungshalle für Neufahrzeuge gebaut. 1997 kommen auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine neue Ausstellungshalle und das Lkw-Werkstattgebäude hinzu.

Seit April 2003 führt Jan Weitkamp die Geschäfte. Sein Vater steht ihm als Berater zur Seite. „Zunächst war eine Übergangszeit von zwei Jahren geplant. Daraus sind 20 Jahre geworden“, sagen Horst und Jan Weitkamp und schmunzeln. „Wir verstehen und ergänzen uns gut“, unterstreichen die beiden. Das klappe vor allem so gut, weil die Kompetenzen von vorneherein klar geregelt seien.

Gute Beziehungen zu Kunden zahlen sich aus

Mit dem Smart Center in Lübbecke, der Beteiligung an OsnaTruck Nutzfahrzeuge und Verträgen mit Suzuki oder auch Vergölst erschließt Jan Weitkamp für das Familienunternehmen weitere Geschäftsfelder. Der Standort der Auto Service GmbH mit Tankstelle an der Leverner Straße wird mit Shop, Bistro, freier Kfz-Werkstatt, Fahrzeugaufbereitung und Gebrauchtwagenhandel aufgewertet.

Für all das braucht es Fachkräfte. „Wir setzen aktiv darauf, Mitarbeiter aus den Reihen unserer Auszubildenden zu rekrutieren“, berichtet Jan Weitkamp. „Das Thema Ausbildung nehmen wir sehr ernst.“ Dazu gehöre, junge Menschen wertzuschätzen, ihre Leistung zu honorieren, aber auch ihnen eine Plattform zu bieten, damit gute und sehr gute Leistungen möglich sind.

„Das spricht sich herum. Wir haben für das Ausbildungsjahr 2024 alle Plätze besetzt. Viele Mitarbeiter sind uns seit Jahren treu“, erklärt Jan Weitkamp. Es sei außerdem gelungen, auch junge Frauen für technische Berufe im Unternehmen zu begeistern. „Insgesamt versuchen wir, unseren Mitarbeitern Zusammenhalt vorzuleben. Dazu gehört auch, als Chef sichtbar und ansprechbar zu sein“, erläutert der Geschäftsführer.

Die Automobilbranche und das Thema Mobilität sind im Umbruch. Abschrecken lassen will Jan Weitkamp sich davon nicht: „Es gilt immer wach zu sein, Trends aufzugreifen und Entwicklungen zu erkennen.“ In einem ist er sich jedoch sicher: Gute und intensive Beziehungen zu den Kunden würden sich auch in Zukunft auszahlen. „Jeder hat das Bedürfnis nach Nähe, Zugehörigkeit und persönliche Ansprache“, unterstreicht Jan Weitkamp.