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Fasten ist viel mehr als nicht essen

Fasten ist viel mehr als nicht essen

Shoppen nur für Geimpfte und Genesene, ins Restaurant oder zum Sport nur mit 2G+, kaum Kulturveranstaltungen – Corona hat den Menschen viele Einschränkungen auferlegt und tut es noch. Und da soll es gut sein, zusätzlich noch auf bestimmte Nahrungsmittel oder gänzlich auf feste Nahrung zu verzichten? „Doch“, sagt Birgit Rohlfing aus Pr. Ströhen.

„Fasten ist freiwilliger Verzicht. Es wird uns nicht von außen vorgeschrieben. Es ist sozusagen das Gegenstück zu den jetzt absolut notwendigen Einschränkungen“, erläutert die Hauswirtschaftsleiterin und ärztlich geprüfte Fachberaterin Fasten (UGB). Fasten hat eine sehr lange Tradition. Im Christentum ist eine Fastenzeit bereits seit dem zweiten Jahrhundert dokumentiert. Auch andere Religionen kennen Zeiten des Fastens. Die Phase des Verzichts soll dazu beitragen, sich durch Enthaltsamkeit neu zu besinnen. Aber auch ohne religiösen Hintergrund praktizieren viele Menschen den Verzicht. Fasten mit verschiedenen Ansätzen liegt im Trend.

Weit verbreitet ist das Wasser-Saft-Fasten nach Buchinger. Mitmachen kann prinzipiell jeder. Nur gesund solle man sein, erläutert Birgit Rohlfing. Der Nahrungsentzug und der Verzicht auf Genussmittel löst im Körper verschiedene Prozesse aus. Dieser Vorgang wird durch Säfte oder Brühe, viel Bewegung an der frischen Luft, Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen sowie gute Gespräche unterstützt.

„Fasten wirkt sich positiv auf Körper, Geist und Seele aus“, erklärt Birgit Rohlfing. Der Stoffwechsel verändere sich. Dadurch würden Zellen erneuert und das Immunsystem gestärkt. „Das Immunsystem auf Schwung halten, ist immer wichtig, gerade aber auch in Zeiten von Corona“, sagt die Mutter von drei Kindern, die zum Vorstand der Landfrauen Minden-Lübbecke gehört.

Die Energie, die der Körper sonst verbrauche, um Lebensmittel zu verstoffwechseln, werde frei gesetzt. „Das macht den Kopf frei für Neues“, verdeutlicht Birgit Rohlfing. Die Fastenzeit stelle daher eine gute Gelegenheit dar, alte Gewohnheiten zu überdenken. Viele seien nach dem Fasten motiviert, durch kleine Stellschrauben ihr Leben positiv zu verändern und bewusster zu gestalten. Impulse dazu gibt die Kursleiterin ihren Teilnehmern gern mit auf den Weg.

„Seit meiner Kindheit kenne ich eine gesunde und vollwertige Ernährung“, erzählt Birgit Rohlfing. „Der eigene Gemüse- und Ziergarten auf unserem landwirtschaftlichen Betrieb hat mich zu einem bewussten Umgang mit der Natur und mit den daraus erzeugten Lebensmitteln gebracht.“ Die Lehrerin für Hauswirtschaft und Ernährung am Berufskolleg Lübbecke kann verstehen, dass Menschen beim Thema Fasten zögern. Essen ist nicht nur Nahrungsaufnahme.

Mahlzeiten strukturieren den Tag, sind Familienrituale und Orte für gemeinsame Gespräche. Auch Birgit Rohlfing hat lange gedacht, Fasten wäre nichts für sie. Als bei den Minden-Lübbecker Landfrauen eine Nachfolgerin für die Fastenkurse gesucht wurde, sei sie angesprochen worden und habe erstmals das Fasten ausprobiert. „Die tolle Erfahrung, die ich dabei gemacht habe, wollte ich gerne weitergehen“, sagt die Pr. Ströherin. Darum habe sie dann eine Ausbildung zur Fastenbegleiterin gemacht.

Gemeinsam mit Gleichgesinnten fällt das Fasten den meisten leichter. „Das geht tatsächlich auch auf Distanz“, weiß Birgit Rohlfing aus den letzten Onlinekursen. Angeboten werden Wochenkurse oder begleitetes Fasten für zuhause in Präsenz oder per Video-Treffen. „Ob man sich aus dem aktiven Leben rausnimmt oder nicht, muss jeder für sich herausfinden“, erklärt die Fachfrau. Weitere Infos für alle Interessierten rund um das „Fasten mit allen Sinnen“ und die Kurse gibt es auf ihrer Homepage unter birgit-fasten-seminare.de