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Kilometer um Kilometer für einen guten Zweck

Kilometer um Kilometer für einen guten Zweck

Radfahren ist Justin Weitkamps großes Hobby. Da auch bei ihm wegen der Corona-Beschränkungen viele Aktivitäten weggefallen sind, hatte der 34-Jährige im vorigen Jahr viel mehr Zeit zum Radeln. Dadurch ist er über sein selbst gestecktes Kilometerziel weit hinausgeschossen. Davon profitieren auch andere Menschen, denn für jeden gefahrenen Kilometer sammelt der Leverner Spenden.

„Ich radele fast jeden Tag. Die Bewegung ist wichtig, damit ich meine Spastik in Schach halte“, erklärt Justin Weitkamp. 1.000 Kilometer hatte er sich für 2020 als Ziel gesetzt, geworden sind es am Ende 3.034 Kilometer. „Ich bin sehr viel Zuhause gewesen“, sagt der Leverner.

Normalerweise lebt und arbeitet der Stemweder in der Woche in der Hofgemeinschaft Wahlde in Neuenkirchen-Vörden, einem Ort für Menschen, die im Alltag Hilfe und Unterstützung benötigen. Zur Hofgemeinschaft gehören eine Gärtnerei mit Obst, Gemüse und Kräutern aus biologischem Anbau, eine Tischlerei, eine Weberei, Küche und Hauswirtschaft und ein Hofladen.

Wegen der Pandemie war die gemeinnützige Einrichtung jedoch zwischendurch geschlossen. „Auch alles andere ist weggefallen wegen Corona“, berichtet der 34-Jährige. Sonst geht er zum therapeutischen Reiten, zum Schwimmen, ins Theater oder Kino. „Jetzt habe ich mehr geradelt. Das hat meinem Körper gut getan“, unterstreicht Justin Weitkamp.

Wenn das Wetter zu schlecht für eine Fahrradtour ist, absolviert er seine Kilometer auf einem Bewegungsgerät im Haus. „Eigentlich will ich aber nach draußen, etwas von der Welt sehen“, betont Justin Weitkamp. Zehn bis 15 Kilometer schafft er mit seinem Dreirad am Stück. Ohne elektrische Unterstützung sei das ganz schön anstrengend. Begleitet wird er von seinem Vater oder seiner Mutter. Auch der Familienhund läuft meistens mit.

Fahrtstrecke reicht von Stemwede bis nach Moskau

Zum Sport müsse ihren Sohn niemand antreiben, bestätigen Waltraud und Horst Weitkamp. Eine Strecke Luftlinie bis nach Moskau hat Justin Weitkamp im vergangenen Jahr mit dem Fahrrad zurückgelegt, die restlichen Kilometer auf dem Bewegungsgerät. Seit 30 Jahren arbeite ihr Sohn mit einem enormen Willen daran, seine Fähigkeiten zu verbessern. „Wenn Justin sich nicht so intensiv bemühen würde, wäre er nicht so beweglich, wie er es heute ist“, sind sich seine Eltern sicher.

Zudem sei ihr Sohn grundsätzlich ein positiv eingestellter Mensch. „Das kommt uns allen zugute, gerade jetzt, wo wir den ganzen Tag miteinander verbringen.“ Das sei schon anstrengender, auch wenn sie in der komfortablen Lage seien, sich als Rentner Zeit für ihren Sohn nehmen zu können. „Es fehlen aber die normalen Tagesstrukturen“, stellt Waltraud Weitkamp fest.

Durch seine Geschwister sowie durch viele nette Menschen im Umfeld erfahre er schon immer viel Hilfsbereitschaft, erklärt Justin Weitkamp. Mit seinen Spendenprojekten möchte er der Gesellschaft etwas zurückgeben.

Wo die gesammelten Spenden nun 
helfen sollen

Durch Patenschaften unterstützt er über Plan International die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen. Mit seinen Kilometern aus 2020 hat er über die Plattform betterplace.org bislang über 2.300 Euro eingesammelt.

Verwendet werden sollen die Spenden für Trinkwasserbrunnen in Äthiopien. „Für 1.000 Euro kann der Verein „Viva con Aqua“ aus Hamburg einen Brunnen mit Handpumpe in Äthiopien bauen, der 500 Menschen mit Wasser versorgen kann“, erläutert der Stemweder.

Für die Zeit nach Corona freut sich Justin Weitkamp am meisten auf das Reiten, Schwimmen und den regelmäßigen Freizeittreff mit anderen jungen Menschen. Auch das Wohnmobil will die Familie dann wieder aus der Garage holen. „Wir fühlen uns alle am Meer sehr wohl“, erzählt der 34-Jährige. „Wenn es irgendwie geht, versuchen wir dann mein Fahrrad mitzunehmen.“ Noch muss sich die Familie gedulden. „Bis dahin versuchen wir, das Beste aus der Situation zu machen“, betonen Justin, Waltraud und Horst Weitkamp.

Seit Januar radelt Justin Weitkamp jetzt schon für das nächste Ziel. Ideen für Projekte, die er unterstützen möchte, gibt es schon. Entschieden ist aber noch nichts. Seit kurzem hat der 34-Jährige eine eigene Internetseite, auf der er über seine Spendenprojekte informiert. www.justinsammeltspenden.de