Es ist ein grauer Montagshimmel, der sich an diesem Tag über Hamburg legt (aber alles andere wäre zu dieser Jahreszeit doch sowieso Ausnahme, oder nicht?). Südlich der Elbe bin ich mit Sadek und Jakob verabredet, um über das Debütalbum ihrer Band Monako zu sprechen. Während die S31 über die Holstenstraße Richtung Wilhelmsburg peitscht, habe ich nochmal Zeit, in " Scared Of The Way I Move " reinzuhören - Promo Juke Box sei Dank.
Mein letzter Berührungspunkt mit Monako liegt schon ein paar Monate zurück. In der Woche vom Reeperbahn Festival hat die Band zusammen mit Willow Parlo ein Konzert im Hamburger Knust gespielt. Dass es ein Album geben wird, war an diesem Abend noch eine exklusive Information für die Anwesenden, die am nächsten Morgen dann endlich der gesamten Außenwelt mitgeteilt wurde. Seitdem ist einiges passiert: die Singles wurden peu à peu ausgekoppelt und mit jedem weiteren Puzzleteil festigte sich eine Idee davon, was Monako auf ihrem ersten Album mit uns vorhaben.
Während die letzten Töne von "A Year" ausklingen, stopfe ich meine Kopfhörer wieder zurück ins Case. Ich bin im Reiherstiegviertel angekommen, es herrscht angenehmer Trubel auf den Straßen. Ohne dass etwas durch die Sprechanlage gesagt wird, ertönt das Tuten, das mir signalisiert, die Tür aufzudrücken. Etwas verdutzt stehe ich unten im Treppenhaus, unsicher darüber, wo ich genau hin soll. In diesem Moment lugt ein Kopf von oben über das Treppengeländer. "Wir sind hier, zweiter Stock", ruft Sadek runter. Oben angekommen, heißen mich die beiden willkommen.
Bevor wir in den Entstehungsprozess des Albums einsteigen, gibt's noch Kaffee in der Küche. Sadek sucht derweil nach Tabak und findet ein fossiles Überbleibsel dessen, was wohl mal ein Camel Drehtabak war - zumindest sieht es so aus. Drehbar ist er trotzdem noch, also ein schnelles Kippchen am Fenster, der letzte Schluck aus der Kaffee-Tasse und ab ins Wohnzimmer. Es kann losgehen.
Zum Zeitpunkt des Interviews sind es nur noch knapp zwei Wochen bis zum Release von "Scared Of The Way I Move". Am Freitag zuvor erschien die letzte Single "I Forget" - nur noch wenige Meter auf der Zielgeraden stehen bevor, nur noch wenige Tage, bis das Album greifbar wird. Dementsprechend groß ist die Vorfreude bei den beiden. "Mir geht es gut. Das ist einfach eine mega schöne und aufregende Zeit, dass die Platte jetzt endlich rauskommt. Wir haben echt lange daran gearbeitet - auch in einer Zeit, in der man eh nicht so viel nach außen machen konnte. Das hat den Schreibprozess verstärkt, wir waren in einer richtigen Bubble und jetzt fühlt es sich so an, wie rauskommen. Das ist sehr schön. Manchmal auch ein bisschen Angst dabei... aber aufregend." sagt Sadek, der auf dem Wohnzimmerteppich im Schneidersitz hin und her wankt. "Es fühlt sich gerade schon ein wenig nach Frühling an", merkt Jakob an, der die Freude über das baldige Erscheinen teilt.
Wieso jetzt?Seit ihrer Gründung 2018 sind fünf Jahre vergangen und die Band hat einige Veränderungsprozesse durchlaufen - sowohl was den Klang und die Texte, als auch die Arbeitsweisen betrifft. Doch wieso hat es bis zum ersten Album so lange gedauert? "Es dauert, bis man sich so comfortable miteinander fühlt, um eine textliche Ebene aufzumachen, die extrem persönlich ist. Vorher hat man viel an der Oberfläche von Sachen gekratzt, anstatt sich zu trauen, extrem ehrlich zu sein. Das betrifft auch die Art und Weise, wie die Songs klingen. Früher hat man sich viel mehr Raum gelassen für Soundscapes. Die sind auf jeden Fall immer noch da, aber machen nicht mehr den Song aus, sondern die Geschichte." (- Jakob)
Die Geschichte und Emotion an allererster Stelle. So lautet die Prämisse für "Scared Of The Way I Move". Inspiriert von unter anderem Sufjan Stevens, Bon Iver und Sega Bodega versuchen Monako Gefühle so roh und nahbar wie möglich musikalisch zu transportieren. Doch Ehrlichkeit geht nur dann, wenn man sich selbst gut genug kennt und sie zulässt, Monako wissen das: "Was die Texte angeht, war es mir richtig doll wichtig, ehrlich und konkret zu sein und nicht mehr so dreamy und ungreifbar. Für so ein Album muss die Selbstakzeptanz da sein, deswegen macht das irgendwo schon Sinn, dass es eine Weile gedauert hat." (- Sadek)
So haben sich Monako im Albumprozess viel genauere Fragen gestellt, die Songs sind wesentlich pointierter, durchdachter und detailreicher. Anteil daran haben sicherlich auch die neuen, radikaleren Methoden. "Es ist scheißegal, welche Instrumente da sind, es ist scheißegal, ob wir das live umsetzen können. Als allererstes muss die Emotion stimmen. Es muss dich direkt mitnehmen und wenn wir das erst einmal gelöst haben, dann können wir uns überlegen, wer was wann macht. In der Hinsicht haben wir uns von dem Verständnis gelöst, dass wir eine Band sind und jeder seine Rolle hat. Wir haben uns viel mehr als fünf Produzenten verstanden", sagt Sadek über das Album, welches in kompletter Eigenregie entstanden ist.
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