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Als Jurist in der Finanzwelt: Berufseinstieg mit bis zu 130.000 Euro Jahresgehalt

In der Finanzbranche sind nicht nur Leute mit wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund, sondern klassischerweise auch Juristinnen und Juristen gefragt. Doch wie sieht deren Arbeitsalltag aus? Wir haben Alexei Döhl interviewt, der seit 2015 bei der Wirtschaftskanzlei Mayer Brown in Frankfurt arbeitet und dort gerade zum Counsel ernannt worden ist.

Die Kanzlei Mayer Brown beschäftigt Voll- und Wirtschaftsjuristen, hat dieses Jahr in Frankfurt bereits neun Anwälte eingestellt und will weiterhin wachsen. Der Berufseinstieg erfolgt als Associate, nach sechs bis neun Jahren kann man sich per Auswahlverfahren zum Counsel oder Partner weiterentwickeln. Mayer Brown zahlt im ersten Berufsjahr, je nach Qualifikation, ein Einstiegsgehalt in Höhe von 110.000 bis 130.000 Euro, ab dem zweiten Senioritätsjahr gibt es einen Bonus. Die Kanzlei gibt 28 Tage Urlaub im Jahr und ermöglicht neben weiteren Benefits auch Weiterbildungen, etwa Fachanwalts- oder Steuerberaterlehrgänge. Mobiles Arbeiten ist an bis zu zwei Tagen pro Woche möglich.


Wenn unser Interviewpartner Alexei Döhl in seinem Büro sitzt, kann er jede Menge Banken sehen: Als Counsel bei Mayer Brown hat Alexei Döhl sein Büro im 31. Stock des „Tower 185“ in Frankfurt. Dass er genau dort sitzt, hat Gründe. Im Gespräch mit eFinancial Careers erzählt er, warum er als Jurist in die Finanzbranche gegangen ist.


Sie sind auf Kapitalmarktrecht spezialisiert und betreuen fast ausschließlich Banken. Was macht das Arbeiten in einer Groß-Kanzlei so spannend?

Das eine ist die Internationalität: Ich arbeite mit Kolleginnen und Kollegen aus UK, den USA und Asien zusammen, fast alles läuft auf Englisch, wir betreuen Mandaten auf der ganzen Welt. Ich selbst bin in Sibirien geboren und habe unter anderem in England studiert – Internationalität ist mir wichtig. Das Umfeld einer großen Kanzlei ermöglicht eine steile Lernkurve und bietet tolle Entwicklungsmöglichkeiten, und zwar von Tag 1 an.


Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Meine persönlichen Schwerpunkte sind die Refinanzierung von Banken, also der Bereich DCM. Der Gesetzgeber sieht ja vor, dass Banken vor dem öffentlichen Angebot von Wertpapieren einen sogenannten „Wertpapierprospekt“ erstellen müssen – ein aufwändiger Prozess, bei dem Banken sich durch Anwälte wie uns begleiten lassen. Meine Arbeit läuft fast immer im Team ab. Dass ich etwas allein bearbeite, kommt sehr selten vor.


Woher kommt Ihre Begeisterung für Kapitalmarktrecht?

Ich habe während meinem Jura-Studium ein Praktikum bei einer großen Kanzlei gemacht und dort einen M&A-Partner erlebt. Die Art und Weise, wie er mit seinen Mandanten gesprochen hat – fast immer auf Englisch – hat mich sehr beeindruckt. Prägend für mich war auch die Finanzkrise 2008. Ich habe kurz später einen LLM in Großbritannien gemacht. Hier haben wir uns immer wieder die Frage gestellt, welche regulatorischen Rahmenbedingungen eine solche Krise in Zukunft verhindern können. Darüber nachzudenken, finde ich enorm spannend. Und mit den Regeln, die dann im Nachgang zur Krise eingeführt wurden, habe ich jetzt Tag für Tag zu tun.


Große Kanzleien sind bekannt für die hohe Arbeitsbelastung. Wie gestaltet sich Ihre Work-Life-Balance?

Ja, es wird viel gearbeitet. Wir versuchen allerdings, Auftragsspitzen abzufedern, indem wir sehr effizient arbeiten und die Arbeit innerhalb des Teams gut aufteilen. Mir persönlich ist es wichtig, morgens mit meinem Sohn aufzustehen und ihn zur Kita zu bringen. Allerdings kommt es vor, dass ich erst nach Hause komme, wenn er schon schläft. Die Zeit mit der Familie hole ich dann am Wochenende und im Urlaub nach. Den Kopf frei kriege ich durch meine Hobbies, dem Angeln und Kitesurfen.


Welches Mindset sollte man mitbringen, um in einer internationalen Kanzlei Erfolg zu haben?

Das Umfeld in großen Kanzleien wie Mayer Brown ist sehr kompetitiv und leistungsfördernd – das sollte einem liegen. Und es braucht eine gewisse Dienstleistungsmentalität, man muss Spaß haben am Umgang mit Mandanten.


Was treibt Sie an?

Dass sich in meinem Bereich, der Kapitalmarktregulierung, ständig etwas ändert. Es wird nie langweilig! Und wenn wir für einen Mandanten ein kniffliges Problem gelöst haben und ich dann zum Hörer greifen und die guten Nachrichten weitergeben kann – das löst bei mir immer noch einen regelrechten Adrenalinschub aus.

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