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J.P. Morgan in Frankfurt: Belegschaft wächst - und auch die Gehälter gehen nach oben

Wer im Banking in Frankfurt arbeitet, erlebt gerade gute Zeiten: Der allseits vorhergesagte Post-Brexit-Boom, den manche schon als Wunschdenken abgeschrieben hatten, nimmt zunehmend Gestalt an. Das Beispiel von J.P. Morgan Chase & Co. zeigt: Fach- und Führungskräfte können sich freuen - und zwar nicht nur über einen beträchtlichen Zuwachs an Stellen, sondern auch über einen Auftrieb bei den Gehältern.

Die US-Bank J.P. Morgan hatte im Januar bekannt gegeben, eine Reihe an europäischen Einheiten in Frankfurt zu bündeln. So verschmelzen die J.P. Morgan Bank Luxembourg S.A. und die J.P. Morgan Bank (Ireland) plc. mit der deutschen J.P. Morgan AG zur neugegründeten J.P. Morgan SE (JPMSE), die dann zu den fünf größten Banken Deutschlands gehört. In diesem Zuge soll die Belegschaft in Deutschland deutlich ausgebaut werden - wie genau das aussehen soll, hat Stefan Povaly, Chef des Deutschland-Geschäfts bei J.P. Morgan, jetzt in einem Interview mit Bloomberg erläutert .

2022 soll die Belegschaft bei J.P. Morgan in Deutschland um bis zu 25 Prozent wachsen - und zwar bankenweit, vom Asset Management über Privat- und Firmenkundengeschäft bis hin zum Investmentbanking. Bereits im Geschäftsjahr 2020 hatte sich die Zahl der Beschäftigten bei J.P. Morgan in Frankfurt quasi verdoppelt: Von durchschnittlich 361 (2019) auf 626 Köpfe (2020), davon durchschnittlich 256 Frauen und 348 Männer. Von den 626 Beschäftigten waren 2020 67 Frauen und 10 Männer in Teilzeit tätig. Für das Ende des laufenden Jahres rechne er, so Povaly gegenüber Bloomberg, mit rund 700 Mitarbeitenden in Frankfurt. Bei einem Teil des neuen Personals handelt es sich um Beschäftigte, die infolge des Brexits aus London an den Main kommen. „Darüber hinaus schaffen wir aber auch völlig neue Stellen in Frankfurt", so Stefan Povaly zu Bloomberg. Bei der Personalsuche tut sich J.P. Morgan - ebenso wie andere Banken - zunehmend schwer. „Das liegt unter anderem daran, dass sich viele Banken nach dem Brexit in Frankfurt verstärken wollen", so Povaly. Außerdem konkurriere man mit der Tech- und Fintech-Branche. Vielleicht sollten sich die Frankfurter hier ein Beispiel nehmen an ihren Counterparts im kalifornischen Redwood City: Dort bezahlt J.P. Morgan erfahrenen Programmierern bis zu 300.000 Dollar Gehalt

Und wie sehen die Gehälter bei J.P. Morgan in Frankfurt aus? Wie aus dem Geschäftsbericht 2020 der J.P. Morgan AG hervorgeht, haben sich die Löhne und Gehälter 2020 in Frankfurt im Zuge des Personalzuwachses nicht nur verdoppelt, sondern verdreifacht: 2019 waren pro Kopf rund 129.000 Euro an Lohn oder Gehalt bezahlt worden, 2020 lag der Pro-Kopf-Durchschnitt bei 233.000 Euro. Auch die Ausgaben für die aktienbasierte Vergütung war 2020 in die Höhe geschossen - von 8,5 Mio. auf 38,5 Mio. Euro (hier handelt es sich allerdings um sogenannte „restricted stock units", die Verfallbedingungen und Clawback-Regelungen beinhalten). Die sieben Vorstandsmitglieder hatten 2020 eine Gesamtvergütung von knapp 1,5 Mio. pro Kopf bekommen, 2019 waren es 1,3 Mio. Das alles sind - wohlgemerkt - Zahlen für 2020. Im Boom-Jahr 2021 dürfte es noch mal anders aussehen. Kurz: Mit JPMSE hat Frankfurt einen alten, neuen Player - mit einer Reihe an Karriereoptionen.

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