Welche Schuld tragen diejenigen, die sich im Reich der Terrormiliz IS um Haushalt und Kinder kümmerten? Das ist die Kernfrage des Prozesses gegen Omaima A., Witwe zweier prominenter Islamisten.
Omaima A. lächelt erfreut und winkt, als die beiden den Saal betreten: ein Mann und eine Frau, vermutlich Angehörige oder Bekannte. "Du siehst sehr gebräunt aus", sagt der Mann. "Solarium", sagt A., vermutlich ein Witz. Denn Omaima A., 35 Jahre alt, Deutsch-Tunesierin, geboren in Hamburg, ist seit acht Monaten in Untersuchungshaft.
Nun sitzt sie in einem hochgesicherten Saal des Hanseatischen Oberlandesgerichts Hamburg. Eine durchsichtige Wand trennt die Prozessbeteiligten vom Zuschauerraum. A. muss sich in einem Staatsschutzverfahren verantworten. In Syrien soll sie ihre Kinder nach der Ideologie des selbsternannten Islamischen Staates (IS) erzogen haben. Sie soll auch eine 13-jährige Jesidin als Sklavin gehalten, eine Kalaschnikow geführt und IS-Propaganda übers Internet verbreitet haben.
Für Aufsehen sorgt dieser Fall auch deshalb, weil Omaima A. die Witwe eines berüchtigten Mannes ist. Sie war mit Denis Cuspert verheiratet, den Ermittler für den einst hochrangigsten deutschen IS-Kämpfer halten. Cuspert war in den Nullerjahren als mäßig erfolgreicher Gangsta-Rapper "Deso Dogg" bekannt geworden. Später radikalisierte er sich, wurde zum Salafisten, von 2013 an hielt er sich in Syrien auf, kämpfte für den IS. Mehrfach hatten die Behörden seinen Tod gemeldet, um ihn anschließend ...
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