Als der Brief kommt, sind die meisten Bewohner zu Hause. Es ist ein Montag Ende März, seit sieben Tagen gilt ein Kontaktverbot. In ihren neuen, mattgrauen Briefkästen finden die Mieter des Brentano-Hochhauses Post von ihrer Hausverwaltung. Der Betreff: Mieterhöhungsverlangen nach erfolgter Modernisierung.
Die Fünfer-WG von Felix Rösler soll 340 Euro mehr zahlen - die Kaltmiete für ihre 147-Quadratmeter-Wohnung steigt auf mehr als 1500 Euro. Damit steht sie besser da als manche Nachbarn, deren Quadratmeterpreis auf mehr als zwölf Euro hochgeht. Für Mieter wie Rösler, Ende zwanzig, Schildmütze und Bart, ist es auch eine politische Niederlage: Zwei Jahre lang hatten sie Widerstand geleistet, wirkungslos. Unter den Bewohnern herrsche ein Ohnmachtsgefühl, sagt Rösler. „Es ist doch irgendwie schockierend, dass einfach alles so weitergeht."