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IHK Würzburg und ZDI starten Crowdfunding-Plattform für Gründer

Neben der Beratung bieten IHK Würzburg-Schweinfurt und das ZDI Mainfranken Gründern mit "Mainstarter" künftig auch eine Plattform zur Schwarmfinanzierung. Foto: IHK Würzburg-Schweinfurt

Die IHK Würzburg-Schweinfurt und das Zentrum für Digitale Innovationen (ZDI) Mainfranken haben gemeinsam mit weiteren Partnern die Crowdfunding-Plattform „Mainstarter“ gestartet. Gründer aus der Region können sich dort präsentieren und per Schwarmfinanzierung Geld für ihre Vorhaben einwerben.

„In dem wir die Crowdfunding-Projekte auf unserer Plattform bündeln, schaffen wir ein Instrument, um die Aufmerksamkeit möglicher Anleger auf diese Vorhaben zu lenken", erklärt Ralf Hofmann, Referent für Existenzgründung und Unternehmensförderung bei der IHK.

Das Prinzip der Schwarmfinanzierung über „Mainstarter" funktioniert vereinfacht ausgedrückt wie folgt: Ein Gründer stellt sein Vorhaben auf die Plattform und gibt an, wie viel Geld er dafür benötigt und wie lange die Kampagne laufen soll. Innerhalb dieses vorgegebenen Zeitraums können Interessierte dann Geld für das Projekt geben. „Meiner Erfahrung nach sollten solche Kampagnen allerdings nicht zu lange laufen", so Hofmann. Er empfiehlt eine maximale Dauer von zwei Monaten. Schafft es der Projektgeber, innerhalb dieses Zeitraums, den angepeilten Betrag einzusammeln, wird das Geld anschließend an ihn ausgeschüttet. Wird der gewünschte Betrag nicht erreicht, geht das Geld zurück an die Unterstützer.

Diese sind keine Spender, sondern bekommen für ihre finanzielle Unterstützung in der Regel eine Gegenleistung. „Die Initiatoren können sich frei überlegen, welche Dankeschöns sie ihren Geldgebern anbieten wollen", erläutert Ralf Hofmann. Was hingegen über Mainstarter nicht möglich ist, das ist der Erwerb von Anteilen an einem Jungunternehmen. „Eine Beteiligungsfinanzierung ist über unsere Plattform nicht vorgesehen", unterstreicht der IHK-Referent.

Je konkreter, desto besser

Welche Vorhaben sich auf "Mainstarter" präsentieren dürfen, darüber entscheiden Ralf Hofmann von der IHK und Christian Andersen vom ZDI. Zwar machen sie den Gründern keine konkreten Vorgaben hinsichtlich des Reifegrads von deren Ideen. Wer sich eine Schwarmfinanzierung sichern will, sollte sich aber schon vor dem Start seiner Kampagne einige Gedanken gemacht haben. So sollte etwa bereits ein Geschäftsplan vorhanden sein. „Geld einzuwerben macht erst dann Sinn, wenn ich weiß, dass mein Projekt auch konkret umsetzbar ist und rentabel betrieben werden kann", sagt Ralf Hofmann. Seiner Einschätzung nach haben Projekte bessere Chancen, je konkreter sie bereits ausgearbeitet sind. Denn dies mache sie greifbar, nachvollziehbar und vertrauenswürdig. Generell eignet sich die Schwarmfinanzierung seiner Meinung nach nicht für alle Gründer gleichermaßen als Finanzierungsinstrument. „Das Wesen von Crowdfunding ist die Verbindung von Finanzierung und Marketing", so Hofmann. Sprich: Wer eine Kampagne startet, muss diese auch entsprechend bewerben, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Für Gründer bedeutet dies einen zusätzlichen Aufwand. „Crowdfunding ist daher vor allem interessant für Jungunternehmer, die ohnehin eine große Personengruppe ansprechen wollen", sagt der Fachmann für Existenzgründung.

Auf der technischen Seite kooperiert die Plattform mit dem Crowdfunding-Anbieter Startnext. „Mainstarter ist zunächst nichts anderes als eine regionale Sammlung von Startnext-Projekten", so Hofmann. IHK, ZDI und die weiteren Projektpartner sind damit formal betrachtet lediglich Unterstützer, Vertragspartner für die Abwicklung der jeweiligen Kampagnen ist Startnext. Die Schwarmfinanzierungs-Plattform verlangt dabei für ihre Dienstleistungen eine Gebühr. So wird für erfolgreiche Kampagnen zum einen eine freiwillige Provision fällig. Deren Höhe können die Projektgeber selbst bestimmen, im Schnitt liegt sie laut Startnext bei drei Prozent des eingesammelten Betrags. Dazu kommt noch eine Transaktionsgebühr, die fix bei vier Prozent liegt. Erreicht eine Kampagne ihr Finanzierungsziel nicht, werden keine Gebühren fällig.

Großes Partnernetzwerk

Als Kuratoren haben die IHK Würzburg-Schweinfurt und das ZDI Mainfranken bei „Mainstarter" eine federführende Rolle inne. Die beiden Organisationen werden dabei aber von zahlreichen weiteren Partnern unterstützt. Zu dem Projektnetzwerk gehören die Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, die Universität Würzburg, das Gründer-, Innovations- und Beratungszentrum Schweinfurt, das Gründerservicenetz Main-Spessart, die Handwerkskammer für Unterfranken, das Innovations- und Gründerzentrum in Würzburg, die Region Mainfranken GmbH, das Rhön-Saale Gründer- und Innovationszentrum in Bad Kissingen und das Würzburger Technologie- und Gründerzentrum. „Gründer aus der Region können alle Beratungsleistungen in diesem Netzwerk in Anspruch nehmen", merkt Ralf Hofmann an. So bietet die Industrie- und Handelskammer beispielsweise eine Gründungsberatung an, ebenso wie verschiedene Förderprogramme. Nachwuchsunternehmen können dort etwa erfahren, welche Finanzierungswege es abgesehen vom Crowdfunding noch gibt und worauf sie rechtlich bei der Gründung achten müssen. Das Angebot richte sich an alle Jungunternehmen in der Region, nicht nur an diejenigen, welche ein Projekt auf „Mainstarter" stellen, betont Hofmann.

Die ersten Vorhaben soll es auf „Mainstarter" bereits demnächst zu sehen geben. So sind IHK und ZDI zum Beispiel bereits in Gesprächen mit Gründer Daniel Kolos, der auf der Plattform Wildfleisch.net Erzeuger und Verbraucher von Wildfleisch zusammenbringen will.


Erschienen am 5. September 2018 auf www.b4bmainfranken.de


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