Die ausgezeichnete Schweineindustrie verbirgt sich hinter einer unscheinbaren Holztür. Landwirt Christian H. öffnet sie und steht in einem gefliesten Vorraum mit Dusche und Waschbecken. Der 30-Jährige trägt einen grünen Overall und ein passendes Basecap, auf denen jeweils der Name eines Futterherstellers prangt. An seine Gäste verteilt er Einteiler aus Plastik und Schuhüberzieher, zum Schutz der Tiere vor Keimen, wie er erklärt. Dann geleitet er seine Entourage in den Stall. Ein langer Flur mit grauen Wänden, vielen Metalltüren und kleinen Fenstern liegt vor Christian H.. An der Decke hängen Leuchtstoffröhren und ein Netzwerk von Schläuchen, die in unterschiedliche Räume führen. Die Lüftungsanlage dröhnt, es ist warm und stickig. Christian H. öffnet eine Metalltür. Diese Kammer zeigen der Eigentümer und die zwei Vertreter der Agrarmarkt Austria Marketing, bekannt als AMA, an diesem Juli-Vormittag gerne her. Denn Letztere haben seit Monaten ein Imageproblem. Jetzt wollen sie ihre Transparenz beweisen, indem sie News Einblick in einen Schweinestall gewähren, aus dem das Fleisch stammt, das mit dem AMA-Gütesiegel ausgezeichnet ist.
Anfang April veröffentlichte der Verein gegen Tierfabriken (VGT) Videomaterial aus einem Schweinemastbetrieb in Kärnten, der Fleisch mit dem rot-weiß-roten Gütesiegel verkauft hatte. Das Video, das den Tierschützern zugespielt wurde, zeigte Schweine mit abgebissenen Schwänzen und entzündeten Augen. Nur zwei Monate später, im Juni, wurde der nächste Skandal publik. Wieder veröffentlichte der VGT ein Video aus einem Schweinemastbetrieb, dieses Mal aus dem niederösterreichischen Korneuburg. Wieder zeigten die Aufnahmen verletzte und sogar tote Tiere, wieder handelte es sich um einen AMA-zertifizierten Betrieb.
Danach versuchten die Verantwortlichen, den Schaden zu begrenzen. Die AMA distanzierte sich von den Zuständen, sie sperrte sofort die Betriebe für ihr Gütesiegel und kündigte finanzielle Sanktionen an. „Wenn in den nächsten Wochen noch- mal so ein Video vom VGT veröffentlicht wird, können wir alle zusammenpacken", sagt eine Pressesprecherin der AMA. Nach dem Fall in Korneuburg habe sie an die 200 E-Mails allein in zwei Tagen erhalten. Viele wollten daraufhin wissen: Ist das AMA-Gütesiegel überhaupt etwas wert?
Die ganze Geschichte lesen Sie ab Freitag, 5. August, im News-Magazin Nr. 30+31/2022.