Saskia Aleythe

Journalistin, München und Berlin

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Hockey-Talent Linnekogel: Didi auf vollen Touren

Hockey-Spieler Linnekogel: Deutsche Meisterschaft fest im Blick

Egal ob Pelé, Cacau oder Kaká, südamerikanische Sportler haben in der Regel einen Künstlernamen. Dieter-Enrique Diaz-Granados Meie-Linnekogel hat auch einen: "Eigentlich nennen mich alle nur Didi."

Didi, das ist der erst 18 Jahre alte Jungnationalspieler vom UHC Hamburg, gebürtiger Kolumbianer und mit sechs Jahren nach Deutschland gekommen. "Er ist ein Rohdiamant, ein junger Spieler mit unglaublichen technischen Fähigkeiten", sagt UHC-Trainer Martin Schultze. Trotz seines Alters ist Linnekogel schon eine feste Größe im Team neben Weltmeistern und Olympiasiegern wie Moritz Fürste. "Wenn er in Normalform ist, dann ist er ein ganz wichtiger Spieler für uns", sagt Schultze. Linnekogel soll dabei helfen, das große Ziel seines Clubs zu erreichen: die erste Deutsche Meisterschaft auf dem Feld. Am Samstag startet die Mission Titelgewinn mit dem Rückrundenauftakt gegen den Club an der Alster.

Trotz überragender Qualitäten muss Linnekogel als Jüngster im Team auch unliebsame Aufgaben übernehmen: Bälle sammeln. "Auch wenn das Flutlicht ausgeht und du im Dunkeln stehst - du musst die Bälle irgendwie zusammenkriegen. Sonst gibt es Ärger vom Trainer", erklärt Linnekogel.

"Du spielst kein Fußball solange ich lebe, du spielst Hockey"

Der UHC Hamburg ist derzeit Europas beste Hockeymannschaft, zweimal hintereinander gelang der Gewinn der Europa League, dem Äquivalent zur Champions League im Fußball. In der Bundesliga ist der UHC momentan Tabellenvierter. Hält sich die Mannschaft von Trainer Schultze auch in den nächsten vier Spieltagen unter den besten acht Teams, kann sie in den Playoffs weiter um den Titel kämpfen.

Im April spielt der UHC im Achtelfinale der Europa League gegen den holländischen Traditionsverein HC Bloemendaal. "Das wird ein Spektakel", sagt Linnekogel, "da sind wir alle heiß drauf. Die drehen durch in Holland." Hockey ist dort Nationalsport. Während in Deutschland bei Top-Spielen gerade mal 500 Zuschauer ans Feld kommen, strömen in den Niederlanden bis zu 8000 Fans ins Stadion. Auch für den Trainer ist das etwas Besonderes: "Das ist eine phantastische Atmosphäre."

Für die deutschen Auswahlmannschaften, von der U18 bis zum A-Kader der Nationalmannschaft, stellt der UHC Hamburg aktuell 16 Spieler. Auch Linnekogel spielt seit zwei Jahren für Deutschland. Zurzeit in der U21, in die er schon mit 17 Jahren berufen wurde. Sieben Mal lief er dort auf: Verletzungen, schulische Verpflichtungen oder Termine mit dem Club haben seinen internationalen Durchbruch bisher verhindert. Doch Linnekogel hadert nicht damit, sondern blickt in die Zukunft: "Mein Ziel ist Olympia 2016." Dass er seinen Weg gehen wird, glaubt auch UHC-Trainer Schultze: "Die Entwicklung wird auf jeden Fall ihren Lauf nehmen, da darf man jetzt nicht ungeduldig werden."

Athletiktraining mit Autoreifen

Linnekogel ist ein gelassener Typ. Glaubt man seinem Kumpel und Clubkollegen Marco Miltkau, 20, liegt das vor allem an den südländischen Wurzeln. Statt aufbrausendem Temperament hat Linnekogel die lockere Lebenseinstellung aus seinem Heimatland mitgebracht. Zum Hockey stiftete ihn seine Großmutter an, die erst einmal seine Fußballbegeisterung unterbinden musste. "Du spielst kein Fußball solange ich lebe, du spielst Hockey", hatte sie gesagt. Der Enkel folgte ohne Widerstand und begann beim Rahlstedter HTC, den sein Großvater als Präsident leitete. Schnell fand er so viel Gefallen an dem Sport, dass er ihn professionell betreiben wollte und zum UHC wechselte.

An vier Tagen in der Woche wird trainiert: Stock-, Kraft-, Athletiktraining und Videoanalyse. Dann sieht man die Spieler des UHC auch schon mal mit Autoreifen über den Platz rennen. "Ich mag die Abwechslung, es wird nie langweilig", sagt Linnekogel, "bei uns gibt es immer was zu lachen." Im Sommer wird er sein Abitur machen und danach in einer Sportfördergruppe seinen Wehrdienst leisten. Dann will Linnekogel studieren. "Sportmanagement vielleicht, das interessiert mich", sagt er.

"Das wäre die Krönung der Saison"

Wenn am Samstag um 16 Uhr das erste Rückrundenspiel auf dem Feld des Uhlenhorster Hockey-Clubs angepfiffen wird, geht es aber zunächst um eines: mit einem Sieg gegen den Club an der Alster den Playoffs ein Stück näher zu kommen, um dann in den Finalspielen endlich Deutscher Meister zu werden.

Große Baustellen sieht Trainer Schultze nicht in seiner Mannschaft, die in den vergangenen zwei Jahren immer gegen Köln im Finale stand - und jedes Mal verlor. "Sollte es diesmal mit dem Titel klappen", sagt Trainer Schultze, "dann wäre das die Krönung der Saison."

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