Sascha Rose

Journalist, Finanzredakteur, München

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Contracts for Difference : So lauten die heiligen Gebote des CFD-Handels - Finanznachrichten

Hebelprodukte wie CFDs können riesige Gewinne bringen, bergen aber auch das Risiko äußerst schmerzhafter Verluste. (©iStockphoto.com/spanteldotru )

CFDs sind verführerisch, ohne Zweifel. Ihr Hebel kann Anlegern astronomische Gewinne bescheren - oder höllische Verluste. Damit das erste Investments in die Hebelprodukte nicht in die Hose geht, sollten sich Investoren an diesen acht Geboten des CFD-Handels orientieren.

Wie kommt man relativ schnell und legal an sehr viel Geld? Erstens: reich heiraten. Zweitens: unheimlich viel Glück beim Lottospiel haben. Drittens: in Contracts for Difference (CFDs) investieren. Da reicht es aus, dass der Dax um ein Prozent steigt, und Anleger verdoppeln mal eben ihren Einsatz. Klingt verlockend, oder? Das Dumme ist nur, dass man damit auch sehr viel Geld verlieren kann.

„Anfänger versuchen oftmals, ohne ausreichendes Basiswissen CFDs zu handeln", erklärt Friederike an Mey von CMC Markets. Für Roman Krutyanskiy von Admiral Markets fehlt dabei häufig „das Verständnis, wie der Handel auf Margin-Basis überhaupt funktioniert". Die Folgen: Risiken werden nicht erkannt oder ernst genommen, Kosten gern vernachlässigt. Außerdem machen sich Anleger nur wenig mit der Bedienung der Handelsplattform und den Eigenheiten des CFD-Handels vertraut. Damit der Start in die Welt der CFDs zum Erfolg wird, sollten Anfänger unbedingt folgende Regeln beachten:

1. Chancen und Risiken im Auge behalten! 

CFDs sind spekulative Investments, mit denen Anleger überdurchschnittlich von steigenden (long) oder fallenden (short) Aktien-, Index-, Rohstoff-, Anleihen- oder Wechselkursen (Basiswert) profitieren können. Die Idee: Statt für eine Aktie den vollen Preis zu hinterlegen, wird nur ein Bruchteil davon bezahlt - die sogenannte Margin. Beträgt sie ein Prozent, ergibt sich ein Hebel von 100 (100 geteilt durch eins). Steigt oder fällt also der Kurs der Aktie um ein Prozent, steigt oder fällt der Wert des CFD um 100 Prozent. Allerdings wirkt der Hebel stets in beide Richtungen. Wer beispielsweise auf eine Aktie „long" ist, deren Kurs aber fällt, verliert überdurchschnittlich viel Geld. 

2. Bekannte Wertpapiere bevorzugen! 

Wer mit CFDs handelt, muss einschätzen können, wie sich der Basiswert entwickelt. Das sollte bei Standardwerten wie Allianz, BMW oder Nestlé deutlich einfacher sein als bei einem Minenbetreiber aus Chile. Auch große Indizes wie Dax, Euro-Stoxx-50, S&P-500, FTSE-100, CAC40 oder Nikkei sind ein guter Einstieg. Bei Rohstoffen eignen sich etwa Gold und Öl. Von Währungen, Anleihen und Optionen sollten Anfänger zunächst die Finger lassen. 

3. Mit niedrigen Hebeln beginnen! 

Mit der Höhe der Margin bestimmen Anleger, wie viel eigenes Geld sie als Sicherheit hinterlegen, wenn sie einen CFD kaufen. Es gilt: Je kleiner die Margin, desto größer die Hebelwirkung - umso höher aber auch das Risiko. Anfänger sollten also mit einem möglichst niedrigen Hebel starten. Auch die Positionsgröße selbst sollte im Verhältnis zum insgesamt noch verfügbaren Kapital nicht zu groß ausfallen. Heißt: Wer auf ein CFD-Konto 10.000 Euro eingezahlt hat, sollte nicht gleich CFDs für 5000 oder 7000 Euro handeln. Tipp: Bei einigen CFD-Anbietern gibt es gerade für Anfänger spezielle Konten mit verringertem Risiko - sei es, dass es Einschränkungen bei der Margin gibt oder kleinere Mindesthandelsgrößen (Lots) gelten. 

4. Margin Calls beachten! Eine Besonderheit von CFDs ist die Nachschusspflicht. Verlieren Anleger mehr Geld, als sich auf dem Konto befindet, müssen sie neues Geld einzahlen (nachschießen). Ansonsten wird die Position zwangsweise geschlossen. Vorher gibt es jedoch Warnsignale, sogenannte Margin-Calls: Dahinter verbirgt sich die Aufforderung, die Position selbst zu schließen oder das Konto rechtzeitig aufzufüllen. 

5. Konsequentes Risikomanagement betreiben! 

Das Risiko, mit CFDs Geld zu verlieren, lässt sich in aller Regel nicht ausschließen. Anleger können es jedoch eingrenzen. Der einfachste - und auch effektivste - Weg sind Stoppkurse. Die meisten CFD-Anbieter stellen dafür verschiedene Order-Arten zur Verfügung. Eine Stop-Loss-Order beispielsweise sorgt dafür, dass eine CFD-Position automatisch aufgelöst wird, sobald der Basiswert - etwa eine Aktie - ein bestimmtes Kursniveau erreicht. Wichtig: Nur bei einer Order mit einem garantierten Stoppkurs können Anleger sicher sein, dass zu diesem Kurs verkauft wird. Eine Stop-Loss-Order lässt sich übrigens auch mit anderen Order-Arten koppeln. Beispiel: Sobald eine Kauf-Order mit Limit ausgeführt wird, setzt das Handelssystem automatisch den gewünschten Stoppkurs (If-Done-Order). Gregor Kuhn von IG Markets ist überzeugt: „Eine Stop-Loss-Order ist bei einer CFD-Positionseröffnung das Nonplusultra, um Verluste zu begrenzen." Wo der Stopp liegen soll, hängt unter anderem von den Kursschwankungen (Volatilität) des Basiswerts ab. Außerdem sind die Auswirkungen auf das Depot zu berücksichtigen. Heißt: Beträgt der Hebel eines Aktien-CFDs 100, würde ein gewöhnlicher Stoppkurs, der zehn Prozent unter dem Aktienkurs liegt, beim CFD selbst zu enormen Verlusten führen - bis hin zur Nachschusspflicht (s. Beispiel-Trade auf Seite 55). 

6. Mit Handelsplattformen vertraut machen! Jeder CFD-Anbieter stellt eine spezielle Handelsplattform bereit. Anleger können so CFDs bequem übers Internet kaufen und verkaufen. Entweder muss dafür eine Software installiert werden, oder der Handel erfolgt via Webbrowser des heimischen PCs. Immer häufiger funktioniert das Ganze sogar auf Smartphones oder Tablet-PCs. Was das Angebot, die Leistung sowie Bedienung angeht, gibt es jedoch große Unterschiede. Finden Sie sich auf der Handelsplattform intuitiv zurecht? Was können Sie alles verändern? Stehen Ihnen ausreichend Hilfsmittel zur Verfügung wie etwa eine Chartanalyse? Was kostet das? Generell empfiehlt es sich, mit einem Demo-Konto zu beginnen. Dort können Anleger mit Spielgeld die Wirkung des Hebels kennenlernen und sich mit gängigen Begriffen wie Lot oder Pip vertraut machen. Tipp: Üben Sie so, als würden Sie mit echtem Geld arbeiten, und probieren Sie verschiedene Strategien aus! 

7. Kostenlose Schulungen mitnehmen! 

 Bei nahezu allen CFD-Anbietern gehören mittlerweile Seminare vor Ort oder im Internet (Webinare) zum Standardangebot. Die sind in sehr vielen Fällen kostenlos und immer unverbindlich. Anfänger lernen dort die Grundlagen des CFD-Handels sowie typische Fehler kennen und können gleichzeitig Fragen stellen. Selbst CFD-Profis nutzen die Möglichkeit regelmäßig. 

8. Zuverlässigen Anbieter wählen!

Das ist leichter gesagt als getan. Eine erste Hilfestellung bieten Erfahrungsberichte in Internet-Foren. Ansonsten gilt: Gute CFD-Anbieter punkten mit einem großen Angebot, einer deutschsprachigen Kunden-Hotline und im Idealfall auch mit einem direkten Börsenzugang (DMA). Langjährige Erfahrungen im CFD-Geschäft sind ebenfalls ein Indiz für Qualität. Und was ist mit der Einlagensicherung? Liegt der Hauptsitz in Deutschland, gelten die gesetzlichen 100 000 Euro; bei ausländischen Anbietern sind es in aller Regel 48 000 britische Pfund. Wichtig auch: Werden die Kundengelder getrennt vom Vermögen des CFD-Anbieters aufbewahrt? Nicht zuletzt sollte der CFD-Handel auch in stürmischen Börsenzeiten reibungslos funktionieren und der Abstand zwischen An- und Verkaufskurs (Spread) zu jeder Zeit annähernd konstant bleiben. Finanzierungskosten spielen vor allem bei CFD-Positionen, die länger als einen Tag gehalten werden, eine wichtige Rolle.


 Von Focus-Money-Redakteur Sascha Rose Zum Original