Sarah Stein

Head of Search Experience, SWR, Mainz

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Valentinstag: Wie aus der ersten Verliebtheit Liebe wird

Koblenz. Blumen, Süßigkeiten oder Schmuck: Auch in Koblenz und der Region überraschen sich viele Paare heute mit Aufmerksamkeiten, die ihre Liebe beweisen sollen - es ist Valentinstag. Der Tag geht auf die Legende von Bischof Valentin zurück, der im 3. Jahrhundert Liebende traute, die nach dem damaligen kaiserlichen Befehl hätten unverheiratet bleiben müssen. Den Frischvermählten schenkte der Bischof Blumen aus seinem Garten. Dieses Ritual lebt auch heute noch.


Von unserer Reporterin Sarah Kern

Dass Rituale für eine glückliche Beziehung wichtig sind, betont Torsten Reters. Er ist Buchautor und Liebesexperte und gibt regelmäßig Beziehungsseminare an der Koblenzer Volkshochschule. Über Liebe und Ehe hat er promoviert. Reters findet, kleine Liebesbeweise zum Valentinstag schaden nicht. Aber gemeinsam zu Abend zu essen, den Alltag zu teilen, ist für das Beziehungsglück viel wichtiger.


So sehen es auch Lucie (66) und Ewald Rindsfüßer (70) aus Kastdorf im Rhein-Lahn-Kreis. Sie teilen ihr Glück seit 45 Jahren. Das Paar ist sich 1966 in einem Tanzlokal, dem Taunustreff, zum ersten Mal begegnet. "Für mich war es Liebe auf den ersten Blick", sagt Ewald Rindsfüßer. Sie ist ihm gleich aufgefallen. "Ich musste sie wiedersehen, die Chemie zwischen uns stimmte."


In einer Zeit, in der man keine Handynummern austauschen oder die neue Bekanntschaft zu seinen 500 weiteren Facebook-Freunden hinzufügen konnte, war erst mal Warten angesagt. "Ob sie eine Woche später wieder im Taunustreff war, da konnte ich nur drauf hoffen", sagt Rindsfüßer. Lucie war am darauf folgenden Samstag da. Auch sie wusste: "Das ist der Mann, mit dem ich mein Leben verbringen will." Die Rindsfüßers verliebten sich im Taunustreff vor fast 50 Jahren. Aus Verliebtheit wurde Liebe, eine Ehe, eine Familie mit einem Sohn.


Verheiratet sind in Koblenz rund 45 000 Menschen. Gemessen an der Gesamtbevölkerung der Stadt, sind das laut Statistischem Landesamt 40,5 Prozent. Fast die Hälfte der Koblenzer im heiratsfähigen Alter lebt in einer Ehe. Aber Statistik sagt noch lange nichts über Liebe, Glück und Dauer einer Beziehung aus.


Wie ein Paar es schafft, aus Verliebtheit Liebe werden zu lassen, weiß Torsten Reters. Er sagt, Glückshormone tragen eine Beziehung durch die erste Phase. Diese Euphorie in eine dauerhafte Beziehung mitzunehmen, sei gar nicht so einfach. Vor allem, wenn die rosarote Brille erst mal weg ist. Seine These: "Aus Verliebtheit kann Liebe werden, wenn Lebensplanungen verschmelzen."


Ewald Rindsfüßer sieht darin das Problem der vielen Trennungen bei den Jüngeren. "Die sind alle zu egoistisch. Jeder macht seine eigenen Pläne." Das Geheimnis der langen und glücklichen Beziehung der Rindsfüßers ist, so das Ehepaar, dass jeder sein eigenes Leben hatte, mit einem eigenen Beruf. Die freie Zeit aber, die hat ihnen immer gemeinsam gehört. So sieht das auch Liebesexperte Reters: "Wenn Paare miteinander immer wieder spannende Dinge unternehmen, bleiben sie füreinander interessanter - und die Liebe dauert."

Nathalia Wagner (22) und Oliver Collmann (24) sind erst seit zwei Monaten ein Paar. Die Studenten aus Koblenz haben sich über Freunde kennengelernt. "Ich war noch nie zuvor verliebt", erzählt Collmann, "Nathalia hat mich einfach umgehauen." Wagner sagt, die Chemie zwischen ihnen stimmt - es sei einfach alles perfekt. Mit Oliver kann sie lachen, tiefgründige Gespräche führen und mit ihm ihre Hobbys teilen.


" Gleich und Gleich gesellt sich gern, lässt Beziehungen eher gelingen", ist Torsten Reters überzeugt. Paul Watzlawick, ein Kommunikationsexperte, glaubt, dass selbst wenn man zwei Menschen mit identischen Charakteren zusammenbringen würde, nicht vorhersehbar wäre, wie die Beziehung verläuft. Am Ende lässt sich das Leben nicht prognostizieren.

Für Wagner und Collmann ist der heutige Samstag der erste gemeinsame Valentinstag. Allzu wichtig ist er ihnen nicht, Nathalia Wagner hofft aber trotzdem, etwas geschenkt zu bekommen: am liebsten Blumen.

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