Torsten Reters hat über Liebe und Ehe promoviert. Er gibt Flirt-Seminare für Männer. Unter anderem an der Volkshochschule in Koblenz. Hier erzählt er uns, wie eine Beziehung dauerhaft funktionieren kann.
1. Ob eine Beziehung „funktioniert" oder nicht ist Glückssache. Doch ob ein Paar glücklich ist oder nicht, ist Ansichtssache! Auch die glücklichen Paare können 60 % ihrer Probleme nicht lösen. Aber sie sehen ihre Malaisen viel unverkrampfter als die Unzufriedenen. Glückliche Paare suchen die Schuld für Schwierigkeiten nicht beim Partner, sondern in widrigen Umständen: Nicht der Gatte ist schuld, dass er zu spät zum Essen kommt, sondern sein Chef (wegen spontan verordneter Überstunden). Die Unzufriedenen machen ausschließlich den üblen Charakter des Partners für all das verantwortlich, was in der Beziehung schief läuft: Das Zuspätkommen wäre hier das Resultat eines vermuteten Seitensprungs. Die Glücklichen schirmen das Idealbild vom Partner gegen derartige Entgleisungen im Alltag ab - und freuen sich, dass der Partner - trotz Verspätung - wohlbehalten zu Hause angekommen ist.
2. Beziehungen sind wie das Spiel „Schiffe-Versenken": Wer sich merkt, wo die Bomben platziert sind, gewinnt! Die glücklich Liebenden wissen, welche Dinge miteinander nicht gut klappen - und lassen es fortan, solche Minenfelder zu betreten: „Niemals gemeinsam zu IKEA" kann so zur Formel für die „goldene Hochzeit" werden. Die Unzufriedenen hingegen bevorzugen Nicht-Funktionierendes immer wieder zu versuchen bzw. Problematisches immer wieder zu diskutieren (obwohl es - außer Ärger - keinen Erfolg bringt). Oder das Gegenteil: sie leben im Glauben, Dinge würden besser, ohne einmal klar und deutlich etwas anzusprechen, was das Gegenüber offensichtlich noch nicht bemerkt hat!
3. Glückliche Paare reden viel miteinander, aber nicht primär über ihre Probleme. Daher kennen sie sich besser und ihre Vorschläge treffen auf weniger „Bombenfelder": Bei den Zufriedenen kommen von 5 positiv gemeinten Gesprächsbeiträgen nur einer negativ beim Visavis an, die Unglücklichen nerven sich durch ein Vorschlagsverhältnis von 2:1. Jeder zweite positiv gemeinte Gesprächsbeitrag „explodiert", nervt.
4. Wenn Paare miteinander immer wieder spannende Dinge unternehmen, bleiben sie füreinander interessanter - und die Liebe dauert, riet schon Erich Fromm in den 1950er-Jahren. Paare, die sich gut kennen, handeln sensibler, als Menschen für die der Partner ein unbeschriebenes Blatt ist. Resignative Reife hilft: Paare erkennen, dass sie sich, den Partner und ihre Probleme nicht ändern können; und es reicht Ihnen, sich gut Freund zu sein und sich gegenseitig zu unterstützen. Wer glaubt, den oder die Richtige fürs Leben gefunden zu haben, ist zufriedener als der Zweifler!
1. Die sexuelle Lust lässt nach! In der Phase der Verliebtheit ist man auf Nähe aus - und sieht man sich, möchte man sich am liebsten die Kleider vom Leib reißen und Sex miteinander machen.... Dadurch dass man Zärtlichkeit austauscht und sich Nahe ist, verändert sich aber die Bio-Chemie im Körper: Statt der Amphetamine (in der Verliebtheitsphase) werden jetzt Opiate ausgeschüttet. Statt sexueller Hitze umspielt eher ein wohliges Gähnen die Lippen (im Tierreich mit der Funktion, Aggressionen zu dämpfen, damit man es länger miteinander aushält). Im Mittelalter galt die Ehe als probates Mittel gegen allzu viel sexuelle Gelüste.
2. Die Lebensplanungen verschmelzen! Man wird füreinander zum Sinnlieferanten und Bezugspunkt eines gemeinsamen Lebens. Aus zwei Ichs entsteht ein „Wir" in der alltäglichen Orientierung: Ich treffe mich nicht mehr mit meinen Freunden, so wie es mir gefällt, sondern wie es „uns" ins Muster unserer Beziehung passt. Der Aufbau einer Beziehung ist abgeschlossen und muss gegen den" Rest der Welt" verteidigt werden. Leider gehören die Einzelinteressen der Liebenden auch zum „Rest der Welt!
Nein!. Beziehungen sind keine Einbahnstraße ins Glück! Wir können darin genauso glücklich oder unglücklich sein wie im Single-Leben. Der Soziologe Niklas Luhmann hat Liebe als „Passion" im doppelten Sinne bezeichnet: als (sex.) Leidenschaft und als etwas, das Leiden schafft. Man sollte sich fragen, wie man sich in seiner Lebenssituation tatsächlich fühlt und was man sich wirklich(!) vom Leben erhofft. Im Leidensfalle muss dann etwas verändert werden. Aber das gilt für Singles ebenso wie für Menschen in einer Paarbeziehung. Solche Fragestellungen werden gerne in meinen Seminaren reflektiert, aber auch in meinem demnächst erscheinenden Buch „Warum Vegetarier keine Currywurst essen?".Da geht es um Fragen der Lebenskunst für Singles und Paare zwischen Firma und Familie.
Wie kann es gelingen, ein Leben lang treu zu sein?Untreue ist normal. D.h. sie kommt in allen Kulturen vor (auch wenn sie unter Strafe steht).Dazu ist sie wohl Sache des Naturels und des Charakters: Manche Menschen zieht es sexuell zu anderen, um sich auch außerhalb der Beziehung zu beweisen oder um ihre Autonomie gegenüber der seelisch verschlingenden Wirkung von Beziehungen zu behaupten. Am besten: Setzte dich keinen Gelegenheiten zur Untreue aus! Geh ins Kloster! Meide Alkohol, Reisen und Partys .Trage Burka!
Letztlich ist „Treue" ein moralisches Ideal, über dessen Umsetzung man in der Beziehung diskutieren sollte. Seitensprünge führen selbst in sog. „offenen Beziehungen" zu großem Unwohlsein bei dem daran nicht beteiligten Beziehungsteil. Das Bestehen auf sexueller Treue in einer Beziehung ist auf jeden Fall eine Strategie, die unser Nervenkostüm erheblich schonen kann, und einen Teil von Irritationen fern halten kann.
Wenn Paare wissen, was sie mögen und sich bestimmte Rituale des Wohlfühlens gönnen, ist das nie verkehrt. Die gemeinsame Einnahme von Mahlzeiten ist für das Beziehungsglück viel wichtiger als tiefsinnige Gespräche, erkannte der Paartherapeut John Gottman. Vor allem hilft es, Phasen für Zweisamkeit einzuplanen, wenn Kinder das Liebesleben erschweren. Dann kommen Theaterabende und Kuscheleinheiten oft zu kurz. Auch Spontaneität ist in der Familienphase nicht immer passend. Da helfen feste Zeiten im Terminkalender für Wellness-Wochenende in der heimischen Badewanne oder was immer. Verwöhn-Rituale als Liebesbeweis schaden natürlich auch am Valentinstag nicht.
Hier gibt es Informationen zu Dr. Torsten Reters.