Sarah Stein

Head of Search Experience, SWR, Mainz

1 Abo und 1 Abonnent
Artikel

Auf den Laufsteg, bitte! Der schicken Buben vom Betzenberg entpuppen sich als Augenweide in der Bundesliga

Von SARAH KERN 

Blau-weiß-rot gemustert, gelb-schwarz geringelt, nichts ist Unmöglich in der Fußballmode. Der 1. FC Kaiserslautern hat es allerdings mit den neuen Trikots geschafft, sich in die Herzen der Frauen zu schießen. 

Saarbrücken. „Zieht den Bayern die Lederhosen aus, Lederhosen aus, Lederhosen aus, hmhmhm...“ Es ist doch immer die selbe, sich hartnäckig ins Ohr beißende, durchs Stadion wabernde Schunkelmelodie von den tosenden Rängen der grünen Tempeln hinab, die sich, leider leider, bisher niemand wirklich zu Herzen genommen hat. Ne, ausgezogen hat sich ein Ballack oder ein Scholl noch nie auf dem Platz. Lederhosen haben sie sowieso viel zu selten an. Eigentlich schade. Was spricht denn dagegen, dass die Münchner sich vor einem Spiel gegen Real Madrid in ihren Nationalstolz pellen. Wäre doch toll, wenn sich Oliver Kahn in Lederhosen als das Abbild des Ur-Deutschen in die Köpfe der feinen Madrider Modegesellschaft eingräbt? Aber gemach gemach, natürlich kickt die Hitzfeld-Truppe nicht in beigefarbenen Lederhosen mit zarten Blumenverzierungen auf den strammen Hosenträgern. Es sind auch keine fest geschnürten braunen Wanderschuhe, aus denen rot-grün-weiß karierte Kniestrümpfe spitzen, in denen die Jungs so gekonnt leichtfüßig dribbeln. Den Ball gekonnt versenkt mit Wandertretern? „Zieht den Bayern die Lederhosen aus?“ Das können sie von den Rängen solange grölen, wie sie wollen. Nee, die Jungs bleiben schön angezogen und zwar im langweiligen Schlabber-Fußball-Outfit. Leider! Da bleibt eigentlich nur noch die vergebliche weibliche Hoffnung auf die Mode-Designer der Fußball-Trikot-Haute-Couture. Also, liebe Fans: Singt doch mal: „Wir kleiden die Bayern heute komplett neu ein, heute komplett neu ein, heute komplett neu ein.“ Wär doch mal was Neues! Oder, Herr Ballack? Fühlen sie sich etwa wohl in Pluderhosen, die schrecklich bieder jeglichen Blick auf ihre muskulösen Oberschenkel verwehren? Ungebrochener bayrischer Nationalstolz hin und Lederhosen-Fanatik her, eines muss jetzt mal festgehalten werden: Der Fußball-Klamotten-Misere muss deutschlandweit der erbitterte Kampf angesagt werden. Schließlich sollte doch der Nationalsport nicht nur Männerherzen erquicken. Und überhaupt: Welcher Mann versteckt gerne unter T-Shirt Größen in XXL das, was er zu bieten hat? Dabei war es schon mal besser, richtig sexy sogar. In den 60er Jahren waren Trikots und Hosen so super knapp wie der revolutionäre Mini-Rock. Mann zeigte kokett viel Bein. Schrill rot und grün leuchteten die dazugehörigen Trainingsanzüge aus weicher Baumwolle und schmiegten sich eng an die gestählten Körper. Es gab keine elektrisierenden Synthetik-Anzüge, die bei der kleinsten Reibung die Haare in sämtliche Richtungen schnellen lassen. Und was mal gut war, kommt wieder. Retrostyle nennt sich das dann. Beispiele gefällig? „Was ist grün und stinkt nach Fisch“, gellt es ab und an und immer dann, wenn die Nordlichter aus Bremen über den Rasen fegen. „Aber das ist doch falsch und anmaßend“, müsste der brasilianische Kugelblitz Ailton entrüstet zurückschreien und einiges richtig stellen: „Was ist grün und hat gelernt sich anzuziehen?“ Zumindest einigermaßen, die farbliche Zusammenstellung lässt zu wünschen übrig und Ailton schaut aus, als sei er in sein Trikot geschossen worden. Da gibt es noch Verbesserungsbedarf bei den Werderanern. 

Aber wenn der 100 Meter lange und 50 Meter breite grüne Teppich ein Laufsteg wäre und die gleißenden Flutlichter eine wundervolle Atmosphäre zaubern würden, dann hätte genau eine Mannschaft in der Bundesliga das Recht darüber hinweg zu schweben: Der 1. FC Kaiserslautern. Die sehen inzwischen dank eng anliegendem Muskelshirt teuflisch scharf aus. Wie wärs denn, liebe Fans? „Zieht den Lauterern die neuen Trikots aus...!“