Sandra Will

Freie Journalistin, Humanistin, Arbeiterkind, München, München

1 Abo und 1 Abonnent
Artikel

Golfsport: So sparen Sie beim Einstieg viel Geld - WELT

Golf gilt in Deutschland als Elitesport. Doch man muss nicht reich sein, um sich das Hobby leisten zu können. Diese Rechnung zeigt: Ausrüstung, Mitgliedschaften und Kurse gibt es auch zu günstigen Preisen.

Meist sind es Ärzte, Rechtsanwälte oder Unternehmer. Sie eint ihr Vermögen und das Interesse an guten Geschäften, Kontakten oder auch nur die Möglichkeit, wochentags frei zu machen. Der Ruf des Elitären eilt dem Golfsport dadurch voraus. Normale Menschen glauben, sich teure Mitgliedschaften in Golfclubs gar nicht leisten zu können. Und doch: Golf muss nicht automatisch teuer sein.

Weniger als ein Prozent der deutschen Bevölkerung sind als Spieler registriert. Das ist vor allem in Ländern des Commonwealth, aber auch in Skandinavien oder Teilen Asiens ganz anders. Auch in Deutschland, das mag Skeptiker überraschen, gibt es Möglichkeiten, preisgünstig Golf zu spielen - wenn man ein paar Dinge beachtet.

Für absolute Einsteiger ist der erste Schritt ein Schnupperkurs, häufig ist er bereits für 20 Euro zu bekommen, häufig gibt es auch Gutscheine. Entscheidet sich der Spieler danach dafür, den Sport richtig zu betreiben, macht er einen Platzreifekurs. Er lernt dann neben der richtigen Schlagtechnik vor allem auch die Regeln und die Etikette. Die meisten Clubs erwarten eine bestandene Platzreife, bevor sie Spieler auf ihre Plätze lassen. Es gibt einige wenige öffentliche Plätze, wo man ohne jede Platzreife spielen darf und sich neben dem Greenfee (quasi Eintritt) für etwa 40 Euro für weitere 15 Euro auch Schläger leihen kann.

Für mindestens acht Stunden Training, in Gruppen teilweise sogar doppelt so viele, inklusive Prüfung und Urkunde, zahlt man beim Platzreifekurs zwischen 120 und 500 Euro. Manchmal wid die Gebühr sogar angerechnet, wenn man sich im Anschluss in dem jeweiligen Club für eine feste Mitgiedschaft entscheidet.

Beim Platzreifekurs werden Leihschläger verteilt. Der Anfänger muss sich lediglich einen Handschuh für 15 Euro und eine Pitchgabel für fünf Euro anschaffen, mit ihr bessert er Löcher auf den sensiblen Grüns rund um die Fahne aus, die durch das Landen der Bälle entstehen. Wer vor der Prüfung ein paar Mal trainiert, benötigt Rangebälle, sie kosten etwa drei bis vier Euro pro Eimer, bei sechs Trainingseinheiten also 20 bis 24 Euro. Private Trainerstunden kosten mindestens 40 Euro, sind für das Bestehen der Prüfung aber nicht nötig. Man kann also durchaus unter 200 Euro bleiben, um die Platzreife inklusive aller Nebenkosten zu bekommen.

Wer den Sport im Club weiter betreiben möchte, benötigt eine eigene Ausrüstung. Golfsets mit bis zu sieben Schlägern inklusive Bag gibt es beim Sport-Discounter oder gebraucht ab 230 Euro, neue Einsteigersets kosten etwa 500 Euro. „Beim Schlägerkauf empfehle ich Anfängern immer auch über gebrauchtes Equipment nachzudenken. Oft gibt es für wenig Geld qualitativ hochwertiges Material, das dann auch länger gespielt werden kann als die billigen Einsteigersets", sagt Jörg Schlockermann vom Vorstand des Deutschen Golf Verbands (DGV).

Ein Set aus 25 Golfbällen kostet 40 Euro. Tipp: Einige Clubs bieten in ihren Proshops sogenannte Lake-Balls an, das sind aus Teichen geangelte Bälle. Eine Tüte gemischter Marken gibt für 10 bis 20 Euro. Sie reichen dem Anfänger allemal.

Extra Golf-Kleidung kann sinnvoll sein und ist teilweise sogar ein Muss. Auf den meisten Plätzen sind Shirts mit Kragen Pflicht, Hosen und Jacken mit Taschen sind praktisch für das Spiel, je nach Jahreszeit wird ein Basecap, Regen- oder Windschutz benötigt. Insgesamt kann der Einsteiger mit 150 Euro rechnen, weitere 70 Euro fallen für Golfschuhe an. Die sind wichtig, weil sie unten kleine Noppen haben und dadurch beim Schlag einen besseren Stand bieten. Die Kosten zur Erstanschaffung der Ausrüstung belaufen sich somit auf knapp 500 Euro, sofern auf günstige Produkte zurückgegriffen wird.

Die Investition kann aber auch um ein Vielfaches größer ausfallen. Ein Golf-Poloshirt von Hugo Boss gibt es für 140 Euro, Ecco-Schuhe mit Spikes für 240 Euro und wer seine Tasche lieber von einem elektrisierten Trolley fahren lässt, statt sie selbst zu tragen, zahlt weitere 1400 Euro. Eine Spielerei wie die GPS-Golfuhr von Garmin, die Entfernungen auf dem Platz darstellt und den Schwung des Trägers analysiert, kostet 549 Euro.

Für die Clubs wird oft eine Aufnahmegebühr fällig

Der Preis für die Mitgliedschaft in einem Golfklub, die auch für Turnierteilnahmen und die Verwaltung des Handicaps benötigt wird, variiert stark. Die kostengünstigste Variante ist eine Fernmitgliedschaft, diese gibt es ab 120 Euro jährlich und beinhaltet einen DGV-Ausweis.

Die Fernmitgliedschaft macht Sinn für Sportler, die unregelmäßig oder auf vielen verschiedenen Plätzen spielen. Sie beinhaltet nämlich keine Greenfee oder Rangefee, heißt: Sowohl zum Trainieren als auch zum Spielen muss jedes Mal ein weiterer Betrag (quasi Eintritt) bezahlt werden. Je nach Klub kommen Kosten ab 25 Euro hinzu, wie zum Beispiel für ein 9-Loch-Spiel unter der Woche auf der Golfrange bei Nürnberg. Spielt ein Gast am Wochenende ein 18-Loch-Spiel beim Düsseldorfer Golf Club, zahlt er 100 Euro.

Als festes Mitglied eines Clubs entfallen diese Gebühren, es kann beliebig oft trainiert und gespielt werden. Die günstigste Variante gibt es ab 600 Euro jährlich. Für mittelklassige Clubs in Ballungsgebieten steigt der Betrag auf über 1000 Euro, oftmals gibt es eine Aufnahmegebühr. Diese liegt beim Berliner Golfclub Pankow bei 1100 Euro, die Jahresmitgliedschaft kostet weitere 1320 Euro. Einer der exklusivsten Golfclubs Deutschlands ist der GC Eichenried bei München. Hier kostet das Jahresspielrecht über 3000 Euro, die Aufnahmegebühr liegt bei 9000 Euro.

Anders als im Breitensport muss der Einzelne für die Teilnahme an einem Turnier keine Gebühr zahlen, für Nicht-Mitglieder des Veranstalterclubs liegen die Kosten ab 30 Euro. Hat man die Platzreife also einmal hinter sich, belaufen sich die jährlichen Kosten mit einer günstigen Fernmitgliedschaft bei einem Dutzend Mal spielen pro Jahr auf unter 1000 Euro. Im Vergleich dazu ist Wintersport kaum günstiger: ein einwöchiger Skiurlaub zum Beispiel im Drei-Sterne-Hotel inklusive Skipass und eigener Ausrüstung kostet pro Person ähnlich viel.

Zum Original